Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
ereilt hätte, vor Clous geistigem Auge auf. »Hauptgewinn«, lachte er spöttisch.
»B-bitte nicht«, stammelte der Dealer in panischer Angst, »ich habe Frau und Kinder zu Hause …«
»Daran hättest du denken sollen, bevor du mit dieser Scheiße angefangen hast«, entgegnete Clou kalt.
»Denkst du, ich hätte eine Wahl gehabt? Bitte, lass mich leben, Kumpel«, flehte der junge Mann.
Beinahe hatte Clou mit diesem Häufchen Elend, zu dem der Dealer binnen Sekunden verwelkt war, Mitleid. Aber nur beinahe.
»Hör zu«, sagte er, »du hast hier einen furchtbar unterbezahlten Beamten mit Spielschulden und einer kranken Oma vor dir. Was hältst du davon, wenn wir tauschen? Dein Leben gegen deine heutigen Tageseinnahmen?«
Der Dealer wurde noch eine Spur blasser. »Ja klar, Mann«, würgte er dann hervor.
Clou grinste zufrieden. Seine Vermutung, dass Korruption unter den kerianischen Beamten auf diesem gottlosen Planeten an der Tagesordnung war, war also richtig gewesen. So natürlich, wie er zuvor den durchreisenden Raumfahrer gespielt hatte, war er jetzt in die Rolle eines bestechlichen Polizisten geschlüpft und dieser arme Trottel war ihm beide Male auf den Leim gegangen.
Der Dealer griff in die Innentasche seines schmuddeligen Parkas und zog mit langsamen Bewegungen ein zerfleddertes Bündel Geldscheine heraus. Mit spitzen Fingern reichte er Clou das Geld. Clou blätterte mit dem Daumen der linken Hand das Bündel durch und pfiff anerkennend durch die Zähne. Dann erst nahm er die Waffe aus dem Gesicht des jungen Mannes. Zwischen den Augen des jungen Mannes prangte der Abdruck der Blastermündung auf seiner Stirn.
»Scheiße«, schluchzte der Dealer, »ich bin so oder so schon tot!«
»So?« Clou stopfte das Geld ungerührt in seine Brusttasche.
»Klar, Mann.« Der Drogenhändler fuhr sich mit zitternden Händen durch die strähnigen Haare. »Wenn Hardcastle das hört, bringt er mich um.«
Clou nickte. Dieser Hardcastle musste der Boss des Syndikats sein, für welches dieser Mann arbeitete. »Mit dem habe ich auch noch ein Wörtchen zu reden«, log Clou. »Wo kann ich Hardcastle finden?«
Der Dealer starrte Clou ungläubig an. »Na, in seiner Villa, vermute ich mal.«
»Kenne ich nicht. Wo ist die?«
Der junge Mann druckste ein wenig herum, ehe er resignierte. »Das große weiße Haus mit den Säulen, zwei Kilometer vor dem südlichen Stadttor. Gar nicht zu verfehlen.«
»Danke.« Clou drehte seine Waffe mit einer eleganten Handbewegung herum und verpasste dem Drogenhändler mit dem Griff des Blasters einen Kinnhaken, sodass der ausgemergelte junge Mann bewusstlos zu Boden ging.
Clou wusste jetzt genug, um seinen nächsten Schritt zu planen. Er hatte wieder Bargeld. Und er hatte eine Idee, wie er die kerianischen Ermittler, die ihm auf den Fersen waren, in die Irre führen konnte.
Clou lachte zufrieden, als er Spacer’s Lane in Richtung des Raumhafens hinunterschlenderte.
*
Das Bestücken des Reaktors mit den frischen Brennstäben dauerte weniger als eine halbe Stunde. Als Clou dann im Cockpit Platz nahm und sich vom Tower die Starterlaubnis geben ließ, sah er kurz auf die Uhr. Sein gesamter Aufenthalt auf Eltre hatte weniger als zwei Stunden gedauert. Kurz genug, um keine Spuren zu hinterlassen, denen eventuelle Ermittler der kerianischen Polizei nachgehen konnten.
Zu
kurz …
Clou schnallte sich an und setzte den schwarzen Pilotenhelm auf, der sein Gesicht völlig hinter einem spiegelnden Visier verschwinden ließ.
»Okay, Trigger, kann losgehen. Zeit für ein kleines Feuerwerk.«
»Prä-Flug-Sequenz erfolgreich abgeschlossen. Alle Systeme startbereit«, entgegnete das Schiff nüchtern.
Clou griff nach dem Steuerknüppel und zog ihn sanft zu sich. Die Sekundärtriebwerke, die Trigger bei atmosphärischem Flug antrieben, flammten auf. Das Landegestell wurde eingefahren und majestätisch schraubte sich das schwarze Kampfraumschiff in den trüben Himmel hinauf.
Aus einer Höhe von fünf Kilometern hatte Clou eine ausgezeichnete Sicht auf die Stadt und die umliegenden Wälder. Und er sah, dass der miese kleine Drogendealer nicht gelogen hatte – die prächtige Villa des Gangsterbosses Hardcastle draußen vor den Stadtmauern war wirklich nicht zu verfehlen.
Mit der linken Hand legte er eine Reihe Kippschalter auf dem Instrumentenbord um. Über jedem Schalter leuchtete eine rote Lampe auf, welche die Feuerbereitschaft der Waffensysteme anzeigte.
»Laser-Bordkanone bereit.
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