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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Kombination. Stell dir das mal vor!«
    Ronsard war nicht erschüttert. Ein unbedeutendes Zittern der Haut, ein zaghaftes Wedeln des Schwanzes und ein Rülpser – mehr waren ihm die Neuigkeiten nicht wert. Schielin kratzte stumm die Hufe aus, legte das Halfter an und zog los. Die Sonne lag immer noch hinter Bergen und dunkelgrauen Wolken verborgen.
    »Natürlich sollte man unvoreingenommen an die Sache herangehen. Aber ein vorbestrafter Russe, der Fleisch in seine Heimat exportiert, zusammen mit gebrauchten Industrieanlangen … alles was Recht ist, da kommen mir ganz unappetitliche Bilder vor Augen und Vorurteile en masse in den Sinn.«
    Ronsard blieb abrupt stehen und stieß zweimal kräftig mit seinem rechten Fuß in den Waldboden.
    *
    Als Schielin am späten Vormittag sein Büro betrat, stutzte er, denn Lydia saß am Schreibtisch. Immerhin war es Samstag.
    »Was machst denn du hier?«, fragte er überrascht und schmiss seine Jacke über den Haken an der Tür.
    »Das gleiche könnte ich dich fragen. Ich denke du bist in der Schweiz.«
    Schielin winkte ab.
    Sie grinste hinterhältig. »Ah. Die Wasserleiche kam wohl gar nicht so ungelegen daher geschwommen, mein Lieber, he?«
    Er setzte sich schweigend und nahm sich Notebook und Terminplaner von Kandras vor, die er aus der Wohnung mitgenommen hatte.
    Lydia ätzte weiter. »Was war denn der Grund, dass du hier geblieben bist? Die beiden kleinen Pubertätsbazillen oder kommt die nette Schwägerin mit ihrer tollen Family auch zum Familientreffen? Wie war das noch mal, ihr Sohn studiert in Harvard, das viersprachige Töchterchen an der europäischen Eliteuni in Brügge … und wie lang war noch mal das neue Boot? Waren es zwölf Meter …?«
    Schielin sah erschrocken hoch. Nicht wegen der ätzenden Kommentare von Lydia. Nein. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Seine Schwägerin Katrina wollte ja tatsächlich nach Winterthur kommen. Er schnaufte erleichtert aus. Das wäre ihm fast durchgegangen, und so langsam wurde ihm auch klar, weshalb es keine großen Diskussionen mit Marja gab. Sie hatte nichts dagegen, dass er hier geblieben war. Es gelang ihm ja immer nur äußerst schlecht zu verbergen, was er von dieser alles dominierenden, geschwätzigen Geschäftsfrau aus Luzern hielt. Erst die Tour mit Ronsard und jetzt diese Entdeckung. Das hellte seine Laune zusehends auf.
    Schnell war er wieder bei der Sache, »Und was ist mit dir«, konterte er, »keine Hausarbeit mehr zu erledigen, oder Stress mit Mamas Liebling?«
    »Mamas Liebling ist irgendwo im Hinterland beim Zelten mit der Jugendgruppe, Bechtersweiler, oder die Richtung. Ist da gut aufgeräumt und wird schon alles glatt gehen. Wenn was wäre, hat er das Handy dabei. Und Christian ist nach München zum Fußball gefahren. Was soll ich also zu Hause?«
    »Und was genau machst du?«, fragte Schielin unnützerweise.
    »Ich wollte mir einfach noch mal die Akten durchlesen. Obduktionsbericht, die Sache mit der Bank und so. Vielleicht fällt mir was auf. Habe so ein komisches Gefühl. Und du?«
    Schielin verkniff sich eine Bemerkung über Lydias Gefühle. »Wollte mir das Notebook und das Notizbuch von Kandras mal genauer ansehen.« Er sah dabei auffordernd zu ihr hinüber und musste nicht lange warten.
    »Also. Erzähl schon. Was hast du rausbekommen?«
    Er berichtete von der kurzen, aber erkenntnisreichen Observation vom Vortag.
    »Oohh. Fleisch … nach Russland … auch noch von so einem. Igitt. Das sag ich dir aber gleich. Mich kriegst du nicht in so einen Schuppen rein, gell.«
    »Was für einen Schuppen denn …?.«
    »Na ja. Schlachthöfe, Fleischabfälle, Dönerbuden und so weiter. Mir reicht das schon in den Nachrichten. Ich zappe da ja schon weg. Ist ja eklig. Es vergehen einem am Ende noch die Leberkässemmeln.«
    »Wieso, die haben doch garantiert neunundvierzig Prozent Fleischanteil«, beschwichtigte Schielin.
    »Und was machst du jetzt mit der Russenmafia?«, wollte Lydia wissen.
    »Wir wissen ja noch gar nicht, ob das was mit Mafia zu tun hat.«
    Sie stützte sich mit beiden Armen auf den Tisch und lachte höhnisch. »Also das glaubst du ja wohl selbst nicht. Alles Mafia! Das sag ich dir. Die Autos, die Typen, die Vorstrafen, dann diese Hütte da draußen in der Ladestraße. Ja du lieber Himmel! Es passt doch alles. Als Sahnehäubchen noch der Kontakt mit dem Chef einer Finanzholding, und das hier, in nächster Nähe zur Schweiz. Heiligs Blechle. Eigentlich sollten wir den Fall sofort ans

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