Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Faulckner und Ishmael hatten den restlichen Nachmittag damit verbracht, Dack aus dem Weg zu gehen.
»Keine Sorge«, gab Ishmael zurück, »in knapp zwölf Stunden haben Sie Ihre Kiste wieder.«
Der Agent und der Reporter kauerten in der Nähe des Dorfes hinter einem Felsbrocken. Obwohl es finstere Nacht war, ließen die Nachtsichtgläser das Dorf hell wie am Tag erscheinen.
»Da fehlt ein Schiff«, sagte Ishmael.
»Was?«
»Ein Kutter. Sie sind mit zwölf Schiffen ausgelaufen. Jetzt sind nur elf da. Zählen Sie nach.«
Faulckner richtete sein Fernglas auf den kleinen Hafen, in dem die elf Fischerboote vor Anker gegangen waren. Tatsächlich war ein Anlegeplatz frei geblieben.
Überall wimmelte es von Leuten. Männer, Frauen und Kinder liefen aufgeregt durcheinander. Im Zentrum des Tumults stand der massive Stahlkörper des letzten Polizeiroboters von Bulsara.
»Da ist jemand verletzt«, sagte Faulckner und zeigte in die Richtung, in die der Roboter sah.
Ishmael zoomte sein Fernglas auf die Stelle, die der Reporter meinte. Vier Verletzte wurden auf Bahren von je zwei Fischern von einem Kutter getragen. Die kleine Prozession ging den Pier entlang und schlug den Weg zur Dorfmitte ein. Der Roboter folgte ihnen.
»Können wir näher ran?«, fragte Faulckner. Er und Ishmael trugen abgewetzte Kleidungsstücke aus Leinen, wie sie bei den Einheimischen üblich waren. Myers hatte die Kleider bei einem seiner nächtlichen Streifzüge in der Stadt erbeutet.
Ishmael schürzte die Lippen. »Warum nicht? Bei dem, was da unten los ist, fallen zwei fremde Gesichter bestimmt niemandem auf.«
*
Die Fischer trugen ihre verletzten Kameraden in das kleine Krankenhaus, das an die Dorfschule angebaut worden war. Der Lehrer, der gleichzeitig der Chefarzt war, konnte für zwei der Besatzungsmitglieder der Westlicht nichts mehr tun. Sie waren tot, ehe sie das Krankenhaus erreicht hatten.
Dack stand schweigend neben Alicia, während Doktor Boone, Traer Boones Vater, die Gesichter der Toten mit einem Tuch bedeckte.
»Nun zu Ihnen, Denham«, sagte der Arzt und wandte sich den Verletzungen seines nächsten Patienten zu.
Alicia hielt den Atem an.
»Bürgerin Mac Allister«, sagte Dack, »Sie haben mir die junge Dame noch nicht vorgestellt.« Er wies auf die hübsche Frau mit den kurzen, blonden Haaren, die bewusstlos auf dem anderen Operationstisch lag.
»Tja«, sagte Alicia und schauderte, als sie sah, dass der Arzt einen langen, schartigen Holzsplitter langsam aus Denhams Bein zog, »ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Sieht ganz so aus, als sei Ihre Theorie von den Besuchern aus dem Weltraum richtig.«
»Präzisieren Sie.«
»Das Ding, mit dem sie geflogen kam … So etwas haben wir hier auf Bulsara noch nie gesehen. Na ja, außer Ihnen und Derek vielleicht.« Alicia zuckte mit den Achseln.
Denham stöhnte leise.
»Derek ist heute Nachmittag vernichtet worden«, sagte Dack tonlos. Alicia blieb der Mund offen stehen. »Was?«
»Sheriff Derek ist heute Nachmittag vernichtet worden. Ein Sprengsatz, vermutlich von Außenseitern gezündet, hat ihn irreparabel beschädigt. Ich bin der Letzte meiner Art.«
Dack ging ein paar Schritte nachdenklich auf und ab und beobachtete ohne Interesse, wie Doktor Boone Bürger Lloyds Wunden versorgte. Dann ging er zu der anderen Patientin und lüftete das Segeltuch, mit dem man den Körper der jungen Frau zugedeckt hatte. Er stellte zu seiner Überraschung fest, dass sie eine Uniform trug.
»Was ist das?«, fragte Alicia, die neben Dack getreten war. Sie betastete das fremdartige Gewebe, das sich völlig anders anfühlte als die Stoffe, die man auf Bulsara trug.
»Ein Raumanzug«, sagte Dack, »mit Abzeichen, die die Person als Mitglied der Streitkräfte des Königreiches Kerian ausweisen.«
»Wo ist das denn?«, fragte Alicia.
Dack suchte seine Datenbank ab. Kein Eintrag. »Ich weiß es nicht.«
*
Faulckner und Ishmael betraten das Fischerdorf von verschiedenen Seiten. Während Faulckner sich in der Nähe der Schule unter eine Gruppe Schaulustiger mischte, betrat Ishmael die Kneipe von Anjon Pram. Hier hatte er schon einmal wertvolle Informationen bekommen. Vielleicht würde der Wirt ihm heute wieder weiterhelfen können.
Die Kneipe war voll, viel voller als beim letzten Mal. Ishmael bestellte ein Bier und zwängte sich in eine kleine Lücke am Tresen. Er nippte an seinem Krug und lauschte angestrengt den Gesprächen der anderen Gäste.
Die meisten Gespräche drehten sich um
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