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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Händegeklatsch, das die Sophisten immer erheben, gerade wenn man bei einem gelehrten Gespräch im besten Argumentieren ist. Ich werde also morgen nicht verfehlen, zu rechter Zeit und an dem Ort, den du mir angeben wirst, mich einzufinden.«
    Voll Dankbarkeit entfernte sich Thaumastos, und Pantagruel warf sich ins Zeug und wälzte ohn Umsehn die ganze Nacht ein Buch um das andere, bis endlich Panurg ihm zusprach: »Gnädiger Herr, entschlagt Euch nur all dieser Gedanken und legt Euch schlafen; denn ich seh, Ihr habt Euch den Geist schon so erhitzt, daß Euch dies strenge Studieren bald ein Fieber zuziehn muß. Trinkt lieber noch zuvor so fünfundzwanzig bis dreißig gute Schluck, dann legt Euch aufs Ohr und schlaft getrost, denn morgen werd' ich dem Herren Engländer schon respondieren und demonstrieren; und wenn ich ihm nicht das Maul stopf und ihn ins Bockshorn jag', so heißt mich einen schlechten Kerl.«
    Pantagruel war es zufrieden, und Panurg zechte und knöchelte mit den Pagen die ganze Nacht durch, verspielte seine letzten Hosennestel, und endlich zu der bestimmten Zeit führt' er seinen Herrn und Meister Pantagruel an den bewußten Ort.
    Jetzt nahm Panurg das Wort und sprach zum Engländer: »Lieber Herr, bist du kommen, strittigerweis' über die Sätz, die du gestellt hast, zu disputieren, oder aber um Lernens und der Wahrheit willen?« – Darauf antwortet' ihm Thaumastos: »Herr, ich verfolge weiter keinen Zweck, als Wissenschaft und redliches Verlangen, weil ich bis heute weder ein Buch noch Menschen gefunden habe, die meine Zweifel mir zu Dank hätten erledigen können.«
    »Also«, versetzte Panurg, »wenn ich nun, der ich doch nur ein kleiner Schüler meines gnädigen Herrn und Meisters Pantagruel bin, dir überall und in allen Stücken genugtun kann, wär' es nicht ziemlich, diesen meinen Meister damit zu behelligen.« .– »Wahrlich«, sprach Thaumast, »dies ist sehr wohl gesprochen. Laßt uns zur Sache kommen.«

Zehntes Kapitel
Wie Panurg den englischen Zeichenfechter ad absurdum führte
    Während nun alles mäusleinstill umherstand und die Ohren spitzte, erhob der Engländer beide Hand getrennt hoch in die Luft, wobei er alle Spitzen der Finger in der Figur zusammenkniff, die man um Chinon herum Hühnerburzel nennt, und mit den Nägeln der einen viermal gegen die andre schlug.
    Alsbald erhob Panurg die Rechte, steckte den Daumen ins rechte Nasenloch, hielt die vier Finger ausgestreckt und gegen das Nasenbein, wobei er das linke Aug ganz zudrückte und mit dem Rechten blinzelte, so daß die Braue und die Wimper tief heruntergepreßt waren.
    Da fing Thaumast zu zittern an und ward ganz bleich und machte dies Zeichen: Mit dem mittelsten Finger der Rechten schlug er gegen den Handtellermuskel, der unter dem Daumen ist; drauf steckte er den Zeigefinger der rechten Hand durch zwei Finger der Linken.
    Jetzt schlug Panurg die Hände zusammen und hauchte darein, steckte abermals den Zeigefinger der rechten Hand in die Linke, zog und schob ihn wiederholt zwischendurch, hängte dann das Kinn lang und betrachtete Thaumast aufmerksam. Die Leute, die nichts von diesen Zeichen verstanden, sahen doch wohl, daß er damit Thaumast pantomimisch fragen wollte, was er darauf zu sagen hätte. Thaumastos fing schon dicke Tropfen zu schwitzen an und schien in tiefer Beschaulichkeit wie außer sich verzückt. Darnach bedachte er sich, legte alle Nägel der linken Hand an die Nägel der rechten, spreizte die Finger in halben Zirkeln auseinander und hob in dieser Positur die Hände, so hoch er konnte, empor. Worauf Panurg einen Finger der Linken in den Hintern steckte und mit dem Mund die Luft einsog, wie wenn man Austern in Schalen ißt oder Suppe schlürft; dann öffnete er den Mund ein wenig und schlug flach mit der rechten Hand drauf, daß es laut und tief klang, als ob der Schall von der oberen Fläche des Zwerchfells durch die Luftröhre käme, und dies machte er an sechzehnmal. Thaumastos aber fauchte immerzu wie eine Gans. Schließlich steckte Panurg den rechten Zeigefinger in den Mund, klemmte mit den Muskeln des Mundes ihn fest ein und zog ihn wieder heraus, daß beim Herausziehn ein lauter Schall ertönte, wie wenn die Kinder mit Rüben aus Holderbüchsen schießen.
    Aber es schien, als sei Thaumast nicht zufrieden hiemit, denn er legte seinen linken Daumen an die Nasenspitze und schloß die übrigen Finger derselben Hand. Da legte Panurg die zwei Mittelfinger an beide Mundwinkel, zog den Mund, so weit er

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