Galileis Freundin (German Edition)
Tier auf der Erde herumirren. Verwese bei lebendigem Leibe du Teuflin."
Ob der grauenhaften Verwünschungen seiner Herrin war Marco erstarrt.
"Fürstin, lasst uns gehen. Es ist nicht gut an diesem Ort länger zu verweilen."
"So höret noch ein Wort", hub die Teuflin erneut an zu reden, "Caterina Picchena, schon seit Geburt wart ihr eine Benandantin, bekleidet geboren mit der Haube der Fruchtbarkeitsboten und der Verteidiger der Ernten und der Fruchtbarkeit der Felder. Das ist, was die Leute in Fr i aul zu sagen haben. Wann reitet ihr erneut auf Katzen und Hasen zu euren nächtlichen Ve r sammlungen, wann tanzt ihr ums Getreide und Gemüse. Sagt an, wann wird es sein? Ich will euch begleiten, ich von den Stregoni.
Doch wir werden nicht beschützen und nicht kämpfen um der Fruchtbarkeit willen. Wir werden auf den Bier-und Weinfässern tanzen und auf ihnen reiten zu den Feldern, die ihr beschützt. Wir werden in den Wein harnen und auf die Felder urinieren. Wir werden den Kampf mit euch, den Benandanti, aufnehmen. Höret! Ihr wisst , ich komme aus dem Gebiet Friaul. Dort, wo die angestammte Heimat der Benandanti ist. Doch wir werden euch vertreiben, bis in die Abgründe der Hölle.
Caterina Picchena, ich habe euch an meiner Brust gesäugt. Mit jedem Tropfen Milch habt ihr das Unglück aufgesaugt. Ich habe euch vom ersten Tage an verdammt, ich habe euch verflucht und mit falschem Zeugnis den Abt vor euch gerettet, den heiligen Mann, der euch als Sühne wie ein Stück Vieh genommen hat.
Euer Sohn, dieser Bastard an eurer Hand, ist die Frucht einer hässlichen und gewalttätigen Zeugung. Ihr nennt ihn den Sohn des Grafen Buondelmonti. Er aber ist der Spross des Abtes Piero, der seinen Stiel in Euch rammte, wie der Krieger sein Schwert in die Brust seine Feindes stieß. Ein Kirchenmann hat euch gebraucht, wie der Knecht die Ziege im Stall. Das Geschöpf, das daraus geboren wurde, ist des Unglücks böse Frucht. Verflucht wird er sein und unglüc k lich, ebenso wie ihr, Caterina Picchena. D er Abt Piero lebt fürderhin in Freuden und im christlichen Glauben."
Die Worte der alten Hexe fielen stinkend in den Staub und grell lachend bleckte sie ihre ve r faulten Zähne der jungen Frau mit ihrem Kinde zu.
Am Arm ihres Knechtes wurde Caterina hinfort geführt. Der Sohn Lorenzo begann zu weinen. Er hatte die bösen Worte des alten Weibes aufgenommen, wie eine faule, stinkende Frucht. Ängstlich drückte er sich an den Rock seiner Mutter. Marco eilte sich, seine Herrin zu ihrer Kutsche zu bringen, um schnellstens zurück zur Burg Picchena zu gelangen.
Vor der alten Teuflin hatte sich eine schreiende Menschenmenge gebildet, die wild gestikuli e rend durcheinander rief .
"Sie ist eine Hexe, sie ist eine Hexe. Schaut, ihre Hände sind wie Krallen. Sie hat den düsteren Blick der Hölle. Des Teufels Fratze starrt aus ihren Augen. Ihr habt es alle gehört. Sie hat Gott verleugnet, sie hat einen heiligen Mann, den Abt Piero, einer solch bösen Tat beschuldigt. Sie hat die Kirche verhöhnt, sie ist eine Ketzerin. A uf den Scheiterhaufen mit ihr ."
"Was schreit ihr da durcheinander", rief einer. " Lasst diese Frau in Ruhe, sie ist krank. Das ist alles. Sie ist eine verwirrte Bettlerin. Sie ist nicht ganz klar im Kopf. Lasst sie in Ruhe. Sie hat viel gelitten."
"Viel gelitten, viel gelitten. Eine Teuflin ist sie", schrieen die ersten wieder. Sie gehört auf den Scheiterhaufen. Sie muss verhört werden. Sie soll gefoltert werden."
" Lasst sie doch in Ruhe", beruhigte der erste, "sie muss erst einmal zu Sinnen kommen."
"Der da, der gehört zu ihr", rief ein dritter, "er soll gleich mitgefoltert werden."
"Was wollt ihr jetzt von mir, lasst die Alte gehen."
Durch die sich angesammelte Menge bewegten sich zwei Reiter
"Platz da, zerstreut euch, was ist hier los", rief der Offizier.
"Die da ist eine Ketzerin, sie hat einen frommen Mann des Unrechts beschuldigt. Sie hat Ve r wünschungen ausgestoßen und die junge Picchena verhext", mischte sich die Vorlaute ein. „Sie ist eine Hexe. Sie kennt sich bei den Benandanti und den Stregoni aus. Sie kennt alle Einzelhe i ten, weil sie selber dazugehört."
Nanini murmelte längst wieder mit gesenktem Haupt und offen gehaltener Hand ihr e Sprüche über betrügerische Bettler, und sie stieß ihre Verwünschungen in ein imaginäres Publikum. Einer der Soldaten war von seinem Pferd gestiegen und ging auf die bettelnde Alte zu.
"Was ist, was fehlt dir?" fragte er und stieß sie mit seinem
Weitere Kostenlose Bücher