Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
fragte Tonya langsam.
Cartier schürzte die Lippen. »Ein Putschversuch, orchestriert durch Wirtschaftsbosse?«
Tonya lachte heiser. »Absurd!«
Cartier zuckte mit den Schultern. »Denk, was du willst, Mädchen. Du bist die Premierministerin, nicht ich.«
Tonyas Finger spielten mit der Diskette, während sie den Ingenieur nachdenklich ansah. Wenn Cartier nun recht hatte und einer brisanten Sache auf der Spur war? Aber in wessen Interesse konnte es sein …? »Ich werde mir die Diskette ansehen«, versprach sie, »aber ich kann dir nichts versprechen, Ray. Ist das dann alles für heute?«
Cartier atmete auf. »Gut, dass du fragst … Es gäbe da noch einen klitzekleinen Gefallen, um den ich dich bitten wollte.«
»Und der wäre?« Tonya zog fragend eine Augenbraue hoch.
»Ich habe da gerade ein sehr interessantes Projekt begonnen«, sagte Cartier. »Wir schürfen nach Erzen und Kristallen, die im Raumschiffbau benötigt werden. Wenn alles gut geht, steige ich in den Bergbau ein und die CCC ist dann bis zurück zur Rohstoffquelle ein rückwärtsintegriertes Unternehmen. Damit sind wir dann von Marktpreisschwankungen unabhängig.«
»Komm bitte zur Sache«, Tonya sah ungeduldig auf die Uhr, »der symirusische Präsident ist sicher schon im Anmarsch. Welche Genehmigungen brauchst du für dein Projekt? Sag Cheryl …«
»Nein, nein, nein«, sagte Cartier schnell, »die nötigen Genehmigungen haben wir schon. Wir werden auch gar nicht innerhalb eurer Staatsgrenzen arbeiten, sondern draußen, auf einem Planeten der Kaffi-Liga. Was ich gerne von Kerian hätte, wäre eine Spezialistin namens Christeen Kross. Ist angeblich eine Koryphäe auf dem Gebiet der stellaren Geologie.«
»Xenoarchäologie«, korrigierte Tonya ihn. »Geologin ist Frau Professor Kross eigentlich eher nebenberuflich. Und du möchtest gerne mit ihr in Kontakt treten, kannst sie aber nirgends finden.«
»Genau«, sagte Cartier verblüfft, »sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Weißt du etwa, wo sie steckt?«
Tonya zögerte. »Ich dürfte eigentlich gar nicht darüber reden, aber … Also gut, Frau Professor Kross arbeitet derzeit für unsere Regierung. Ihre Arbeit unterliegt strengster Geheimhaltung, ich kann dir also nicht sagen, wo sie ist, um sie nicht in Gefahr zu bringen.«
Cartier verschränkte die Arme vor der Brust. »Dass mein armer Anwalt für die Daten auf dieser Diskette da beinahe totgeprügelt wurde, lässt dich völlig kalt, Kindchen?«
Tonya kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Wenn ich du wäre, würde ich mal in der Nähe der Grenze zwischen Drobaria und Kerian suchen«, sagte sie dann vorsichtig.
Cartier stieß einen kleinen Seufzer aus und breitete hilflos die Arme aus. »Hier kann ich ja sowieso nichts mehr tun. Außerdem hat mir mein Arzt Urlaub verordnet. Eine kleine Spritztour wird mir guttun.«
»Danke für deine Bemühungen, Ray«, sagte Tonya. Sie stand auf, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab dem Ingenieur einen Kuss auf die Wange. »Du bist ein echter Freund!«
Cartier blinzelte ihr zu. »Erinnere dich daran, wenn du mal Langeweile hast.«
Kapitel 6: Auf der Flucht
Der einzige Raumhafen von Eltre war klein, dunkel und schmutzig. Beim Anflug auf das Landefeld, welches ihm der Tower zugewiesen hatte, bemerkte Clou, dass ein Großteil der Beleuchtungseinrichtungen auf dem Raumhafen nicht in Betrieb waren. Rund die Hälfte der Landeplattformen waren beschädigt und von den übrigen waren beinahe zwei Drittel nicht benutzt. Beim Näherkommen verstärkte sich Clous erster Eindruck, dass es sich bei diesem abgelegenen Planeten um ein ziemlich heruntergekommenes Drecknest handeln musste.
Allerdings konnte ihm das nur recht sein. Vermutlich würden seine Verfolger ihn eher an einem gastfreundlicheren Ort suchen als ausgerechnet hier. Eltre war der spärlich besiedelte Mond eines unbewohnten Planeten an der äußersten Peripherie des Königreichs Kerian und genoss den zweifelhaften Ruf, Sitz eines berüchtigten Verbrechersyndikats zu sein. Angeblich hatte selbst die kerianische Polizei längst den Versuch aufgegeben, die öffentliche Ordnung auf Eltre aufrechtzuerhalten.
»Genau der richtige Ort, um aufzutanken«, sagte Clou halblaut, während Trigger sanft auf dem Plasphalt aufsetzte.
Clou verließ das Cockpit, und nachdem er die Selbstverteidigungs-Systeme, welche eventuelle Einbrecher abwehren sollten, aktiviert hatte, machte er sich auf den Weg zum Verwaltungsgebäude des Raumhafens.
Der eltrebische
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