Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
verbesserte er sich nach einem Blick auf die unbarmherzig vorrückenden Zeiger der Uhr – für das Zusammenschneiden der heutigen Sendung. Rajennko rechnete grundsätzlich damit, dass nur zwei der drei Berichterstatter seines Teams eine Reportage ablieferten. Es konnte in dieser Branche immer mal was dazwischenkommen – eine Verhaftung, eine vom Feind blockierte Übertragung oder Tod im Einsatz.
Dreizehn Minuten.
Oder eine Primadonna namens Faulckner. Jemand mit Starallüren, der nicht das recherchierte, was die Zuschauer sehen wollten, sondern das, was er selbst für interessant genug befand. Wenn Faulckner nicht so verdammt gut wäre, hätte Rajennko ihn schon längst gefeuert. Woraufhin Faulckner bei einem anderen Sender Karriere gemacht hätte.
Zwölf Minuten noch.
»Gleich fertig, gleich fertig«, sagte Rajennko zu sich selbst und nippte an seinem kalt gewordenen Kaffee.
Troy hatte eine Meldung über eine Schlacht auf Drusa übertragen. Die planetare Verwaltung des Dschungelplaneten hatte entschieden, dass sie lange genug Steuern an die Zentralregierung des Königreichs Kerian gezahlt hatte, und sich für autonom erklärt. Heute im Morgengrauen lokaler Zeit war die drusakische Hauptstadt von zwei Raumkreuzern der kerianischen Flotte aus dem Orbit herab bombardiert worden. Rebellenstreitkräfte hatten das Feuer erwidert und tatsächlich einen der Kreuzer abgeschossen. Das Wrack war in einem Feuerball auf den Urwald hinabgestürzt und hatte ein Gebiet von mehreren Hundert Quadratkilometern in Brand gesetzt, als der Reaktor explodierte. Der zweite Kreuzer war von Rebellen geentert worden. Derzeit kämpften regierungstreue und aufständische Truppen an Bord des riesigen Schiffes Mann gegen Mann. Und Troy Tereno war bei ihnen.
Nur noch zehn Minuten.
»Hey, Iljic! Bald fertig?«, fragte ein anderer Redakteur im Vorbeigehen.
»Halt’s Maul«, knurrte Rajennko unhörbar. Ihm fehlte jetzt nur noch eine Überblendung zu April Giohanas Bericht über eine Demonstration gegen das kastellanische Militärregime, die von den Machthabern unter Oberst M’Boone gewaltsam niedergeschlagen worden war. Interessant, was manchmal aus Leuten wird, dachte Rajennko mit milder Belustigung. Er gestattete sich einen Moment der Ablenkung; Oberst M’Boone hatte vor einigen Jahren die Armee von Kastella auf einem Feldzug gegen das benachbarte Kerian angeführt. Streng genommen war es lediglich ein Überfall auf das zu Kerian gehörende System Trusko gewesen. Die kerianische Flotte hatte M’Boones zahlenmäßig weit unterlegenen Konvoi in einem einzigen Gegenschlag aufgerieben. Mit seiner bescheidenen Beute hatte sich M’Boone bei seiner Rückkehr wie ein Held feiern lassen und bei der Gelegenheit auch gleich den Platz des Premierministers für sich beansprucht.
Fertig.
Rajennko atmete auf. Ihm blieben noch acht Minuten und er war fertig. Er ließ die zusammengeschnittene Reportage noch einmal durch den Prozessor des Mischpults laufen, um Hintergrundgeräusche herauszufiltern und die Bildqualität beider Berichte zu harmonisieren. Das war’s. Er war so weit. Sein Zeigefinger senkte sich auf die Sendetaste, die die Reportage in die Nachrichtenzentrale weiterleiten würde.
In der gleichen Sekunde piepte das Rufsignal seiner Kommunikationskonsole. Rajennko trank seinen Kaffee aus und runzelte die Stirn. Erwartete er einen Rückruf?
Er drehte seinen ledernen Bürostuhl zu der Komm-Konsole herum. Der Bildschirm zeigte das Logo einer Fernmeldegesellschaft aus dem Ghanesh-System.
Ghanesh!
Faulckner, schoss es Rajennko durch den Kopf. Rajennko drückte die Antworttaste und Faulckners Gesicht erschien auf dem dreidimensionalen Monitor. Die Übertragung war nicht die beste, aber Rajennko glaubte zu erkennen, dass der Reporter in letzter Zeit wenig geschlafen hatte.
»Guten Abend, Sir«, sagte Faulckner und deutete eine Verbeugung an. »Es tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe.«
»Faulckner«, Rajennko holte tief Luft, »ich sollte Sie in ein Schwarzes Loch werfen! Troy sitzt auf Drusa im Kreuzfeuer. Ich brauche Sie im Sektor K! Sofort!«
»Troy hat mich angerufen, aber er hat kein Wort davon gesagt, dass er Verstärkung braucht«, verteidigte sich Faulckner. »Wenn es aber so wichtig ist, wie Sie sagen, bin ich morgen Abend da.«
»Abends erst?« Rajennko runzelte die Stirn. »Ortszeit, meinen Sie?«
Es dauerte einen Moment, bis Faulckner überschlagsmäßig kalkuliert hatte, wann er abfliegen, wie schnell er
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