Ganz oder Kowalski

Titel: Ganz oder Kowalski Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Stacey

Vom Netzwerk:

aufzuwiegen, aber so hübsch, dass er sie beobachtete, als sie sich selbst von dem Auflauf nahm und sich ihm gegenüber an den Tisch setzte.
    Dann blickte er wieder auf seinen Teller. Er hatte versprochen, dass dieses Theater funktionieren würde. Und es wäre sicherlich kein guter Start, wenn Cat sich erkundigen würde, warum Emma ihrem Verlobten ausgerechnet den so verhassten Broccoli servierte.
    So lange wie möglich zögerte er es hinaus, von dem Broccoli zu kosten. Widerstrebend pickte er sich Hühnchenstücke in Käsesoße heraus, die gar nicht so schlecht schmeckten. Doch er konnte keinen Haufen Broccoliröschen auf dem Teller zurücklassen.
    Schluck es, Soldat . Der Stamm der Broccoliröschen oder der Stängel – oder wie auch immer man das Zeug nannte – quietschte zwischen den Zähnen. Offenbar war das Gemüse nicht ganz gar. Vielleicht musste die Konsistenz aber auch so sein. Wie auch immer – er mochte es nicht. Also kaute und schluckte er, so schnell er konnte. Dann spießte er ein weiteres Stück auf und wiederholte die Prozedur.
    Die Grundausbildung bei der Army hatte er überstanden, indem er einen kleinen Schritt nach dem anderen gemacht hatte. Und genauso verfuhr er jetzt mit Emmas Hühnchen-Broccoli-Auflauf. Er kaute einen quietschenden, widerlichen Bissen nach dem anderen.
    „Sean, Sie haben erzählt, dass Ihre Tante und Ihr Onkel ganz in der Nähe wohnen“, sagte Cat zwischen zwei Bissen. „Emma hat mir allerdings gesagt, dass Sie noch zwei ältere Brüder, einen jüngeren Bruder und eine Schwester in Maine haben?“
    Innerlich dankbar für die Chance, seine Gabel wegzulegen, nahm Sean einen Schluck Eistee und tupfte sich dann mit der Serviette den Mund ab. „Wir stammen ursprünglich aus Maine. Doch inzwischen lebt nur noch Josh in Whitford. Er führt die Lodge der Familie.“
    „Eine Lodge für Schneemobilfahrer, hat Emma erzählt.“
    „Für alle Wintersportler. Aber die meisten fahren tatsächlich Schneemobil.“ Er versuchte, sich daran zu gewöhnen, doch es war seltsam, wie viel diese beiden Frauen über ihn wussten. „Mein Urgroßvater hat die Northern Star Lodge als exklusiven Jagdklub eröffnet, aber als mein Vater sie übernahm, war die Jagd nicht mehr so angesagt, und die Kundschaft veränderte sich. Die Lodge liegt direkt an der Schlittenspur, also läuft sie ganz gut.“
    „Was macht der Rest Ihrer Familie?“
    Ihm wäre dieses Frage-und-Antwort-Spiel sicherlich auf die Nerven gegangen, wenn es ihm nicht die Gelegenheit gegeben hätte, die grünen Röschen, die noch auf seinem Teller lagen, mit Missachtung zu strafen. „Mein ältester Bruder Mitch hat ein Abrissunternehmen. Der Hauptsitz ist in New York, doch meistens reist er von einem Hotel zum nächsten. Dann kommt Ryan, der in Boston und Umgebung Häuser nach Maß baut. Ich bin der Nächste. Liz, unsere einzige Schwester, lebt in New Mexico – ausgerechnet. Und Josh ist schließlich der Jüngste von uns.“
    „Sehen Sie sich oft?“
    Die Fragen waren harmlos, aber Sean nahm noch einen Schluck von seinem Eistee, um ein paar Sekunden Zeit zu gewinnen. Bis auf Liz hatte er seine Geschwister ein paar Tage zuvor gesehen, als sie bei Ryan in Massachusetts zu Besuch gewesen waren, um seine Rückkehr in die USA zu feiern. Da die Lodge fünf Stunden mit dem Auto vom Logan Airport in Boston entfernt war und dazu noch die Flüge und die vollen Terminkalender der Geschwister kamen, war es am sinnvollsten gewesen, sich bei Ryan zu treffen. Und da er noch nicht bereit war, sich irgendwo niederzulassen und sich zu verpflichten, hatte Sean beschlossen, erst einmal etwas Zeit in New Hampshire zu verbringen, ehe er nach Hause zurückkehren wollte.
    Doch Cat glaubte, dass er schon seit fast zwei Jahren nicht mehr in der Army war und nicht erst seit knapp zwei Wochen.
    „Ich sehe sie oft genug, um sie nicht zu sehr zu vermissen“, antwortete er, „aber nicht so oft, dass wir uns gegenseitig auf die Nerven gehen.“
    Emma räusperte sich. „Möchtest du noch etwas von dem Hühnchen-Auflauf, Sean? Es ist noch jede Menge da.“
    O Gott, bloß nicht . „Nein danke. Es war köstlich.“
    Ihr Lächeln wurde breiter, und er verspürte ein schlechtes Gewissen, weil er sie angeflunkert hatte. Oder vielleicht war es auch der Broccoli, der ihm einen Stich versetzte. „Es gibt noch Apfelkuchen zum Nachtisch. Natürlich gekauft. Ich wollte schließlich, dass er schmeckt.“
    Cat lachte. „Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, um