Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
Vom Netzwerk:
konnt', auseinander und zeigte sein ganz Gebiß, wobei er noch mit beiden Daumen die Augenwimpern so tief wie möglich herabdrückte, so daß er nach übereinstimmendem Urteil der Versammelten eine sehr leidige Fratze schnitt.
    Als er das gesehen hatte, stand Thaumastos auf, zog sein Barettlein, bedankte sich bei Panurg freundlich und konnte sich nicht genug tun im Lobe des hochgelehrten Herrn Pantagruel. Darnach bankettierten alle zusammen aufs fröhlichste, und nicht einer war drunter, der nicht mindest fünfundzwanzig bis dreißig Ohm getrunken hätte. Was aber die Auslegung der Thaumastischen Streitsätze und die Erklärung der Zeichen, womit sie disputierten, anlangt, so wollt' ich euch dieselben nach ihrem mündlichen Bericht erklären; aber ich hab' gehört, daß Thaumastos ein großes Buch hierüber zu London hat drucken lassen, worin er alles und jedes aufs genauste erläutert. Dieserhalb will ich's für heut bewenden lassen.

Elftes Kapitel
Wie Panurg in eine hohe Pariser Dame verliebt war
    Panurg kam nachgerad zu Ansehn in Paris durch diesen Sieg über den Engländer und trug von Stund an seinen Hosenlatz höher, und das Volk lobpries ihn öffentlich und machte auf ihn einen Gassenhauer, der in aller Mund war. Er war auch in allen Damenzirkeln sehr gern gesehen. Da schwoll ihm bald der Kamm so hoch, daß er sich an eine der ersten Damen der Stadt zu machen wagte.
    Flugs und ohne Umschweife, wie sie heute Mode sind, sagte er einst zu ihr: »Madame, dem Staat wär es ersprießlich, Euch ergötzlich, Euerm Stammbaum zur Ehre gereichend und mir notwendig, wenn Ihr Euch mit meiner Rasse belegen ließet. Glaubet mir's nur, denn die Erfahrung wird es Euch lehren.« – Bei diesem Wort stieß ihn die Dame auf hundert Meilen weit von sich und sprach: »Verhaßter Narr, geziemt Euch diese Sprach zu mir? Wen meint Ihr, daß Ihr vor Euch habt? Nun packt Euch fort und kommt mir nur nie mehr vor Augen! Denn wenig fehlt, und ich laß Euch Arm und Bein zerschlagen.«
    »Hum«, sprach er, »mich ficht's wenig an, ob man mir Arm und Bein zerschlägt, wenn Ihr und ich nur unser Späßlein einmal zusammen haben könnten; ich mein das Spiel vom Tier mit den zwei Rücken; denn sehet hier! (und er wies auf seinen langen Latz) hier wohnt mein Musikant, der soll Euch einen Hopser spielen, daß Ihr ihn bis in das Mark der Gebeine verspürt.«
    Die Dame antwortete: »Fort, Ihr Unflat! Nur fort! Wenn Ihr mir noch ein Wort sagt, ruf ich die Leute herbei und laß Euch durchbläuen, bis Ihr liegenbleibt.« – »Ho«, sprach er, »Ihr seid doch nicht so schlimm, als Ihr Euch stellt. Nicht doch! Da müßt' ich mich sehr in Euerm Gesicht betrügen. Eure Schönheit ist so ausbündig, einzig, himmlisch, daß ich glaub', die Natur hat in Euch ein Muster geschaffen, um uns sehen zu lassen, wieviel sie tun kann, wenn sie all ihre Macht und Weisheit gebrauchen will. Wie selig wird der sein, dem Ihr in Gnaden gönnet, Euch zu umfangen, zu küssen und an Euch seinen Speck zu reiben! Ha bei Gott! Und der bin ich, das seh ich klar, denn schon liebt sie mich inniglich. Ich erkenn's, ich bin dazu von den Feeen prädestiniert. Frisch also, keine Zeit verloren, drauf und dran und aufgebockt!«
    Damit wollt' er sie umfangen, aber sie stellte sich, als wenn sie die Nachbarn aus dem Fenster zu Hilfe rufen wollt'; aber Panurg entwich sofort und sprach noch auf der Flucht zu ihr: »Wartet, Madame, ich komm' gleich wieder, ich hol' sie selbst, bemühet Euch nicht.«
    Tages darauf begab er sich um die Stunde, wenn sie zur Messe ging, an die Kirche und reichte ihr in der Tür mit einer tiefen Verneigung das Weihwasser. Darauf kniete er traulich neben ihr nieder und sprach: »Madame, wißt, ich bin so verliebt in Euch, daß es mir Stuhlgang und Wasser verschlägt. Ich weiß nicht, was Ihr davon denkt; wenn mir ein Unglück passiert, was sollt' denn draus werden?« – »Geht, geht!« sprach sie, »mich kümmert's nicht, und laßt mich hier mein Gebet verrichten.« – Dann erwiderte Panurg: »Habt die Gnade und reicht mir doch mal dies Rosenkränzel.« – »Da nehmt«, sprach sie, »und plagt mich nicht weiter.«
    Mit diesen Worten wollt' sie ihm ihren Rosenkranz, der von Zedernholz mit großen güldnen Kugeln war, reichen; aber Panurg zog hurtig eins von seinen Messern und schnitt ihn glatt ab, steckte ihn in seine Diebstaschen und frug sie: »Wollt Ihr etwa mein Messer?« – »Nein, nein«, sprach sie. – »Es steht Euch aber doch gern zu Dienst, mit allem

Weitere Kostenlose Bücher