Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
er mich dabei ansah, nickte ich nachdenklich. Wenn die Heilkraft genug Zeit bekam, um Wirkung zu zeigen, dann würde sich Teréza vielleicht stabilisieren und nicht so blutrünstig agieren. Möglicherweise brauchte sie ja nur die Vampirvariante eines Schönheitsschlafs.
Mátyás hockte sich neben den Sessel und beugte sich zu seiner Mutter vor. „ Miri dye, erkennst du mich wieder?“
„Natürlich, mein lieber Junge.“ Sie lachte, legte die Hände um sein Gesicht und küsste ihn auf die Wange. „Oh, Mátyás! Hast du Fieber? Du glühst ja!“
Er griff nach ihren Händen und sah ihr in die Augen. „Nein, Mama, du fühlst dich so kalt an.“
„Ich dachte, sie wäre tot“, warf William ein.
„Schht!“, machte Mom. „Das ist unhöflich.“
„Was hat er gesagt?“, fragte Teréza und sah Sebastian beunruhigt an.
„Dass du geschlafen hast“, entgegnete der und fuhr in einer anderen Sprache fort, vermutlich in der der Zigeuner. Teréza sah extrem blass aus.
Smitty kam mit einer Tasse Tee mit Milch ins Wohnzimmer zurück. Er lehnte sich gegen das Treppengeländer und schaute zu mir. „In welcher Sprache unterhalten die sich?“, flüsterte er mir zu. „Ist das Russisch?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Mich interessiert viel mehr, was sie da eigentlich reden.“
Plötzlich sprang Teréza auf. „Du hast mir das angetan!“, kreischte sie. „Und wie soll ich jetzt leben? Wie Ungeziefer?“
„Läuft wohl nicht besonders gut“, stellte Smitty fest.
„Wie Ungeziefer?“, wiederholte Sebastian leise und richtete sich auf. Er sagte noch etwas in ihrer gemeinsamen Sprache, wobei sein verletzter Tonfall jeglichen Dolmetscher überflüssig machte.
Nein, das lief gar nicht gut. Ich gab William ein Zeichen, er kam zu mir geeilt. „Kannst du mit Parrish Kontakt aufnehmen?“
„Warum sollte ich ...?“, begann er unbehaglich, als hätte ich ihn bei etwas Verbotenem ertappt.
„Komm schon, William, raus mit der Sprache! Ich glaube, wir können einen Vampir mehr in der Runde gut gebrauchen.“
Er warf mir einen Blick zu, der deutlich erkennen ließ, dass wir später noch darüber würden reden müssen. Dann holte er das Handy aus der Tasche und verzog sich in die Küche.
Smitty und ich widmeten uns wieder dem Geschehen vor dem Kamin. Teréza kniff wütend die Augen zusammen, Sebastian machte ebenfalls eine zornige Miene, während Mátyás so aussah, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Alle hielten gebannt den Atem an.
„Zeit für meinen Auftritt“, fand Smitty und schlenderte mit der Tasse zu Teréza, um sie ihr anzubieten. „Tee?“
Ihre Lippen teilten sich ein wenig, und für einen Sekundenbruchteil dachte ich, sie würde die Tasse dankend annehmen. Dann aber sah ich die Spitze ihres Fangzahns.
Noch während ich Smitty ein lautes „Pass auf!“ zurief, begab ich mich ganz auf die Astralebene. Wenn Teréza noch immer von meinem Schutzzauber umgeben war, würde ich den vielleicht verstärken können. Unter idealen Umständen wäre jetzt mein Zirkel bei mir, und wir könnten einen Glücksbringer oder ein Amulett oder etwas in der Art basteln, das Teréza am Leib tragen konnte, damit die Magie an sie gebunden blieb. So aber musste ich mit dem zurechtkommen, was mir zur Verfügung stand.
Ich hörte, dass buchstäblich die Hölle losbrach. Als ich die Augen einen Spaltbreit öffnete, sah ich, wie Smitty versuchte, seinen Arm wegzuziehen, in den Teréza bereits ihre Zähne gebohrt hatte. Die Teetasse lag mitsamt der Untertasse zerschlagen auf dem Fußboden. Sebastian und Mátyás versuchten, Teréza zurückzuziehen und Smittys Arm aus ihren Fängen zu befreien, während alle anderen ausgesprochen hilfreiche Kommentare wie „O mein Gott!“ und „Ach du heilige Scheiße!“ beisteuerten.
Wenn ich selbst noch irgendetwas Hilfreiches leisten wollte, musste ich mich sputen. Der Gedanke war verlockend, Lilith zu rufen, um meinem Zauber mehr Kraft zu verleihen, doch Terézas Schutz war etwas, das ich mit einer anderen Göttin ausgehandelt hatte. Also beschwor ich wieder Athenas Bild herauf. Ihr bronzener Helm bedeckte ihr ganzes Gesicht, lediglich die pechschwarzen Augen waren zu erkennen, die wie Obsidian funkelten. Ein polierter Brustpanzer bedeckte ihre weiblichen Attribute, dazu trug sie eine bis zu den Knien reichende Toga, die von einem Ledergürtel zusammengehalten wurde.
Sie hielt einen Speer in einer Hand, den Schild in der anderen, an dessen Rand sich Schlangen wanden. Sobald
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