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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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von Bellay, bei dessen Leben sich Frankreich solchen Glücks erfreute, daß alle Welt drauf neidisch war, alle Welt mit ihm in Bund trat, alle Welt sich vor ihm fürchtete. Kaum war er aber dahin, alsbald war es vor aller Welt verachtet auf lange Zeit.«
    »Ich möcht' den Meersturm«, sagte Pantagruel, »der uns so hart geplagt und geschüttelt hat, nicht ungeschehen machen, wenn ich dafür entbehren sollte, was dieser gute Makrobier hier uns mitteilt. Ich bin auch gern geneigt, zu glauben, was er von dem Kometen, der etliche Tage vor solchem Sterben am Himmel erschien, uns gesagt hat. Denn manche dieser Seelen sind so adlig, herrlich und heldenhaft, daß uns der Himmel ihren Auszug und Abschied etliche Tage zuvor verkündigt.
    Ja, er tut noch mehr. Um zu zeigen, daß unsre Erde und wir irdischen Menschen so hoher Seelen Gegenwart nicht würdig sind, betäubt, erschreckt er uns mit erschreckenden Vorzeichen. Wie wir es mehrere Tage vorm Hingang der hohen, herrlichen Heldenseele des tapfern und gelehrten Ritters von Bellay, dessen Ihr gedachtet, mit angesehn haben.«
    »Wohl weiß ich's noch«, sprach Epistemon, »und mein Herz zittert und bebt, wenn ich der mannigfaltigen und schauderhaften Wunder gedenke, die wir mit unsern offnen Augen fünf bis sechs Tag vor seinem Tod gesehen haben. Dergestalt, daß seine Freunde, Hausgenossen und alten Diener sich ganz bestürzt ohne einen Laut einander ansah'n, wohl aber alle in ihren Herzen erkannten und zum voraus wußten, daß Frankreich nun in kurzem eines so vollkommnen und zu seinem Ruhm und Schirm so nötigen Ritters verlustig gehn würde, weil ihn der Himmel, als sein gebührend Eigentum, zurückbegehre.«
    »Potz Kutten-Bammel!« rief Bruder Jahn. »Ich hab ein ziemlich gutes Gedächtnis, wenn mir recht ist. Aber ich frag' Euch auf Euern Eid, wie unser König seine Leute und die Königin ihre Mägde: Diese Heroen und Halbgötter, von denen Ihr eben gesprochen habt, können die auch mit Tod abgehn? Du liebes Leben! Da hab' ich immer in meinen dummen Gedanken gedacht, sie müßten alle unsterblich sein wie die lieben Engel, verzeih mir's Gott! Und nun erzählt uns dieser hochwürdigste Herr Makrobier, daß sie zuletzt verenden müßten!« – »Ich glaube«, versetzte Pantagruel, »daß alle vernünftigen Seelen frei von den Scheren der Atropos sind. Unsterblich sind sie alle, Dämonen, Engel und Menschen. Ich will Euch aber bei diesem Anlaß eine gar seltsame Geschichte erzählen, die von manchem gelehrten und kundigen Geschichtsschreiber bestätigt wird:
    Einstmals fuhr ein Schiff voll allerhand Waren und Reisender aus Griechenland nach Italien, als sich des Abends unweit der Echinadischen Inseln, zwischen Morea und Tunis, der Wind legte und das Schiff gen Paxos getrieben wurde. Wie es nun dort still lag und von den Passagieren etliche schliefen, etliche wachten, andre zechten und Nachtmahl hielten, vernahm man von der Insel Paxos eine Stimme, die laut ›Thamus!‹ rief, worüber alle erschraken. Dieser Thamus war nämlich der Steuermann, aus Ägypten gebürtig, aber dem Namen nach nur wenigen von der Gesellschaft bekannt. Zum zweiten Male erscholl die Stimme mit schrecklichem Geschrei nach Thamus. Und als ihr auch jetzt noch niemand eine Antwort gab und alles bang verstummte und zitterte, erscholl die Stimme zum dritten Male, noch schrecklicher denn zuvor. Nunmehr erhub sich Thamus und sprach: ›Hier bin ich. Was begehrst du? Was muß ich tun?‹ Darauf vernahm man die Stimme noch lauter, die ihm befahl, sobald er gen Palodes käme, dort zu verkünden, daß der große Pan tot sei.
    Diese Worte erschreckten alle Passagiere und Schiffer sehr, und sie pflogen miteinander Rats, was besser wäre, ob man die Botschaft bestellen oder verschweigen sollte. Da schlug Thamus vor, daß, wenn sie steifen Fahrwind hätten, sie ohne weiteres fürbaß fahren, wenn aber Meeresstille wäre, sie sich ihres Auftrags entledigen wollten. Als sie nun bei Palodes waren, begab es sich, daß sie weder Wind noch Wasser hatten. Thamus also stieg auf das Vorderdeck, die Augen nach dem Land gerichtet, und sprach, wie ihm geboten war, der große Pan sei tot. Er hatte noch nicht das letzte Wort gesprochen, als man am Land ein großes Schluchzen und Wehklagen hörte; nicht wie von einer Person allein, sondern von vielen durcheinander.
    Das Gerücht von dieser Sache wurde in Rom bald ruchbar, und Tiberius, der damalige Römische Kaiser, ließ den Thamus rufen; er maß seiner Erzählung Glauben bei,

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