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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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einer Kunstgalerie vorbei, auf deren Zaun bronzene Eiergestalten die Passanten anlächelten oder ihnen Grimassen schnitten.
    Trotz allem, was mir im Konsulat zu essen angeboten worden war, bog ich auf den Parkplatz vor dem Seward Café ein. Der Wagen schaukelte über das Kopfsteinpflaster und kam vor dem Garten zum Stehen. Das Seward Café lag gegenüber einer Holiday-Tankstelle und war von einem Wohnhaus, einem asphaltierten Parkplatz und einem Supermarkt umgeben, und dennoch bot es seinen Gästen im Sommer eine echte grüne Oase. Sogar jetzt, im Winter, konnte ich spüren, dass etwas von diesem Ruhm bis in die kalte Jahreszeit erhalten geblieben war. Ich stieg aus und ging an den selbst gemachten Rankgittern vorbei, die von den Überresten der Bohnen, Tomaten und Kürbisse des letzten Jahres überwuchert waren. Aber trotz dieser sorgfältigen Bepflanzung wuchsen Wollkraut und Maulbeerbüsche völlig ungehindert und bahnten sich ihren Weg durch eine dicke Lage aus welken Blättern und Schnee. Ein vereister Pfad führte zwischen den kahlen Bäumen hindurch zu einem verwitterten Holzbau, der ein wenig an ein Haus erinnerte, dessen Dach weggeweht war.
    Ich musste mich ducken, um unter einem Gewirr aus Efeuranken hindurch auf einen Patio zu gelangen. Dort blieb ich kurz stehen und ließ die Magie dieses Ortes beruhigend auf mich wirken. Die chaotische Kombination aus sorgfältig platzierten Steinen und wild wucherndem Unkraut sowie scheinbar zufällig abgestelltem Steingut vermittelte etwas Urtümliches. Hier herrschten Absicht und Schicksal, Planung und Zufall, hier war alles organisiert und dennoch völlig frei.
    Das Gebäude, in dem sich das Café befand, war keineswegs so beeindruckend. Ein schlichter Flachbau, nahezu fensterlos, der so aussah, als könnte er dringend einen neuen Anstrich gebrauchen. Die Fliegengittertür hing schief in ihren verrosteten Scharnieren.
    Drinnen herrschten Temperaturen wie in einer Sauna. Der Kaffeegeruch war so intensiv, dass empfindliche Gemüter von dem Koffein in der Luft Herzrasen bekommen konnten, wenn sie einmal tief einatmeten. Genau das tat ich und wünschte, Sebastian wäre jetzt bei mir. Das hier war einer der Orte, die ich ihm unbedingt zeigen wollte.
    Das Lokal war in zwei Bereiche unterteilt. In dem einen gab man seine Bestellung auf, der andere diente dazu, das Bestellte zu genießen. An der Wand fanden sich mehrere altmodische Holzbänke mit Tischen auf einem etwas erhöhten Podest, kleinere Tische aus massivem Holz standen auf dem Linoleumboden verteilt. Über einem von ihnen hing die Drahtskulptur eines Vogels mit schwarzen Federn. Seine Augen starrten all die Gäste mit ihren Dreadlocks und Piercings, die im Lokal verteilt saßen und Gerichte mit Namen wie Whole Earth oder Vegan Fluffy aßen, ziemlich bedrohlich an.
    Eine Bestellung aufzugeben, war irgendwie so, als nähme man an einer Art Kunstinstallation teil. Für Nichteingeweihte war das mit einigen Schwierigkeiten verbunden, aber zum Glück fühlte ich mich hier zu Hause. Ich wusste, von den Kunden wurde erwartet, dass sie sich ihr Gericht auf einer gemeinsamen Speisekarte nahe der Theke aussuchten, ihre Wahl mitsamt Einzelpreisen und Gesamtbetrag auf einem Zettel notierten und den an der Kasse abgaben. Der Typ hinter dem Tresen trug ein T-Shirt, das der Hoffnung auf eine baldige Freilassung des indianischen Aktivisten Leonard Peltier Ausdruck gab. Ich lächelte ihn an, als ich ihm meine
    Bestellung für mein Lieblingsgericht - Super Green Earth mit einer Tasse schwarzem Kaffee - in die Hand drückte.
    Mit einem Brummen, das ich als Flirten auslegte, reichte er mir einen Becher, in den ich selbst aus einer großen silbernen Kanne Kaffee einschenkte. Daneben stand ein Glas mit einem handgeschriebenen Hinweis auf einem Zettel, dass jede weitere Tasse fünfzig Cent kostete. Das Glas quoll vor Scheinen und Münzen fast über. Das Prinzip der Ehrbarkeit und Ehrlichkeit schien hier noch zu funktionieren, aber das überraschte auch nicht. Immerhin fühlte ich mich jedes Mal, wenn ich herkam, in eine idealistischere Zeit wie die Sechziger- oder Siebzigerjahre zurückversetzt.
    Während ich darauf wartete, dass mein Name aufgerufen wurde, sobald meine Bestellung fertig war, ging ich mit meinem angegrauten, angeschlagenen Porzellanbecher zu einem Tisch, über dem eine nicht ganz so beängstigende Drahtskulptur hing. Sie sah aus wie eine Hand, die sich durch eine Leinwand bohrte. Der Name, den die Künstlerin ihrem Werk

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