Gallaghers Tod
…«
Rebecca sah ihm kopfschüttelnd nach. »Was für ein arroganter Affe.«
Claire legte ihr die Hand auf die Schulter und schüttelte sie sanft. »Reg dich nicht über den auf. Komm mit, ich brauche jetzt einen Drink.«
*
Die Rufleuchte an der Kommunikationskonsole blinkte rot, als Hassan al-Akrab nach Hause kam. Er seufzte. Dutzende von unbeantworteten Anrufen warteten auf ihn, und Hunderte von Textnachrichten hatten das Fassungsvermögen seines Posteingangs gesprengt.
Er selbst hatte die Nachrichten auf dem Heimweg im Wagen gehört und die Meldungen erst kaum glauben können. Dass jemand so einfach in ein Restaurant spazieren und den amtierenden Generaldirektor der Galaktischen Allianz über den Haufen schießen konnte … Jetzt rächte es sich, dass Nnallne die Öffentlichkeit gesucht und das Bad in der Menge stets genossen hatte.
So kurz vor den Wahlen …
Al-Akrab wusste nicht, ob er Nnallnes Tod bejubeln oder betrauern sollte. Der Generaldirektor hatte natürlich immer wieder Positionen bezogen, die diametral entgegengesetzt zu denen der Kerianischen Patriotischen Front lagen, welcher al-Akrab vorstand. Trotz aller Differenzen war der Umgang miteinander jedoch stets von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen. Insofern würde er Nnallne wohl als Sparringspartner in politischen Debatten vermissen. Andererseits war nun vielleicht der Weg frei für … ja, wofür? Vorgezogene Wahlen? Raymon Alejandro Cartier und die anderen verbliebenen Minister waren wohl kaum in der Lage, ohne einen Kopf wie Nnallne weiterzumachen. Die Kerianische Patriotische Front konnte davon eventuell bei den anstehenden Wahlen profitieren – doch wenn sich tatsächlich bewahrheitete, was die Abendnachrichten über die Identität und die politischen Motive des Attentäters berichtet hatten, dann konnte das dem Ansehen der KPF eher schaden als nutzen.
Er überflog die eingegangene Post, während er gedanklich bereits eine Pressemitteilung formulierte, in der er sich von den Machenschaften dieses Gufod Neem entschieden distanzierte und das Attentat als solches auf das Schärfste verurteilte.
Plötzlich sprang ihm der Name eines wartenden Anrufers ins Auge. Die Pressemitteilung war vergessen, und er betätigte die Antwortfunktion. Der Projektor wurde hell, und vor ihm erschien das dreidimensionale Hologramm eines Symirusen.
»Generalsekretär Sswoff«, sagte al-Akrab liebenswürdig. »Was verschafft mir die Ehre?«
Der Vorsitzende der Freien Volkspartei von Symirus schüttelte unwirsch den Kopf. »Sparen Sie sich die Floskeln, Hassan. Sagen Sie mal, war das etwa Ihre bescheuerte Idee?«
»Sie meinen das Attentat?«, fragte al-Akrab. »Nein, das ist nicht auf unserem Mist gewachsen. Dieser Gufod Neem ist ein einfacher Amokläufer. Wenn man ihn dingfest macht, wird sich sehr schnell herausstellen, dass er nicht im Auftrag der KPF gehandelt hat.«
»Das ist nicht das, was die Presse sagt!«, schrillte Sswoff. »Die sagen, er wäre ein Royalist und obendrein Mitglied ihrer Partei.«
»Viele unserer Mitglieder wünschen sich insgeheim eine Rückkehr zur Monarchie«, gestand al-Akrab. »Aber ich bin Realist genug, um die Unerfüllbarkeit eines solchen Wunsches zu erkennen.«
»Dann sollten Sie hoffen, dass man ihn lebend erwischen und verhören kann«, bemerkte der Symiruse säuerlich.
»Selbst wenn Gufod Neem ein Mitglied unserer Partei ist, heißt das nicht automatisch, dass er auf unsere Anweisung hin gehandelt hat«, wiederholte al-Akrab. »Nnallnes Ermordung bringt die Monarchie nicht zurück.«
»Aber sie ist der Anfang vom Ende der Galaktischen Allianz.«
Al-Akrab ließ die Worte seines Gegenübers eine Weile auf sich wirken. »Da könnte natürlich sein«, gestand er dann ein. »Was uns beiden natürlich nicht ungelegen käme, stimmt’s?«
Sswoff seufzte. »Ich kann es nicht leugnen. Die Gründung der Galaktischen Allianz war bekanntlich nicht unsere Idee, Hassan.«
»Meine auch nicht.«
»Na eben.«
»Gufod Neem hat trotzdem nicht im Auftrag der KPF gehandelt«, beeilte sich al-Akrab zu sagen. »Ganz gleich, was Sie denken.«
»Wie dem auch sei. Wir werden ja sehen, ob das letztlich einen Unterschied macht. Gute Nacht, Hassan.«
*
Sie jagten ihn, aber das hatte er erwartet. Inzwischen war vermutlich bereits die Kriminalpolizei dabei, seine kleine Wohnung in der Arbeitersiedlung unweit des Raumhafens auf den Kopf zu stellen, um mehr über ihn und seine Motive zu erfahren.
Gufod Neem lächelte stumm. Alles
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