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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Gedanken.
    »Die Spinne hat ihr Netz nicht, um Blätter zu fangen. Sie will Fliegen fangen, aber manchmal erwischt es doch ein Blatt, und dann muss es weg, damit es die Fliegen nicht abschreckt. Und wir - wir sind wie ein Netz für den Garou! Erinnert ihr euch an den Werwolfsjäger? Wo könnte er sich besser auf die Lauer legen als hier auf der Weide? Der Wald ist groß und unübersichtlich, aber die Weide ist einfach zu beobachten. Und jeder weiß, dass der Garou sich schon einmal für Schafe interessiert hat. Und dann kam Yves, wie ein Birkenblatt, und hat Rebecca jede Nacht beobachtet. Und der Werwolfsjäger wollte ihn loswerden, damit der Garou wirklich kommt, und deswegen hat er ihn erschossen. Damit sich der Garou an uns herantraut! Er muss sehr entschlossen sein, den Garou zu fangen. Und das bedeutet, dass er fast so gefährlich ist wie der Garou selbst!«
    Die Schafe sahen sich beunruhigt nach dem riesigen Spinnennetz um, in dem sich Yves verheddert haben musste, und konnten nichts entdecken.
    Schließlich hielt es Heide nicht mehr aus.
    »Und wo ist das Netz?«, blökte sie.
    »Das Netz sind wir«, sagte Maple. »Aber wer ist die Spinne?«
    Während die anderen Schafe nach dem Spinnennetz Ausschau hielten - und nach der dazugehörigen überdimensionalen Spinne! -, näherte sich Madouc Sir Ritchfield, der noch immer solidarisch neben dem Ungeschorenen graste und von der ganzen Aufregung nicht viel mitbekam.
    Erst als sich Madouc direkt vor seiner grasenden Nase postierte, blickte der alte Leitwidder auf und musterte Madouc streng.
    »Wo ist die andere Schwarze?«, fragte er streng. »Keine Ziege darf die Herde verlassen!«
    Madouc sah den alten Leitwidder sehr lange und sehr gründlich an.
    »Du siehst sie?«, fragte sie dann. Und - nach einer Weile: »Du bist auch zwei!«
    »Manchmal«, gab Sir Ritchfield zu. »Eigentlich immer. Er besucht mich jetzt öfters. Er heißt Melmoth.«
    »Wir heißen Madouc«, sagte Madouc. »Alle beide!«
    »Angenehm«, sagte Sir Ritchfield, aber wahrscheinlich meinte er nur die Sonne, die ihm mit ihren letzten dicken Strahlen auf den grauen Pelz schien.
     
    Als die Sonne längst hinter dem Schloss verschwunden war und die Schafe schon über einen Rückzug in den Heuschuppen nachdachten, knarrte auf einmal das Tor, und Zach trat auf die Weide, seine Sonnenbrille auf der Nase und eine Kiste in den Händen. Er hielt die Kiste mit beiden Armen vor sich hin und bewegte sich unendlich vorsichtig und langsam wie eine Schnecke auf den Schäferwagen zu.
    »Rebecca!«, rief er halblaut, als er endlich vor der Schäferwagentür angekommen war. »Rebecca!«
    Rebecca riss die Tür auf, und als sie Zach erkannte, sah sie ein bisschen enttäuscht aus, aber nur einen Moment lang.
    »Ich habe eine Bitte an dich, Rebecca«, sagte Zach, und die Schafe konnten hören, wie seine sonst so ruhige Stimme zitterte. »Die Sache ist etwas delikat.«
    Rebecca nickte. »Komm rein, Zach.«
    Zach schüttelte heftig den Kopf. Den Rest seines Körpers und die Kiste hielt er dabei seltsam still. »Tut mir leid, aber ich habe Grund zu der Annahme, dass dein Wagen verwanzt ist.«
    Verwanzt? Igitt! Bei ihnen achtete Rebecca immer so auf Sauberkeit, und sie selbst... Die Schafe beschlossen, sich zukünftig nach Möglichkeit von Rebecca und ihrem Ungeziefer fernzuhalten.
    Rebecca zog sich den Schal enger um die Schultern. »Meine Güte, Zach, der Wind ist eisig. Komm rein!«
    Aber Zach stand nur da, Sonnenbrille, Mantel und dünne schwarze Agentenschuhe, und bewegte sich nicht vom Fleck.
    Rebecca seufzte. »Na gut. Wir können in den Heuschuppen gehen, da ist es wenigstens windgeschützt. Der Schuppen wird ja wohl nicht verwanzt sein.«
    Die Schafe guckten hochnäsig. Natürlich nicht! Daran sollte sich Rebecca ein Beispiel nehmen.
    Zach legte den Kopf schief und schien einen Augenblick über die Wahrscheinlichkeit von Ungeziefer im Heuschuppen nachzudenken. Dann nickte er zufrieden.
    »Ich gehe gleich. Du kommst in zehn Minuten nach.«
    »Zach ...«, sagte Rebecca, aber Zach war schon mit seinem Karton unterwegs, noch immer seltsam vorsichtig, wie auf Eis, und verschwand im Heuschuppen.
    Wenige Minuten später ging die Schäferwagentür wieder auf, und eine Gestalt, die unter Brotmütze, Schal, Mantel und Handschuhen nur noch am Geruch als Rebecca zu erkennen war, stapfte hinter Zach her.
    Wenn Rebecca in den Heuschuppen ging, mussten die Schafe mit. Sie konnten nicht anders. Rebecca im Heuschuppen bedeutete

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