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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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eitel Wind. Statt Häuser sieht man nur Wetterhähne. In ihren Gärten bauen sie nichts als die drei Arten der Windrose; die Raute und andre blähende Kräuter jäten sie sorgsam aus. Gemeine Leute sorgen für ihre Nahrung durch Wedeln von Federn, von Papier oder Leinwand, wie's jeder haben und zahlen kann. Die Reichen leben von Windmühlen. Wenn sie ein Festessen oder Schmäuslein geben, schlägt man die Tafeln unter ein oder zwei Windmühlen auf; da schmausen sie dann so lustig wie die Hochzeitsleute und disputieren über Tisch von der Güte, Gesundheit, Herrlichkeit und Rarität der Winde; just so wie ihr Herrn Zecher bei euern Schmäusen von Weinsorten philosophiert. Der eine lobt den Sirokko, der andere den Föhn, der dritte den Biswind, der vierte den Zephir, der fünfte den Westwind, der sechste die Meerluft, und so fort. Ein andrer wieder den Hemdenwind für die verliebten Süßholzraspler und Jungfernknechte. Den Kranken geben sie Zugwind ein, wie man bei uns Zugpflaster legt. »Ach!« sprach zu mir ein kleines puffiges Männlein, »wer doch nur eine Blase voll von dem guten Languedoker Wind, der dort Circe heißt, haben könnte!« – »Doch!« sprach Panurg, »wie denkt Ihr über eine dicke Tonne des guten Languedoker Weins aus Canteperdris, Mirevaulx und Frontignan?«
    Dort sah ich einen sehr stattlichen Menschen, rund wie die Windrose; der war auf zwei von seinen Leuten schwer erzürnt, einen dicken Großknecht und ein winziges Büblein, und schlug und trat sie mit harten Stiefeln teuflisch zusammen. Da ich nun des Zorns Ursach nicht wußte, dacht' ich, es hätten's ihm seine Ärzt etwa geraten, weil es beiden Teilen gesund wär, dem Herrn zu zürnen und zu treten; dem Knecht, getreten zu werden. Da hört' ich aber, wie er dem Knecht schuld gab, daß ihm ein Schlauch Zephirwind, den er als teuern Leckerbissen sich auf das Spätjahr aufgehoben hatte, halb ausgestochen worden sei. Sie kacken nicht, sie brunzen nicht, sie spucken nicht aus auf diesem Eiland. Dafür fisten, furzen, rülpsen sie überschwenglich. Alle Krankheitssorten und Arten erleiden sie; doch ihre Erbseuche ist Windkolik, wogegen sie gewaltige Schröpfungen brauchen, durch die viel Wind von ihnen geht. Sie sterben alle an der Trommelsucht, und zwar die Männer furzend, die Weiber fistend, und ihre Seele entfährt durchs Arschloch.
    Als wir weiterspazierten, sah ich, daß, wie ihr Zecher über Land eure Reisefläschlein, Buddel und Karaffen bei euch führt, jeder von ihnen an seinem Gurt ein kleines niedliches Pfeiflein trug. Wenn ihnen einmal zufällig der Wind ausging, brauten sie sich hurtig mit diesen artigen Pfeiflein frischen, denn ihr wißt, daß Wind, nach seinem wahren Urbegriff, nichts weiter als flutendströmende Luft ist.
    Im selben Augenblick ward uns von Königs wegen angezeigt, daß wir binnen dreier Stunden weder Mann noch Weib des Landes in unsre Schiff einnehmen sollten, weil man ihm eben einen Darm voll echten Windes gestohlen hätte, den einst der gute Windgott Äolus bei Meeresstille Ulyssen mitgab, um die Schiffe zu treiben; den habe er wie einen zweiten heiligen Gral andächtig verwahrt und mehrere enorme Seuchen damit geheilt, indem er den Kranken nur soviel davon heraus- und zugehn ließ, als zu einem Jungfernfürzlein nötig ist; was unsre frommen Ordensschwestern in ihrer Sprache Verlegenheitsfürzlein heißen.

Dreiunddreissigates Kapitel
Wie kleine Regen große Winde stillen
    Pantagruel lobte ihre Wirtschaft und Art zu leben; darauf sprach er zu ihrem Landvogt Windig: »Wenn Ihr der Meinung Epikurs seid, welcher als höchstes Gut die Luft pries, muß ich Euch glücklich nennen; denn da Euer Leben aus Wind besteht, so kostet's Euch nichts, oder doch wenig. Ihr dürft nur blasen.« – »Wohl wahr«, versetzte der Landvogt, »nur daß leider in diesem irdischen Leben kein Glück vollkommen ist! Oft, wenn wir uns eben über Tisch an einem guten scharfen Wind Gottes, recht wie an einem himmlischen Manna, froh wie Prälaten erlustigen, flugs kommt ein kleiner winziger Regen und stiehlt ihn uns vorm Maule weg und legt ihn lahm. So kommen wir um manchen Schmaus, aus Mangel an Futter.« – »Das ist ja«, sprach Panurg, »wie Hänsel von Quinquenais, der seiner Gret auf den Hintern brunzte und dergestalt den müffigen Wind legte, der daraus hervorquoll. Jüngst macht' ich den artigen Vers darauf:
Der Hans probiert den Federweißen
Und hat die Gretel schon geheißen,
Daß sie das Essen fertig hätt',
Denn heut geht's

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