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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Ob das etwas zu bedeuten hat?«
    »Das Wetter ändert sich«, sagte der Häher mit samtiger Stimme. »Vielleicht taut es bald.«
    Die beiden schwiegen und standen und sagten gar nichts mehr.
    Auch die Schafe sahen nach oben, wo der Mond hing wie eine Frucht, tatsächlich außergewöhnlich rosig. Rosig und fett, wie der letzte Apfel im Apfelgarten.
    »Was es wohl bedeutet?«, fragte Mopple.
    »Nichts«, sagte Maude. »Was soll es schon bedeuten? Der Mond ist dort oben, und wir sind hier unten. Der Mond ist so weit weg, dass man ihn nicht einmal riechen kann.«
    »Wenn der Mond ein Ziegenkäse wäre, könnte man ihn riechen«, sagte Heide. »Egal, wie weit er weg ist.«
    »Ich glaube nicht, dass er so weit weg ist«, sagte Mopple. »Und ich glaube, er schmeckt. Wenn man auf etwas Hohes klettert und den Hals lang macht, kann man vielleicht hineinbeißen.«
    Die Schafe blickten mit neuem Interesse hinauf zum Mond, der wie ein fast vollkommener Haferkeks am Himmel hing.
    »Wisst ihr noch, was die kleine Ziege über den Mond gesagt hat?«, fragte Zora. »Den Mond und den Garou?«
    Die anderen nickten. Der Wolf brauchte Mondlicht, um aus seinem Menschen herauszukriechen. Ohne Mondlicht konnte der Garou sich nicht verwandeln.
    Wenig später hatten die Schafe einen perfekten Plan: Mopple sollte den Mond fressen und sie so auf immer von der Wer-wolfsplage befreien! Sicher, sie würden den Mond vermissen, aber es war für einen guten Zweck. Einen sehr guten Zweck.
    »Ich glaube, er schmeckt wie ein Apfel«, blökte Heide aufgeregt. »Ein sehr großer.«
    »Er schmeckt ganz sicher wie ein Keks«, sagte Cordelia. »Ein Keks, den jemand in hellen Honig getaucht hat.«
    Mehr Motivation brauchte es nicht. Mopple zog los, um in den Mond zu beißen, und Heide kam mit, um ihm zu helfen. Dort unten am Tor, die Hufe auf den Rand des Futtertroges gestellt, musste es am besten gehen!
    Mopple fand eine bequeme Position und machte sich lang.
    »Den Hals länger!«, blökte Heide. »Noch länger!«
    »Ich habe ihn fast!«, ächzte Mopple und machte sich länger als je zuvor in seinem Leben, so lang, dass er fast nicht mehr dick war. »Fast! Er ist ganz nah!«
    Dann knirschte Schnee. Mopple verlor das Gleichgewicht und plumpste in den Futtertrog. Der Häher kam über die Weide, zurück Richtung Schloss. Mopple und Heide ließen vom Mond ab und beobachteten ihn, bis er auf seine seltsame Schlangenbeschwörerart wieder von der Weide gehinkt war.
    Als der Häher das Weidetor öffnete, flatterte etwas aus seiner Tasche. Etwas, das selbst in der Dunkelheit funkelte und flirrte wie verrückt.
    Mopple und Heide sahen sich an.
    »Hast du das gesehen?«, fragte Heide.
    Mopple nickte. »Das ist ein Silber.«
    »Wie das, das er Rebecca gegeben hat!«, sagte Heide.
    Mopple und Heide ließen vom Mond ab, der sich als ein doch etwas zu ehrgeiziges Unterfangen herausgestellt hatte, und beschlossen stattdessen, das neue Silber auf Sir Ritchfield zu spießen. Mehr Silber half vielleicht sogar gegen Mehrwölfe!
    Anders als die anderen Silberpapiere ließ sich die kleine Karte leicht einkreisen und fangen. Sie lag nur einfach flach gegen den Boden gepresst und rührte sich nicht. Sie aufzuheben war schon schwieriger.
    Mopple versuchte es mit den Zähnen.
    Heide mit den Lippen.
    Schließlich gelang es Mopple, die Karte vom Boden loszuscharren, und Heide nahm sie vorsichtig zwischen die Zähne. Im nächsten Augenblick hatte sie sie auch schon wieder ausgespuckt.
    »Was ist?«, fragte Mopple.
    »Das ist kein Silber!«, blökte Heide empört.
    An diesem Abend trabten noch verschiedene Schafe zu der kleinen, glänzenden Karte im Schnee. Sie schnaubten sie an und berochen sie. Mopple knabberte sie sogar an. Sie kamen alle zu demselben Ergebnis. Das Ding sah aus wie Silber und spielte mit dem Licht wie Silber, aber es roch nicht wie Silber, knisterte nicht wie Silber, und vor allem schmeckte es nicht wie Silber, kalt und metallisch. Es schmeckte wie Papier, mehlig, fade und hölzern. Das Silber des Hähers war eine Fälschung!
     

20
     
    Die Schafe standen lange um die trügerische Karte herum und dachten.
    »Etwas, das aussieht wie Silber, aber kein Silber ist«, murmelte Miss Maple. »Warum?«
    »Vielleicht hatte er kein echtes Silber?«, fragte Cloud.
    »Er hat ein Auto«, sagte Heide. »Er kann echtes Silber kaufen.«
    Die Schafe wussten nicht genau, was »kaufen« war, aber sie konnten es sich in etwa vorstellen: man fuhr mit dem Auto über Landstraßen, und

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