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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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wennschon ihr Proviant etwas vom Sturm versehrt war. Zum Beschluß der Mahlzeit bat Pantagruel sie samt und sonders, mit allem Eifer auf Ausbesserung der lecken Schiffe bedacht zu sein; das taten sie auch gern und willig, und das Geschäft ward ihnen leicht, denn alle Leute der Insel waren Zimmerer und Handwerksleut.
    Auf unser Bitten wies uns der alte Makrobier, was auf der Insel sehenswert und bedeutsam war, und führte uns im weiten, schattigen Wald zu manchen alten verfallenen Tempeln, Obelisken, Pyramiden, Denkmälern und antiken Gräbern. Währenddem sprach Panurg zum Bruder Jahn: »Hier ist das Eiland der Makräonen. Makräon heißt auf griechisch ein betagter Mann, der viele Jahre auf dem Buckel hat.« – »Und was soll ich mir daraus machen?« frug Bruder Jahn, »soll mich das grämen? Ich war mit keinem Fuß im Land, als man's so taufte.« – »Die Sach ist diese«, sprach Panurg, »ich glaub', die alten Kuppelmakrelen führen ihren Namen daher. Der alten Makrelen Sach ist das Kuppeln, der jungen das Wackeln. Also sollt' man schier daraus schließen, daß diese Insel das Prototyp und Mutterland der Makreleninsel zu Paris sei. Komm, laß uns Grundeln fischen gehn.«
    Der alte Makrobier befrug Pantagruelen auf ionisch, wie und durch welche Künste und Mühen ihm heut, bei diesem schauderhaften Aufruhr der Luft, es geglückt war, in ihrem Hafen zu landen. Pantagruel antwortete ihm, daß der barmherzige Gott die Einfalt und lautern Herzen seiner Leute angesehen hätte, die nicht nach Vorteil noch Handelprofit gingen, weil nur ein Grund sie zur See trieb, nämlich: ihr brünstiges Verlangen, das Orakel der Göttin Bakbuk mit Augen zu sehen, einzuholen, kennenzulernen und zu besuchen und das Flaschenwort zu vernehmen über etliche Zweifel, die einer aus ihrer Gesellschaft erhoben hätte. Wär aber doch nicht ohn schwere Drangsal und augenscheinliche Gefahr des Schiffbruchs abgegangen. Zu gleicher Zeit frug er ihn, was ihm der Grund dieses grimmigen Wetters zu sein bedünke, und ob die See um dies Eiland her für gewöhnlich von Stürmen bedroht sei.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
Wie der gute Makrobier Pantagruel vom Aufenthalt und Hinschied der Heroen erzählte und dieser vom Tod der Heroen berichtete
    Darauf antwortete der gute Makrobier: »Ihr Freunde und Pilger, dies ist eine von den Sporaden; nicht von euern Sporaden im Ägäischen Meer, sondern von den Sporaden im Ozean. Vor Zeiten war sie reich, voll Leben, Wohlstand, Handel, sehr bevölkert und dem König von Bretanien untertan; jetzt aber ist sie im Lauf der Zeit, und da sich's mit der Welt zum Ende neigt, wie ihr seht, arm und einsam geworden.
    Der dunkle Wald, den ihr hier seht, über 78 000 Parasangen [Fußnote: Persisches Längenmaß.] lang und breit, ist der Heroen und Dämonen Wohnung, die jetzt alt geworden sind. Wir glauben, weil der Komet, der uns drei ganze Tag zuvor schien, jetzt nicht mehr leuchtet, daß von ihnen gestern einer gestorben ist, bei dessen Hintritt der schreckliche Sturm ausgebrochen ist. Denn solang sie leben, ist auf unserm Eiland und den andern Nachbarinseln an allem Guten Überfluß, schönes, stilles Wetter zur See und immerwährende Heiterkeit. Wie aber von ihnen einer hinfährt, hören wir jedesmal im Wald ein lautes, erbärmliches Wehgeheul und sehn im Land Pest, Windbrüche, schwere Plagen; in den Lüften Finsternis und Aufruhr, im Meer Orkan und Sturm.«
    »Was Ihr da sagt«, antwortete ihm Pantagruel, »scheint mir sehr glaublich. Denn wie die Fackel oder das Licht die ganze Zeit, solang es lebt und brennen bleibt, den Leuten leuchtet, alles ringsumher erhellt, jeden erfreut, mit seinem Schimmer jedem dient, niemandem schadet noch lästig fällt, sobald es aber erlischt, durch seinen Dunst und Qualm die Luft verderbt, die Menschen kränkt und einem jeden mißbehagt – so verhält es sich auch mit diesen edeln, erlauchten Seelen. Die ganze Zeit, die sie in ihren Leibern hausen, ist ihre Wohnung friedsam, still, gedeihlich, heimlich, segensreich, erquicklich, hehr; im Augenblick, da sie verscheiden, bricht gewöhnlich auf Inseln wie auf festem Land und in den Lüften wilder Aufruhr aus, Verfinstrung, Donner, Hagel, Blitz; im Erdball Dröhnen und Beben, im Meer Orkan und Ungewitter, Wehgeheul der Völker, Wandel der Religionen, Zerstörung der Königreiche und Ausrottung der freien Staaten.«
    »Davon«, sprach Epistemon, »haben wir erst noch kürzlich das Beispiel gehabt beim Tod des tapfern gelehrten Ritters Wilhelm

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