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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Drum und Dran.« – Der Dame inzwischen war es nicht gar wohl um ihren Rosenkranz zumut, denn er war ihr in der Kirche die vornehmste Herzstärkung, und sie dacht' bei sich: ich werde so bald meinen Rosenkranz wohl nicht wiedersehen. Was wird mein Mann dazu sagen? Er wird mir zürnen; aber ich werd ihm sagen, es hätt' ihn in der Kirch ein Dieb mir abgeschnitten: das glaubt er leicht, wenn er das Band noch am Gürtel sieht.
    Nach dem Essen ging Panurg wieder hin zu ihr und fing an: »Welches von uns beiden hat wohl das andre lieber, Ihr mich, oder ich Euch?« – Da antwortete sie: »Was mich betrifft, hasse ich Euch nicht, denn ich hab' alle Menschen lieb, wie Gott befiehlt.« – »Ja aber«, sprach er, »ich mein', ob Ihr nicht in mich verliebt seid?« – »Hab' ich Euch nicht schon so vielmal gesagt«, antwortete sie, »daß Ihr mir nicht mehr solche Reden führen sollt? Sprecht Ihr mir nur noch ein Wort davon, werd ich Euch zeigen, ob ich eine Frau bin, der Ihr von Unzucht schwatzen dürfet. Hinweg! Und meinen Rosenkranz gebt mir zurück, daß nicht mein Mann mich danach fragt. Sonst will ich nichts von Euch!«
    »Nun, bei Gott«, antwortete er, »ich aber will von Euch was, und es kostet Euch nichts und macht Euch nicht ärmer. Schauet her! (hier wies er auf seinen langen Latz) hier ist ein Tausendsasa, der sucht Quartier!« Und damit wollt' er sie umarmen. Aber sie fing an zu schreien, allerdings nicht gerade übermäßig laut. Da schnitt Panurg ein schiefes Gesicht und sprach: »So wollt Ihr denn in gutem mich nicht ein wenig machen lassen? Ei, schad für Euch, Ihr seid der Ehr und des hohen Glückes gar nicht wert. Aber bei Gott, jetzt bring' ich Euch auf den Hund!« Und damit floh er im scharfen Trab auf und davon, aus Furcht vor Schlägen, denn er war stockscheu von Natur.

Zwölftes Kapitel
Wie Panurg der Pariser Dame einen Streich spielt', der nicht zu ihrem Vorteil war
    Tags darauf war das hohe Fronleichnamsfest, an welchem alle Weiber sich in ihren höchsten Kleiderstaat warfen – und so machte es auch die erwähnte Dame. Am Feierabend zuvor spionierte Panurg in allen Gassen so lang umher, bis es ihm gelang, eine läufige Hündin aufzutreiben; die band er sich an seinen Gurt fest, führte sie auf seine Kammer, fütterte sie den Tag und die Nacht aufs beste, früh am Morgen aber schlug er sie tot und nahm davon das, was der Naturkundige wohl kennt, hackte es in kleine Stückchen, so fein er konnte, verbarg es wohl und ging damit an den Ort hin, wo die Dame, um zu dem Zug zu stoßen, erscheinen mußte, wie es der Brauch am selbigen Fest ist. Als er sie nun kommen sah, reichte er ihr mit höflichem Gruß das Weihwasser dar; während sie nun ihr Gebet sprach, besäete Panurg sie hurtig von hinten mit seiner Spezerei an vielen Stellen, besonders in den Falten der Ärmel und des Kleides, und sprach dann zu ihr: »Gestrenge Frau, den armen Liebhabern geht es oft hart; was mich betrifft, so hoff' ich, es werden die schlimmen, stürmischen Nächte, die ich um Euch erduldet hab, mir von der Fegefeuerspein dereinstmals noch in Abzug kommen. Bittet zum wenigsten Gott für mich, daß er mir in meinem Elend Geduld bescheren wolle.«
    Er hatte noch nicht ausgeredet, als alle Hunde, soviel nur in der Kirche waren, auf die Dame zuschossen, weil sie die Spezerei an ihr witterten. Groß und kleine, dick und dünne, kamen sie scharenweis', spitzten die Glieder, umschnoperten und bewässerten sie dann über und über! Es war der leidigste Spuk von der Weit.
    Panurg verscheuchte sie ein klein wenig, beurlaubte sich von ihr und schlupfte in eine Kapelle, um die Hatz mitanzusehen. Denn das Hundsgeschmeiß bekackte und beharnte ihr die ganzen Kleider, bis endlich gar ein großer Windhund ihr aufs Haupt pißte, etliche in die Ärmel, andre aufs Gesäß, und die ganz kleinen seichten ihr auf die Schuh, all die andern Weiber daneben konnten sich mit genauer Not vor den Hunden retten. Da lachte Panurg und sprach zu einem der Herrn von der Stadt: »Ich glaub', die Dame ist läufig, oder es hat sie ein Windhund frisch belegt.« Aber das Beste kam bei der Prozession, bei der Ihr über 600 014 Hunde zur Seite gingen und tausend gebranntes Herzeleid antaten; denn überall wo sie ging und stand, folgten ihr immer neue Hunde auf der Spur nach und beseichten den Weg, wo sie mit ihren Kleidern gestreift war. Und als sie sich nach Haus gerettet hatte, kamen auf eine halbe Meile alle Hunde herbei und brunzelten so hitzig gegen die Tür

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