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Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen

Titel: Garnet Lacey 05 - Das bisschen Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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geleistet, eine Straße nur an einer Ampel zu überqueren?«
    »Von einem Ritter erwartet man, dass er sich so umfassend wie möglich an die Gesetze hält.«
    »Ich bin kein Ritter!«, gab ich schnaubend zurück. Ich machte eine Lücke im fließenden Verkehr aus, also lief ich durch den Schneematsch über die Fahrbahn.
    James schüttelte den Kopf und zeigte auf den nächsten Zebrastreifen. »Wir sehen uns am Konsulat.«
    Ich verdrehte die Augen. Wahrscheinlich würde er recht behalten.
    Die Fahrt nach North Minneapolis war halbwegs angenehm, vor allem wenn man berücksichtigte, wie sehr ich das Autofahren hasste. An den Abfahrten auf dem Highway verfuhr ich mich nur ein klein wenig, außerdem konnte ich während der Fahrt im Radio die Sender hören, die mir gefielen.
    Das Treffen mit dem Generalkonsul verlief unspektakulär, wenn ich von der irritierenden Tatsache absah, dass man mich wie eine Königin behandelte. Die »Botschaft« war nichts weiter als ein modernes Büro in einem dieser allgegenwärtigen vierstöckigen Bauten aus Ziegelstein und Glas, in denen sich immer ein Steuerberater, ein Chiropraktiker und drei Anwaltskanzleien zu befinden schienen.
    Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass ich die richtige Adresse erwischt hatte. Aber dann sah ich nahe den Aufzügen auf einem dieser Hinweisschilder, in die man weiße Plastikbuchstaben hineindrückte, dass dort das Konsulat aufgelistet wurde. Der Generalkonsul selbst war ein freundlicher älterer Herr mit buschigem grauem Schnauzbart und quer über die
Glatze gekämmten Haaren. Er bat mich in sein Büro, in dem es ganz schwach nach Pfeifentabak roch, und versorgte mich mit Kaffee, Gebäck und der Versicherung, dass D. C. Alles unter Kontrolle habe und dass Sebastian im Lauf des Nachmittags auf freien Fuß kommen werde.
    Was waren das nur für Flitterwochen?
    Aber mir blieb nichts anderes übrig, als bis zum Nachmittag zu warten. Wenigstens konnte ich die Zeit nutzen, um diesen Normalitätszauber rückgängig zu machen, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass der Generalkonsul sich darüber gefreut hätte, wenn ich noch geblieben wäre, um mit ihm eine Runde Dame oder irgendein anderes großväterliches Brettspiel zu spielen.
    Nichts für ungut, doch ich konnte mir einige Orte vorstellen, an denen ich meine Zeit lieber totschlug. Ich wusste, Sebastian wollte, dass ich hierblieb und diesem Mann auf die Nerven ging, damit alles so schnell wie möglich erledigt wurde, aber zum einen machte der Generalkonsul auf mich einen kompetenten Eindruck, und zum anderen wusste ich sowieso nicht, was es bringen sollte, wenn ich ihn tatsächlich nervte.
    Also stand ich lächelnd auf, bedankte mich für die Hilfe und achtete darauf, dass der Generalkonsul wusste, wo er mich erreichen konnte, wenn es Neuigkeiten zu vermelden gab.
    Im krassen Gegensatz zu meiner Laune strahlte die Sonne fröhlich vom Himmel, als ich das Gebäude verließ. Meisen zwitscherten in den hohen Bäumen, die den Parkplatz säumten. Der grelle Schein der Sonne, der vom Schnee reflektiert wurde, ließ meine Augen tränen.
    Nachdem ich James Dingsda zugewinkt hatte, der in seinem braunen Kombi saß und den Star Tribune las, fuhr ich zurück in Richtung Saint Paul. Irgendwie verschlug es mich auf dem Weg dorthin aber in meine alte Heimat. Nachdem ich den Highway verlassen hatte, folgte ich der River Road und fuhr auf der Saint-Paul-Seite in Richtung Franklin Avenue und Minneapolis. Trotz der Kälte klafften im Eis auf dem Mississippi etliche große Löcher, und über dem Wald am Ufer zog ein Adler seine Bahnen.
    Ich benötigte kein Hinweisschild, um zu wissen, dass ich Minneapolis erreicht hatte. Mit einem Mal veränderte sich die gesamte Atmosphäre. Das Spießige wich dem Hippen, aus dem Reservierten wurde das »Kunstbeflissene«. Es war nicht so, als wären die Herrenhäuser in Minneapolis prunkvoller. Nein, wenn überhaupt, dann besaßen die Häuser in Saint Paul mehr Würde und Stil, mit ihren langgestreckten, schneebedeckten Rasenflächen und den makellos geschnittenen Hecken. Auf der Minneapolis-Seite dagegen waren die Gärten üppiger, prahlerischer und viel schrulliger. Boulevardartige Arrangements waren die Norm, hohe, flauschige Grasbüschel ragten zusammen mit verwelktem Purpur-Sonnenhut und Schwarzäugiger Susanne aus dem Schnee, zu ihnen gesellten sich rosa Plastikflamingos und Skulpturen aus Altmetall.
    Ich musste lächeln. Ach, meine alte Heimat.
    Als ich die Brücke überquerte, kam ich an

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