Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
erschienen Filmaufnahmen einer vorbeifliegenden schwarzen Jagdmaschine. Mors hielt den Kommunikator zu Tulan und Tonya hinüber. Die beiden wechselten einen Blick und nickten stumm. Mit solch einem Raumschiff war Clou Gallagher vor einem Jahr zuletzt gesehen worden und nur ein einziges Schiff dieser Art befand sich nicht im Besitz der kerianischen Flotte.
»Wo wurden diese Aufnahmen gemacht?«, fragte Mors interessiert.
»Hier, Sir. Auf Eltre. Sir, wenn Gallagher versucht, sich zu verstecken, hat er einen verdammten Fehler gemacht«, sagte er Kommissar und schüttelte ratlos den Kopf. »Auffälliger als er kann man sich kaum verhalten.«
»Was ist passiert?« Mors runzelte besorgt die Stirn.
»Gallagher hat mit seinem Schiff das Feuer auf eine Villa eröffnet, die einem stadtbekannten Mafiaboss gehörte. Von dem Haus und seinen Bewohnern ist nur noch Asche übrig. Man könnte fast meinen, er habe uns einen Gefallen tun wollen«, sagte der Polizist mit einem schiefen Grinsen. »Die Unterwelt hier ist jedenfalls in heller Aufruhr. Es gibt bereits ein Gerücht, die Premierministerin hätte Gallagher angeheuert, um dem Treiben der Mafia auf Eltre ein Ende zu bereiten. Ich weiß nicht, was Gallagher geritten hat, als er …«
»Schon gut, das wäre dann alles. Reichen Sie mir Ihren Abschlussbericht bis heute Mittag herein«, unterbrach Mors den Bericht des Kommissars. Er sah Tonya und Verne Tulan ratlos an. »Was soll man denn davon halten?«
General Tulan schürzte die Lippen. »Vermutlich war Gallagher schon lange auf Eltre. Kein Wunder, dass ihn keiner gefunden hat; die Polizei dort traut sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. Ich denke, Gallagher hat mit einem Gangster aus dem Milieu eine alte Rechnung beglichen, ehe er sich aus dem Staub gemacht hat, weil das Pflaster für ihn zu heiß wurde.«
»Nein«, sagte Tonya heiser, »es ist ein Signal.«
»Was?« Sämtliche Minister drehten sich zu ihr um.
»Es ist eine Botschaft an uns. Verstehen Sie das nicht?« Tonya breitete die Arme aus. »Er will uns sagen, dass er keine Gefahr für uns sein will. Er hat auf einen Verbrecher geschossen, nicht etwa auf Zivilisten oder die Polizei. Er erinnert uns daran, dass wir es ihm zu verdanken haben, dass wir die Revolte auf Trusko VII niederschlagen konnten. Wenn er nicht gewesen wäre, befänden sich auch diese modifizierten Abfangjäger heute nicht in unserem Besitz.«
»Tonya …«, begann Rath Mors.
»Und wir haben ihn verraten«, rief Tonya. »Wir haben ihm damals versprochen …«
»Tonya …!«, wiederholte Rath Mors, diesmal mit Nachdruck. Sein Blick wanderte von Tonya zu Iljic Rajennko und wieder zurück.
Tonya verstummte. Vielleicht hatte der Innenminister recht; es war unklug, zu viele Details über ihre damaligen Vereinbarungen mit Clou Gallagher zu offenbaren, solange der ehemalige SNA-Redakteur Rajennko am Tisch saß. Wer konnte schon sagen, ob er wirklich Geheimnisse für sich behalten würde?
*
»Am frühen Morgen kerianischer Zeit kam es auf Eltre zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Gangsterbanden«, sagte der Nachrichtensprecher der Stellar News Agency mit ernstem Gesicht. »Im Verlaufe des Feuergefechts wurde das Anwesen des mutmaßlichen Gangsterbosses Ivan Hardcastle völlig zerstört. Hardcastle, seine Familie und seine Angestellten waren auf der Stelle tot. Nach den Tätern wird zur Stunde noch gefahndet. Spekulationen, dass der flüchtige Terrorist Clou Gallagher in den Vorfall verwickelt sein soll, konnten bislang nicht bestätigt werden. Verschiedene Zeugen wollen Gallagher zwar heute in der Stadt gesehen haben …«
»Na klar«, sagte Raymon Cartier und trank seinen Kaffee aus, während der Nachrichtensprecher auf dem flackernden Bildschirm über dem Tresen weiter seinen Text herunterleierte. Er warf dem Barkeeper ein paar Münzen hin, zündete sich eine Zigarre an und verließ die kleine Taverne. Draußen strich ein kalter Wind über den Raumhafen von Pudro Casti XII. Cartier fragte sich, was ihn bewogen hatte, ausgerechnet hier eine Zwischenlandung einzulegen. Es war verflucht kalt auf diesem miesen kleinen Felsbrocken und er hatte seine Handschuhe vergessen.
»Auf ein Neues«, murmelte er verdrossen und stapfte durch den heulenden Wind seinem abseits geparkten Schiff entgegen.
*
Während Cartiers Raumyacht Pudro Casti XII mit hoher Geschwindigkeit verließ und auf die drobarianische Grenze zusteuerte, näherte sich dem
Weitere Kostenlose Bücher