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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Internet.«
    »Aber wozu bitte ist denn der ganze Schmotter notwendig? Offshore-Bank, Creditunion, Finanzdienstleister?«
    Lydia Naber sah ihn mit großen Augen an. »Freiheit und Unabhängigkeit. Du kannst dann eigene Pfandbriefe und Anleihen ausgeben – für welchen Zweck auch immer. Eigene Letters of Credit erstellen, Empfehlungen und Kontoauszüge drucken. Das ist doch schon was wert, oder?«
    Schielin sah sie ungläubig an. Er konnte sich nicht so recht vorstellen, wie es war, eine eigene Bank zu besitzen. Seine beiden Töchter und der Esel forderten schon all seine Kraft.
    Lydia Naber war in Fahrt. »Stell dir vor – eigene Kreditkarten! oder co-branded VISA oder MASTERCARD. Damit besteht dann die Möglichkeit, Geld zu transferieren, ohne dass man mit diesem bösen, bösen Bargeld herumtun muss. Auf diese Weise umgehst du ganz elegant die Riffe und Klippen des Geldwäschegesetzes. Was glaubst denn du, wie die irren Summen aus der organisierten Kriminalität verschoben werden? Und ich meine damit, die richtige organisierte Kriminalität und nicht diese Pipifaxheinis, die man bei uns inzwischen in den Bereich steckt. Ein paar Millionen kriegt man schon noch mit Köfferchen und Splittungen auf die Reihe. Überlege mal, was passieren würde, wenn wir in den Zügen von München nach Zürich einen Monat lang jeden Koffer aufmachen und durchsuchen würden. Da käme ein ganz schönes Häufchen zusammen. Und das nur mit den Doofen im Zug.«
    Schielin stöhnte. »Ich weiß schon, weshalb ich lieber Mord- und Totschlag mache.«
    »Ich erspare dir auch die Details in Kombination mit einer spanischen S.L. und der Panamabank. Fakt ist: wenn man über das nötige Geld verfügt und ein wenig Ahnung hat, kauft man sich eben so ein Bankenkonstrukt – von der Stange. Es gibt Kanzleien, die bieten komplette Offshore-Banken mit allem drum und dran im Internet an. Das kostet etwa fünfzigtausend Euro. Büro, Internetauftritt, Kontenführung pro Jahr noch mal fünfzehntausend Euro dazu. Mit so einem Ding verströmt man den Duft der großen, weiten Finanzwelt. Und du kannst Kreditauskünfte selbst erstellen, Bonitätsprüfungen beeinflussen.«
    Lydia Naber richtete sich auf und stellte abschließend fest: »Mit einer Bank steht dir die Finanzwelt offen. Und dann das Prestige, das damit verbunden ist, wenn man ganz locker sagen kann, das lassen wir von unserer Bank erledigen. «
     
    Schielin brauchte eine Weile, um die Informationen zu verdauen. Irgendwie kam er sich klein und unwichtig vor, als er berichtete, was er von der Sekretärin über Mondringer gehört hatte. Das war überhaupt nicht große, weite Welt.
    Lydia wusste zu seiner Überraschung über den Unfall Bescheid. »Ja. Ich kann mich daran erinnern. Es war ein fürchterlicher Unfall draußen auf der B31. Die Lindauer Zeitung hat ja groß berichtet. Der arme Kerl hatte eine Frau und kleine Kinder daheim. Er ist mit seinem Auto direkt unter die hintere Achse gerast und war wohl sofort tot.«
    »Es geht das Gerücht um, es sei kein Unfall gewesen und der Mondringer hätte das absichtlich getan«, sagte Schielin.
    Sie wog den Kopf. »Gerede eben. Wie immer, wenn so was passiert. Es reicht doch eine kurze Unaufmerksamkeit, und peng! Also, ich halte das für Geschwätz, aber wir können ja mal mit der Trachtentruppe drüber reden.«
    »Und mit seiner Familie«, fügte er hinzu.

Fleisch und Wurst
    Es war inzwischen schon spät geworden und sie gingen ins Wochenende. Für Schielin ein einsames Wochenende, denn er musste am Fall weiterarbeiten, während Marja mit den Kindern zu ihren Eltern nach Winterthur fahren würde. Ganz alleine blieb er allerdings nicht, denn wenigstens für Ronsard hatte er dadurch etwas Zeit. Er fuhr nicht den direkten Weg nach Hause, sondern steuerte über die beiden Aeschacher Kreisverkehre in Richtung Insel, wo er sich noch auf einen kurzen Hafenspaziergang mit Marja treffen wollte. Im Kreisverkehr, dieser neuen deutschen Errungenschaft, diesmal am Europaplatz direkt vor der Seebrücke, warf er einen Blick auf die Bregenzer Bucht und registrierte in den Augenwinkeln das Aufblitzen markanter Alufelgen, die zu einer S-Klasse gehörten. Kurz entschlossen drehte er noch eine Runde, ließ ein paar Autos zwischen sich und der Nobelkarosse einfädeln und folgte Kehrenbroich, der dem Seeufer folgte und vor den Bahngleisen nach rechts in die Ladestraße einbog. Schielin wunderte sich, denn er wusste, dass Kehrenbroich in Wasserburg wohnte. Und das lag in

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