Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
hätten sie hier noch liegen müssen. Dack folgerte, dass sie entwendet worden waren, und zwar vermutlich von der gleichen Person, die für Dereks Zerstörung verantwortlich war. Kein Bewohner des Fischerdorfs hätte das geschafft, nicht einmal der rätselhafte Bürger Denham Lloyd. Es mussten Außenseiter gewesen sein.
Dack registrierte die Lage der Trümmerteile und die Ausdehnung des verbrannten Grases, dann berechnete er daraus den Feuerball, dem Derek zum Opfer gefallen war. Aus dem vermutlichen Einschlagswinkel eines angenommenen Projektils extrapolierte er die Stelle, an der sich der Attentäter verborgen gehalten haben musste.
*
Durch die extreme Vergrößerung des Fernglases sah es fast so aus, als ob Dack Ishmael anstarren würde. Der truskonische Agent vergrößerte den Bildausschnitt ein wenig und stellte erstaunt fest, dass der Roboter tatsächlich über mehrere Kilometer hinweg direkt in seine Richtung sah.
»Er ist gut«, sagte er leise, »das muss man ihm lassen.«
Der Roboter setzte sich jetzt in Bewegung. Er lief geradewegs auf die Stelle zu, an denen Faulckner und die beiden Truskonen sich versteckt hielten.
»Er sucht nach den Waffen«, stellte Ishmael ruhig fest.
Glauben Sie, er hat uns gesehen?,
signalisierte Myers.
»Er ist bereits auf dem Weg hierher, Sie können also mit der albernen Zeichensprache aufhören«, sagte Faulckner gereizt. Er sah Ishmael missbilligend an. »Warum mussten Sie die Waffen unbedingt mitnehmen? Machen Sie jetzt in Antiquitäten?«
Ishmael zuckte mit den Achseln. »So’n Modell wollte ich immer schon mal haben.«
»Und was ist mit dem Sheriff?«
»Bis der hier ist, sind wir bei unseren Schiffen und im stationären Orbit. Oder wollen Sie hier auf ihn warten?« Ishmael wartete Faulckners Antwort nicht ab und trottete gemächlich den Hang hinab.
*
Es wurde bereits dunkel, als die Fischerboote wieder zurückkehrten. Die Sonne schien hinter den Kuttern im Meer zu versinken und tauchte die Szenerie in ein tiefrotes Licht.
Dack stand am Pier und wartete. Er war beunruhigt. Es gab zu viele Fragen, auf die er im Moment keine Antworten hatte. Er hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, die Außenseiter zu verfolgen, die Derek zerstört hatten. Erfolglos. Das Einzige, was er gefunden hatte, war ein großes, ebenes Plateau in den Bergen zwischen dem Fischerdorf und der Stadt, das zu glatt und zu flach war, um natürlichen Ursprungs zu sein. Außerdem, so hatten seine Sensoren registriert, war der Boden auf dem Plateau etwa fünfzehn Grad wärmer als das umliegende Terrain und die Felsen waren schwach radioaktiv.
Als Dack dann noch eine im Boden vergrabene Funkboje entdeckt hatte, mit der jemand den Platz markiert hatte, war ihm endgültig klar geworden, dass er auf einem primitiven Raumschiff-Landeplatz stand. Nun verstand er auch, dass er nie eine Spur von den Außenseitern gefunden hatte. Es handelte sich eindeutig um Raumfahrer von einer anderen Welt, die hin und wieder nach Bulsara kamen und die Nachkommen der
Väter
beobachteten. Vielleicht waren sie sogar von den
Vätern
beauftragt worden, nach dem Rechten zu sehen. Dack konnte die Möglichkeit nicht ausschließen. Warum aber waren diese Raumfahrer nie mit ihm und den anderen Sheriffs, die immerhin die
Väter
in deren Abwesenheit vertraten, in Kontakt getreten?
Zu viele Fragen …
Der erste Kutter legte an. Dack zählte kurz und stellte irritiert fest, dass ein Schiff zu fehlen schien. Er zählte noch einmal. Ein Kutter war nicht zurückgekehrt. Wieder ein Rätsel mehr.
»Sheriff!«
Dack drehte sich zu Alicia herum, die den hölzernen Pier entlang auf ihn zugelaufen kam.
»Bürgerin Mac Allister«, sagte Dack, »es gibt ein Problem.«
»Ja, wir brauchen einen Arzt.«
Dack stufte Dereks Vernichtung einen Prioritätslevel zurück. Bürgerin Mac Allister war eindeutig emotional sehr belastet. »Was ist passiert?«
»Denny«, sagte sie heiser, »ich glaube, er stirbt. Und dann ist da noch eine Fremde, eine Außenseiterin.«
*
»Ich hoffe, Myers passt gut auf die Sunflare auf«, sagte Faulckner leise. Er mochte es nicht, von seinem Schiff getrennt zu sein. Nachdem er heute Nachmittag zurückgekehrt war, hatte er gesehen, dass eine Handvoll Nachrichten von April, Rajennko und ein paar anderen SNA-Kollegen auf ihn warteten. Er hatte keine Zeit gehabt, sich alles anzuhören; Ishmael hatte ihn zur Eile getrieben. Myers hatte die Sunflare an das truskonische Schiff gekoppelt und war fortgeflogen.
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