Galileis Freundin (German Edition)
aus dem reichen Geschlecht Albizzi direkt an. Der Spion des Kardinals wich entsetzt zurück und wandte sich schnell seiner Gesprächspartnerin auf seiner rechten Seite zu. Caterina lachte laut und schaute erneut den erregten Franzosen an.
Die komplizierten Gedankengänge seiner schönen Tischnachbarin brachten den Franzosen in arge Verlegenheit. Die Frau neben ihm forderte eine offene Aussage über seine moralischen Werte. Was er gewohnt war, das waren strategische und taktische Überlegungen, wie er seine Aufgaben am besten erledigen konnte. Nach Ehrlichkeit wurde da weniger gefragt. Eher wurde um die Ehrlichkeit herum operiert. Strategisches Denken und taktisches Verhalten hatten auch auf sein Privatleben übergegriffen, das musste er sich eingestehen. Ehrlichkeit und Gradlinigkeit waren des Öfteren auf der Strecke geblieben.
Frains d’Aix schob sich unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Die junge Markgräfin forderte von ihm mehr als er bei den höfischen Gesellschaften gewohnt war.
Dennoch saugte er die erotisierende Ausstrahlung seiner Nachbarin auf. Der Soldat, der seine Dienste an jeden verkaufte, der ihn gut bezahlte, suchte nach den Gründen dieses für ihn tie f sinnigen Gespräches. Ihm entging, dass er von zwei Seiten sehr aufmerksam beobachtet wurde.
An seiner linken Seite forderte ihn seine Gesprächspartnerin, die ihn in eine Falle lockte. Von der anderen Seite beobachtete der Spion des Kardinals den Fortgang des Gespräches scheinbar unbeteiligt. Doch musste dieser niedrige Denunziant seinem Herren bald einen Erfolg melden. Die lange Geduld zahlte sich aus. Die Gräfin Picchena trieb ihre Sache zielgerecht in die g e wünschte Richtung.
"Wenn ihr etwas für mich tun wollt, Frains, dann erklärt mir einfach, was euer Lohn zu sein hat."
"Ich wäre stolz, alles für euch zu tun, Gräfin Picchena. Ich stehe euch zu Diensten. Mein Lohn wäre euer Lächeln."
Caterina lachte herzhaft. Der Spion des Kardinals erschreckte sich über so viel Offenheit. Weintrunken gaben sich die Gäste gleich wieder ihren heißen und lauten Gesprächen hin.
"Frains, zeigt euren Charakter", Caterina schaute ihn durchdringend an. "Ich habe einen Au f trag für euch". Sie machte eine lange Pause, schaute den heldenmütigen Franzosen intensiv an.
"Was ist es, was ich für euch tun kann?"
"Ich bin zutiefst beleidigt worden. Ihr sollt meine Rechte wahrnehmen."
"Was heißt das, was ist das Gräfin? Ich bin gewohnt in den Kampf zu ziehen. Mich ehrlich zu schlagen. Zu kämpfen bis zum Sieg."
"Oder bis zur Niederlage."
"Oder bis zur Niederlage."
Sie wartete auf eine Reaktion des Soldaten.
"Nun verratet mir schon, was ich für euch tun darf?"
"Geht in den Kampf, mit einem Mann. Von Mann zu Mann."
"Ein Duell?"
Frains d'Aix rief diese Worte erschreckt aus. Durch den Ausruf hellhörig geworden, lauschte der Spion des Kardinals, dem Gespräch gierig, verdeckt durch die breiten Schultern des Fra n zosen.
"Nennt es, wie ihr wollt. Aber ich sehe, dass eure Worte zu Beginn eurer Rede mutiger waren, als euer Tatendrang. Vergesst es."
"Nun gut, Gräfin. Es ist nur ungewohnt. Keineswegs zu abenteuerlich. Ich bin bereit. Ich bin noch keinem Kampf aus dem Wege gegangen. Was ist der Anlass ?"
Caterina neigte sich flüsternd zu ihm. Der Spion des Kardinals mühte sich vergeblich die wic h tigsten Worte zu verstehen. Die Musiker begannen zu spielen. Alle Unterhaltungen erstarben für eine Weile oder versanken in den Klängen der Musik.
Nur die Gräfin neigte sich direkt dem Ohr des Söldners zu.
„Ein Duell mit dem Pagen Salvori, diesem da“, fügte sie hinzu und wies auf Giorgio.
„Den Knaben soll ich...?“ stöhnte er entsetzt. „Ich vergehe mich nicht an Kindern. Wenn ich den anhauche, dann fällt er um.“
„Dann haucht ihn eben an, tapferer Held“, sprühte sie zornig. „Ihr sollt ihn nicht töten. Verpasst ihm eine gehörige Lektion. Versetzt ihn in Angst und Schrecken.“
„Nun gut, so werde ich die stumpfste aller Waffen nehmen, wenn ich ihn nicht gleich erschl a gen will. Ich werde ihm eine Tracht Prügel verabreichen.“
Der Handel war perfekt. Die Ausführung stand bevor.
Edelsteine, Skudi , schöne Mädchen und den höchsten Lohn der Kirche, den Einzug ins ewige Leben, hatte Kardinal Giancarlo jedem seiner Pagen versprochen, der ihm für immer und ewig treu zu Diensten sein würde. Seine Sklaven hielten sich daran. Einem geriet der junge Bote, der im Auftrag der Gräfin Picchena unterwegs war, in
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