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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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in der inzwischen menschenleeren Brasserie Le Roi befand, konnte noch nicht viel Zeit vergangen sein. Claire Rutherford kniete neben ihr und half ihr behutsam, sich aufzurichten.
    »Du bist entweder verdammt mutig oder verdammt dumm«, sagte Claire tadelnd.
    »Beides.« Rebecca blinzelte. Das Restaurant sah aus, als wäre ein Taifun hindurchgefegt. Jetzt bemerkte sie auch, dass sie nicht völlig alleine waren: Polizisten und Beamte der Spurensicherung waren dabei, sich ein Bild vom Tatort zu machen. Claire machte einem Sanitäter Platz, der in aller Eile ein Sprühpflaster auf Rebeccas Stirn auftrug, ehe er zu dem nächsten Patienten weiterhastete. »Was ist eigentlich passiert?«
    Claire sah sie traurig an. »Nnallne ist erschossen worden. Seine beiden Leibwächter und ein halbes Dutzend anderer Leute ebenfalls. Und du hast irgendwas Schweres an den Kopf bekommen.«
    »Die Tatwaffe«, korrigierte ein älterer Polizist, der sich ihnen durch das verwüstete Restaurant näherte, Claires Einschätzung. Unter seinen Schritten knirschten Splitter von Glas, Holz und Porzellan. »Er hat Ihnen die Tatwaffe an den Kopf geworfen.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Rebecca verdutzt. »Und wer sind Sie?«
    »Inspector Hector Spencer. Kriminalpolizei Sianong, Mordkommission«, stellte sich der Beamte vor.
    Sein faltiges Gesicht und die mehrfach gebrochene Boxernase passten perfekt zu dem zerknitterten, grauen Trenchcoat und dem zerknautschten Hut, dachte Rebecca. »Und ich weiß das, weil wir erstens die Bilder der Überwachungskameras bereits ausgewertet und zweitens die Tatwaffe sichergestellt haben. Sein Magazin war leer, und da hat er die Pistole als Wurfgeschoss benutzt.«
    Rebecca betastete prüfend ihre Stirn. »Na toll.«
    »Wenigstens leben Sie noch, junge Dame.« Spencers tröstende Worte klangen monoton, wie auswendig gelernt. »Was mich in die erfreuliche Lage versetzt, Ihnen beiden ein paar Fragen zu stellen. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Claire Rutherford.«
    »Rebecca Gallagher.«
    Spencer begann, mit einem Stylus Notizen auf seinem Multifunktionspad zu machen, dann hielt er in der Bewegung inne. »Rutherford? Gallagher? Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, meine Damen. Zeigen Sie mir bitte mal Ihre ID.« Er zog die Ausweise der beiden Frauen durch ein Lesegerät, das an der Rückseite seines Pads angebracht war, dann pfiff er leise durch die Zähne. »Die Enkeltochter von Hidalgo Rutherford und die Tochter von Clou Gallagher. Ich muss schon sagen, das bringt das Blut eines Kriminalisten in Wallung. Wobei das auch daran liegen könnte, dass Sie beide ohnehin sehr charmant sind, meine Damen.«
    Arschloch!, dachte Rebecca. »Danke, Inspector Spencer.«
    »Sie wollten uns etwas fragen«, erinnerte Claire ihn mit frostiger Stimme.
    »Richtig. Woher kannten Sie Gufod Neem, Miss Gallagher?«
    »Wen, bitte?«
    »Den Attentäter. Gufod Neem. Den kannten Sie doch sicher.«
    Rebecca blickte Hilfe suchend zu Claire, doch die zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich habe den Namen noch nie gehört. Und Nnallnes Mörder habe ich gar nicht zu Gesicht bekommen. Wenn Sie wirklich die Aufnahmen der Überwachungskameras gesehen hätten, wüssten Sie das.«
    »Oh, das weiß ich sehr wohl«, räumte Spencer ein. »Aber erstens frage ich mich, warum Neem ausgerechnet Sie verschont hat …«
    »Sein Magazin war leer, das haben Sie selbst gesagt!«
    »… und zweitens wäre es ja nicht das erste Mal, dass ein Mitglied Ihrer Familie in die Ermordung eines kerianischen Staatsoberhaupts verwickelt ist, nicht wahr?«
    Rebecca verschränkte wütend die Arme vor der Brust. »Was wollen Sie damit andeuten, Inspector Spencer?«
    Er grinste schief. »Gar nichts natürlich. Nur so ein Gedanke.«
    »Sie sagten, Sie hätten den Attentäter schon identifiziert?«, hakte Claire nach. »Haben Sie ihn auch schon gefasst?«
    »Noch nicht. Aber daran, dass Gufod Neem unser Mann ist, besteht kein Zweifel. Abgesehen von den gestochen scharfen Bildern der Überwachungskamera war er der Polizei bereits früher aufgefallen. Wir haben eine Akte über ihn. Ein überzeugter Royalist und Sympathisant der KPF.«
    »Der KPF?«, echote Rebecca verständnislos.
    »Kerianische Patriotische Front«, übersetzte Claire mit blassem Gesicht.
    »Verhaftet haben wir ihn noch nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Sie beide bleiben bitte irgendwo, wo ich Sie im Bedarfsfall erreichen kann.« Er tippte mit dem Stylus grüßend an seine Hutkrempe. »Meine Damen

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