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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Geländer in den Fluss . Der arme Betrunkene rührte sich nicht einmal mehr sondern lag mit seinem Gesicht im Wasser, wo er denn auch ertrank. Giancarlo gesellte sich hinter der Brücke anderen Gesellschaften zu und sprach leutselig über deren Belange, so dass man bald wieder in festen Gesprächen verwickelt war. Niemand würde sich später daran erinnern können, dass sich Giancarlo auch nur einen Augenblick von dieser Gesellschaft en t fernt hatte.
    Der tote Page war bald entdeckt, und die Nachricht dem Kardinal zugetragen.
    „Wie traurig ist es doch“, so hub er klagend seine Rede an, „ dass kleinherzige und weiche G e sellen das Lob ihres Herren nicht ertragen können und im aufblühenden Stolze zu sehr zum Weine greifen. So endet denn ein Tag, der dem Danke gewidmet sein soll und der Ehre mit einem schrecklichen Geschehnis. Doch Freunde“, so wandte sich Giancarlo an seine drei Di e ner, die den Jungen gefunden hatten, „schweigt über das Geschehnis. Wir wollen nicht die gute Laune und die verdiente Freude der anderen versauern. Es soll euer Fehler nicht sein, die Sache nicht weiter zu tragen. Sie wird uns noch zu Nutze sein. Ihr aber erhaltet als Dank für eure verschwiegene Treue als erstes dies Geschenk.“
    Aus seiner Kette brach der Kardinal ein paar Edelsteine und schenkte sie seinen treuen Di e nern. Voller Stolz und Ehrerbietung fielen sie auf die Knie und senkten das Haupt.
    „Nicht hier, ihr Schwachsinnigen“, sagte Giancarlo, „denkt daran, niemand weiß von des Bu r schen Tod. Schafft ihn fort. Ich will euch wissen lassen, wo ihr den Knaben heute Nacht hi n schaffen könnt. Es wird ein wahres Fest. Die anderen, die euch aber nach dem Pagen fragen, lasst wissen, er sei in seine Kemenate gebracht worden, wo er seinen Rausch ausschlafen könnte“.
    Seine Diener eilten beflissen, ihrem Herren die Treue zu beweisen.
    
    Im Osten der Orti Oricellari, jenseits der Stadtmauern, eilten die ersten Sonnenstrahlen über die Hügel und trafen auf die alte Kastanie, die zum Treffpunkt des Duells erkoren worden war. Sanfter Tau lag auf den Gräsern. Die ersten Vögel begannen zaghaft ihr Morgenlied. Unter der Anhöhe lag Florenz in friedlicher Stille. Die Bürger waren noch schläfrig, die meisten würden das Bett einem frühen sich Erheben vorziehen. So friedvoll war das Bild, dass es eher gescha f fen schien, Liebende aufzunehmen und zu umarmen, als sich Gedanken über ein tödliches Duell machen zu lassen.
    Marzial Frains d’Aix löste sich bald aus einem nahen Gebüsch und stellte sich unter die Kast a nie, um seinem Gegner seine Ankunft anzuzeigen. Vergeblich wartete er auf den Kontrahenten. Schon schob er die unverzeihliche Verspätung des Jünglings dessen Fest am Vorabend zu. Nach vielen Minuten wandte er sich erlöst ab. Er würde dem jungen Burschen keine Lektion erteilen müssen, von der er niemals hätte wissen können, wie sie ausgehen würde. Der Hei ß sporn könnte wahrhaftig zu seinem Schwert greifen und den Soldaten in arge Verlegenheit bringen. Darauf hätte er sich wehren müssen. Nun, da er nicht erschien, war es für alle besser so.
    Gerade wollte sich der Soldat dem Tale zuwenden, als Krieger des Großherzogs herbeieilten , um sich dem Franzosen in den Weg zu stellen. Eben noch hatte er geglaubt, der Salvori käme mit großem Troß daher, als die Soldaten des Großherzogs ihn umzingelten.
    „Ihr seid gefasst “, rief der Hauptmann. „Ihr steht unter Arrest, bis der Tod des Burschen geklärt scheint.“
    „Welcher Tod von welchem Burschen?“ rief Frains zornig aus. „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“
    „Dann sagt mir doch, was hat euch hierher geführt?“
    „Ich, ich ich bin....“
    „Schon gut“, rief der Hauptmann, „ihr seid festgenommen. Ich verhafte euch, im Namen des Großherzogs, wegen des Mordes im Duell an dem Pagen des Großherzogs, Giorgio Salvori.“
     
    Es bedurfte keines Beweises und keines gerichtlichen Verfahrens. Die hohe Kunst der Rechtswissenschaft war nicht einmal gefordert. Man sparte die Kosten für die gerichtliche Auseinandersetzung. Was eindeutig und klar war, war eben so.
    Es gab unbestechliche Zeugen, die vor dem Großherzog aussagten, sie hätten eine eifrige Ko r respondenz zwischen dem französischen Haudegen und dem Pagen seiner Hoheit festgestellt. Es gab sogar Zeugen, die berichteten, der Page habe ihnen von einem bevorstehenden Duell mit dem Frains d’Aix berichtet, wobei es um die Gunst der Picchena gehen sollte.

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