Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
vorbereitet.
Vor dem Feuer fassten Sebastian und ich uns an den Händen, und als ich in seine kastanienfarbenen Augen blickte, da war die Welt ringsum vergessen. Das hier war das Einzige, was wirklich zählte.
William sagte irgendetwas Poetisches über die Liebe, die wie der Sonnenschein an einem kalten Tag sei, aber so genau hörte ich da schon nicht mehr zu. Ich weiß nur noch, dass ich alles unternahm, um ja nicht mein geschichtsträchtiges Hochzeitskleid mit der Fackel in Brand zu stecken, als wir damit schließlich das Freudenfeuer entzündeten. Sie mussten irgendeine Art von Brandbeschleuniger in den Holzstapel gegeben haben, denn der ging erstaunlich schnell in Flammen auf. So schnell, dass Sebastian und ich lachend einen Satz nach hinten machten, weil wir nicht angesengt werden wollten. Dann legte William ein Seidenband um mein und anschließend um Sebastians Handgelenk, um die traditionelle Trauung zu vollziehen. Sebastian zog die Ringe aus seiner Jackentasche: ein von Diamanten umgebener Granat für mich, ein schlichterer Granat in Gold für sich.
Vor all meinen Freunden und meiner Familie gelobte ich, ihn für alle Zeit zu lieben.
Als er mir das Gleiche versprach, begann ich zu weinen.
Die Zeltklappe am hinteren Ende teilte sich, und ein kalter Windstoß drang ins Innere. Ich hob den Kopf und sah Terézas blasses Gesicht. Sie hielt Parrishs Arm fest umklammert, und mir stockte unwillkürlich der Atem. Ich spürte, wie sich Sebastians Muskeln anspannten. Mátyás sagte etwas, das nach einem Fluch in einer fremden Sprache klang. Daraufhin geriet William ins Stocken und verstummte.
Unsere Gäste drehten sich um, da jeder wissen wollte, was wir so entsetzt anstarrten, doch Parrish nickte nur in die Runde und dirigierte Teréza zu einem Platz in einer der hinteren Reihen.
Wir atmeten gemeinsam erleichtert auf, dann kam William mit den traditionellen Worten zum Schluss: „Und hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“
Sebastian und ich küssten uns. Meine Mutter begann zu schluchzen. Und irgendwie war alles genau richtig.
Irgendwann danach wurde die Eheerlaubnis unterzeichnet, und die Party konnte beginnen. Wir tranken selbst gebrauten Met, den Griffin mitgebracht hatte. Sebastian und ich verteilten den Napfkuchen, und Dad versorgte die Hochzeitsgäste unablässig mit Appetizern. Schließlich räumten wir Tische und Stühle zur Seite, damit wir tanzen konnten. Die Polkaband spielte Roll Out the Barrel und anschließend - speziell für Sebastian - einen Wiener Walzer. Meine anderen Freunde bildeten spontan einen Kreis um uns, und irgendwer spielte auf einem Dudelsack.
Ich wirbelte gerade zu etwas auf der Tanzfläche umher, das einen mediterranen Rhythmus hatte, als Parrish dazukam. „Darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte er.
Mein Blick wanderte zu Sebastian, vor ihm stand nun Teréza und hielt ihm ihre Hand hin. Als er dann in meine Augen sah, schienen wir beide das Gleiche zu denken: „Warum nicht?“
„Selbstverständlich“, sagte ich zu Parrish.
Er nahm mich in seine Arme, und aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Sebastian mit Teréza zu tanzen begann. Ihr Blick war klar, doch sie wirkte etwas wacklig auf den Beinen. „Geht es ihr gut?“, fragte ich Parrish.
Über meinen Kopf hinweg schaute er zu den beiden hinüber, die sich trotz des schnelleren Stücks im Walzertakt bewegten. „Anschließend wird sie wahrscheinlich eine Woche lang durchschlafen, doch sie wollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen.“
„Meinst du, sie ist wütend?“
„Traurig ist sie“, entgegnete er. „So wie ich.“
„Oh, Parrish ... Daniel“, sagte ich und benutzte vor Rührung automatisch seinen Vornamen. „Du weißt, ich werde dich immer ...“
Er legte einen Finger auf meine Lippen, um mich zu unterbrechen. „Ich weiß. Ich werde dich auch immer lieben. Aber ..." Parrish atmete tief durch, ich wartete gebannt. Ein „Aber“ aus seinem Mund war für mich eine neue Erfahrung. „... ich hätte gern meinen Ring zurück."
„Den Hochzeitsring?“, fragte ich, den ich in meinem Schmuckkästchen immer ganz unten aufbewahrte. Ich legte die Stirn in Falten. Sein Geschenk war mir sehr ans Herz gewachsen, doch ich konnte ihn verstehen. Immerhin hatte er soeben mit angesehen, wie ich einem anderen Mann ein Eheversprechen gegeben hatte. „Natürlich bekommst du ihn zurück.“
Er lächelte traurig, sein Blick schweifte wieder zu Teréza ab. „Ich hatte zwar gedacht, ich würde ihn nie
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