Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
Vom Netzwerk:
Teufeln.«
    Da vernahm man einen Angstruf von Pantagruel; er rief laut und sprach: »Herr, hilf uns! Wir verderben. Doch geh es nicht nach unserm Rat, sondern dein heiliger Wille geschehe.« – »Gott und die hochgelobte Frau sei mit uns allen!« sprach Panurg; »ich ersauf', ich ersauf'. Bebebebebuu. Ach wahrer Gott! Nur einen Delphin schick mir zu, der mich ans Land trägt wie einen schönen kleinen Arion, ich will auch die Harfe recht artig spielen, wenn sie nicht aus dem Leim gegangen ist.«
    »Allen Teufeln ergeb' ich mich«, sprach Bruder Jahn – (»Gott sei bei uns!« murmelte Panurg durch die Zähne).
    »Land! Land!« rief mir einem Male Pantagruel; »ich seh Land, Kinder! Nur Courage! Wir sind nicht weit vom Hafen mehr; schon seh ich im Norden den blauen Himmel: es klärt sich. Spürt ihr den Südwind?« – »Mut, Kinder!« sprach der Steuermann, »das Wasser fällt. Jetzt Marsree auf! Hiß auf! Hiß auf! Helmstock eingehangen! Läufer straff! Halt gut an! Tauwerk aufgeschossen! Halsen klar, Bolinen klar! Backbordbrassen angeholt, Schotten klar, Steuer in Lee! Steuerbordschoten angeholt, du Hurensohn!« –
    »Mut! Kinder, Mut!« rief Pantagruel; »nur herzhaft, Kinder! Seht, da kommen schon dicht an unser Schiff zwei Kähne und vier Gondeln und sechs Fregatten, die uns die guten Leute vom nächsten Eiland zum Beistand senden. Wer ist aber nur der Faulpelz da drunten, der so untröstlich heult und brüllt? Hielt ich den Mastbaum denn nicht fest in meinen Armen, und wahrlich straffer als keine zweihundert Kabeltau?« – »Es ist der arme Teufel Panurg«, antwortete Jahn; »er hat's Kalbsfieber, er zittert und bebt vor Furcht wie ein schlaffer Bauch.«
    »Wenn er auch«, sprach Pantagruel, »in diesem schauderhaften Blast und grimmigen Wetter Furcht gehabt hätte, so acht' ich ihn, wenn er sonst so mutig ist, nicht um ein Härlein minder drum. Denn – wie es allerdings ein Merkmal blöder und weibischer Herzen ist, vor einem jeden Dreck zu erbeben – so zeigt auch der, der gar nichts fürchtet, wo ihm ein sichtliches Schrecknis droht, wenig oder keinen Verstand. Ist nun, nächst der Versündigung an Gott, hienieden noch was zu fürchten, so will ich nicht sagen, daß es der Tod sei. Ich sag' nur: diese Todesart durch Schiffbruch sei zu fürchten, oder im Leben nichts. Denn, wie Homer spricht, ist es ein gar zu schauderhaft, entsetzlich unnatürliches Ding, im Meer zu ertrinken. Bei Gott, in unserm Haus ist's wild ergangen! Dies Wrack will gut ausgebessert sein. Nun, seht nur zu, daß wir nicht stranden.«

Neunzehntes Kapitel
Wie nach überstandenem Sturm Panurg den lustigen Bruder machte
    Ha, ha!« rief Panurg, »das geht ja gut. Der Sturm ist vorbei! Ich bitt' recht schön, laßt mich doch zuerst hinaus! Ich möcht' gern mein Sach ein wenig verrichten. Kann ich euch etwa noch wo helfen? Mut hab' ich genug, das ist sicher! Furcht wenig. Nur her, mein Freund, nur immer her! Auch nicht für einen Stüber Furcht. Zwar, diese Nordsee vorhin, die über Back und Schanz schlug, hat mir den Puls ein wenig alteriert. Segel gestrichen! Wie, Bruder Jahn? Und Ihr schafft nix? Ist's jetzt zu trinken Zeit? Wer weiß denn, ob nicht der Böse uns noch ein neues Wetter braut? Muß ich Euch etwa noch dorten helfen? Ha ha! bei Gott, das geht ja gut. Muß ich noch helfen? Nur her, nur her! Ich werd's schon machen, oder es müßt' ja mit dem Teufel zugehn!«
    Epistemon, dem die eine Hand von einem Tau, das er stramm gehalten, inwendig ganz wund und zerschunden war, hatte auf Pantagruels Reden gehört und sprach: »Herr, glaubt mir nur, ich hab' nicht minder Angst und Furcht gehabt wie Panurg; allein was tat ich? Ich hab' die Kräfte zum Dienst gespart. Ich meine, wenn wirklich der Tod ein unvermeidliches Schicksal ist, so steht's doch in Gottes heiligem Willen, ob wir zu dieser Stund oder jener, auf die oder die Art, sterben sollen. Ihn also muß man unablässig anrufen, bitten, zu ihm flehn und beten, aber es dabei nicht bewenden lassen und müßig bleiben, sondern uns für unser Teil ermutigen und, wie der Apostel sagt, Mitarbeiter des Herrn werden. Wenn der Mensch in Gefahr und Not nachlässig, faul und schläfrig ist, ruft er umsonst die Götter an; sie zürnen ihm, sie sind beleidigt.«
    »Ich sei des Teufels«, rief Bruder Jahn (»Jetzt fluch' ich mit dir«, sprach Panurg), »wenn nicht der Weingarten von Seuillé rein geplündert worden wär, wenn ich nichts als Contra hostium insidias gesungen hätte wie unsre

Weitere Kostenlose Bücher