Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
so leblos angefühlt. Vielleicht hatte er sich aber auch getäuscht, es war ja alles so schnell gegangen.
»Es ehrt Sie, dass Sie zuerst nach seiner kaiserlichen Hoheit fragen und nicht nach Ihrer eigenen Familie«, sagte Professor Bbeqq, der Leibarzt des Kaisers, welcher in der Tür erschienen war und Clou aus traurigen Augen anblickte. »Dabei hätte ich im Falle Ihrer Familie bessere Nachrichten für Sie, Mister Gallagher. Deutlich bessere, möchte ich betonen.«
Clou atmete tief ein und spürte einen stechenden Schmerz in seinem Brustkorb.
Beim Ausatmen rasselte etwas in ihm. Rauchvergiftung, dachte er zerknirscht. Auch das noch.
»Seine kaiserliche Hoheit ist vor wenigen Stunden seinen schweren Verletzungen erlegen«, sagte Bbeqq betrübt. »Ihrer Frau Gemahlin und Ihrer entzückenden Tochter geht es aber den Umständen entsprechend gut, falls Sie das tröstet.«
Es dauerte einen Moment, bis Clou die Botschaft richtig registriert hatte. Debi und Becky ging es also gut, und Sseggi …
Clou ließ sich langsam in die Kissen zurücksinken. »Tot«, flüsterte er kraftlos.
»Der Kaiser hatte schwere Verbrennungen, sehr schwere sogar«, sagte Bbeqq. »Und viel Blut hatte er verloren. Sehr viel Blut. Wir konnten ihn nur eine kurze Zeit am Leben erhalten. Eine sehr kurze Zeit.«
Clou stellte fest, dass ihm das Atmen schwerfiel. Vielleicht hatte er seiner Lunge doch zu viel zugemutet in der überhitzten Atmosphäre des brennenden Büros. »Kennt man die Ursache schon?«, fragte er heiser.
»Ich bin Arzt, kein Kriminalpolizist«, sagte Bbeqq mit einem Tonfall des Bedauerns. »Aber wenn es stimmt, was ich gehört habe, hat jemand eine ferngezündete Brandbombe im Audienzzimmer deponiert und die automatische Sprinkleranlage außer Betrieb gesetzt.«
»Eine Brandbombe«, murmelte Clou. Sein Kopf schmerzte beim Nachdenken; eine Brandbombe von der Größe und Gewichtsklasse, welche sich unbemerkt in einem relativ kleinen und übersichtlichen Arbeitszimmer verstecken ließ und trotzdem eine solche Wirkung entfaltete, war ganz gewiss nicht ein billiges Standardmodell. Wer immer die Mittel dazu besaß, solche Spezialanfertigungen zu beschaffen, war vermutlich der Gleiche, der auch das Geld für eine Mittelstreckenrakete mitsamt der dazugehörigen Startrampe und den sensiblen Zielsensoren hatte investieren können. Clou nahm sich vor, Kommissar Hhuccr bei nächster Gelegenheit zu fragen, ob er schon herausgefunden hatte, von wo die Rakete eigentlich abgefeuert worden war.
Nein, korrigierte er sich. Hhuccr lag mit gespaltenem Schädel in einem Regal der Gerichtsmedizin. Von den drei Symirusen, denen er blind hatte vertrauen können – Sseggi, Nnallne und Hhuccr – war nur noch der kaiserliche Ratgeber am Leben.
Clou wurde das mulmige Gefühl nicht los, dass er an allem schuld war.
*
»Und damit endet die Dynastie so schnell, wie sie begonnen hat«, stellte Katachara sachlich fest. »Ich denke, wir können mit der Entwicklung der Ereignisse durchaus zufrieden sein.«
Lord Percy Thorne, der Direktor der Stellar News Agency, wiegte sein ergrautes Haupt nachdenklich hin und her. »Ich weiß nicht so recht«, sagte er dann zögernd. Die Art und Weise, wie der drobarianische Redakteur seine Arbeit erledigte, machte dem greisen Direktor manchmal regelrecht Angst. Katachara hatte ursprünglich eine Karriere im drobarianischen Geheimdienst eingeschlagen, ehe ihn Thorne von dort abgeworben hatte. Nun erledigten Katachara und sein Eliteteam von Undercover-Reportern, um deren Heldentaten und angebliche Verbrechen sich regelrechte Legenden rankten, zuweilen dubiose Aufgaben, die den Begriff des investigativen Journalismus neu definierten.
»Es gibt kein Zurück, Sir«. Der Drobarianer nuckelte an seiner Pfeife und wischte den Einwand seines Vorgesetzten mit einer Handbewegung beiseite. »Unsere Aktivitäten haben bewiesen, dass es eine Kleinigkeit ist, Regierungen zu schaffen, zu beeinflussen und sie zu stürzen. Wir haben das jetzt seit achtzehn Jahren erfolgreich an Symirus demonstriert. Militärregierung, Demokratie, Monarchie, Volksrepublik – sagen Sie mir einfach, was Sie sehen wollen, und ich besorge es. Die richtigen Informationen zur richtigen Zeit an den richtigen Empfänger, oder eben jenes verhindern, das ist das ganze Geheimnis. So einfach ist das.«
»Ja, nun gut. Wir haben das nun eingehend studiert. Aber nun muss erst einmal Schluss sein. Es sind immerhin reale Leben, die da auf dem Spiel stehen, Katachara.
Weitere Kostenlose Bücher