Garou
ihn ... oder vielleicht auch nicht...«
Ramses scharrte verlegen im Schnee, die anderen verdrehten die Augen, aber Miss Maple sah auf einmal hellwach aus.
»Er hat Recht!«, sagte sie. »Wir müssen herausfinden, in wem der Wolf steckt!«
»Warum?«, blökte Heide.
»Warum?«, blökten die anderen im Chor.
»Damit wir in die richtige Richtung weglaufen«, sagte Miss Maple. »Wenn wir nicht wissen, wo er ist, wie sollen wir dann wissen, wo weg ist?«
»Wenn wir ihn sehen, können wir noch immer weglaufen«, sagte Lane und drehte ihren eleganten Hals. Lane war das schnellste Schaf der Herde.
»Vielleicht«, sagte Maple. »Das Reh konnte es nicht.«
Das stimmte. Rehe waren so langbeinig, dass selbst der Wald sie nicht irreführen konnte, und trotzdem...
»Er hat es überrascht«, flüsterte Lane. »Er muss es überrascht haben!«
Nicht alle Schafe waren sich sicher, ob sie wirklich an den Garou glaubten, aber selbst diejenigen, die nicht an ihn glaubten, wollten auf einmal sehr gerne vor ihm davonlaufen. Am besten gleich.
»Aber nicht durch den Wald!«, sagte Cloud.
Die anderen nickten. Der Wald knackste und raschelte, er führte sie im Kreis und verspottete sie. Nah war fern, und fern war nah, gerade war gebogen, auf war ab, und Gras gab es auch keines.
»Wie sonst?«, fragte Maude und sog tief die Luft ein. »Hier ist überall Wald. Ringsherum.«
»So wie wir gekommen sind!«, sagte das Winterlamm mit funkelnden Augen. »Mit dem Auto!«
Die anderen blökten protestierend. Das Auto war kein besonders beliebtes Transportmittel. Es dröhnte und schlingerte, hopste und stank. Es war eng und dunkel und Furcht einflößend. Aber es konnte sie schnell und geschützt durch den Wald bringen, weg vom Garou. Insgeheim dachten die meisten Schafe, dass Autos ein bisschen wie Hunde waren: laut und großspurig, aber wenn man einmal seinen ganzen Mut zusammennahm und nicht vor ihnen weglief, stellte sich heraus, dass das Meiste davon nur Wichtigtuerei war.
Hoffentlich.
Kurze Zeit später stand wieder eine kleine Schafsexpedition vor der losen Latte im Ziegenzaun. Maude, Zora und Heide sollten das extragroße Auto finden, das die Schafe hierher gebracht hatte.
Maude sollte es wittern.
Zora sollte ihm die Stirn bieten.
Und Heide sollte es überreden, sie wieder von hier wegzubringen.
Miss Maple sah ihnen zufrieden nach.
»Und wir suchen inzwischen den Garou!«, sagte sie.
Die Schafe machten lange Gesichter.
Suchen - na gut!
Finden wollte den Garou keines von ihnen.
Ramses suchte den Garou zwischen den Ginsterbüschen.
Cordelia suchte ihn beim Schäferwagen.
Cloud suchte ihn unter dem Schäferwagen.
Die Schäferwagentür ging auf, und Rebecca stapfte entschlossen Richtung Schloss. Die Schafe hörten auf zu suchen und sahen ihr nach.
Dann ging es weiter.
Lane suchte am Ziegenzaun.
Othello suchte im Heuschuppen.
Ritchfield diskutierte mit dem Futtertrog.
Das Winterlamm suchte zwischen alter Eiche und Schrank.
Und Mopple suchte überhaupt nicht. Mopple kaute.
Maple trabte hinüber zu dem dicken Widder und räusperte sich.
Mopple schluckte. »Und?«, fragte Maple.
»Nichts!«, sagte Mopple und starrte angestrengt auf einige Halme Wintergras, die aus dem Schnee äugten. »Hier ist er nicht!«
»Natürlich nicht!«, sagte Maple. »Wir sollten zuerst die schwarze Ziege finden.« »Madouc?«
Maple drehte den Kopf. »Woher weißt du, dass sie Madouc heißt?«
»Sie sagt, dass sie Madouc heißt«, sagte Mopple. »Zumindest manchmal.«
Maple dachte weiter.
»Die schwarze Ziege ist so etwas wie eine Spur, glaube ich. Niemand hat je den Garou gesehen, und trotzdem weiß sie so viel über ihn. Woher? Wenn sie nichts gesehen hat, dann hat sie etwas gehört! Aber von wem? Ist es nicht seltsam, woher sie das alles weiß?«
»Von den anderen Ziegen vielleicht?«, schlug Mopple vor.
»Vielleicht«, sagte Maple. »Und vielleicht auch nicht.«
Miss Maple ließ die anderen stehen und trabte los, hin zum Ziegenzaun, direkt auf eine dösende Ziege zu. Eine sehr zerzauste Ziege. Sie mussten mehr wissen, bevor sie sich auf die Suche nach dem Garou machten!
»Entschuldigung«, sagte Maple zu der Ziege am Zaun - nicht zu forsch und nicht zu höflich.
Die Ziege öffnete die Augen.
»Ja bitte?«
Ihr Fell war braun, aber ihre Augen waren grau und fern wie die eines Fisches.
»Ich suche eine Ziege«, sagte Maple. Die Sache lief besser, als sie erwartet hatte.
»Ich würde sagen, du hast eine
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