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Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war es kalt gewesen. Ihm stand der Schweiß dennoch auf der Stirn. Die Stunden der Angst addierten sich. Sie waren schlimmer und schlimmer geworden. Wenn er sein Gesicht berührte, dann klebte Fett an seinen Fingern.
    Rechts lag der Laden, links die Wohnung.
    Temple überlegte, wohin er sich wenden sollte. In seine Wohnung oder in das Geschäft?
    Es blieb eigentlich gleich. Die Bedrohung war da. Sie ließ sich weder aus der Wohnung noch aus den Geschäftsräumen vertreiben. Es gab noch eine dritte Möglichkeit. Er hätte rasch seine Sachen zusammenpacken und fliehen können.
    Doch auch das hatte keinen Sinn, denn die andere Kraft war so ungeheuerlich, daß sie ihn einholen würde. Sie war überall, sie konnte in jeden Winkel kriechen, denn sie war einfach nicht mit menschlichen Maßstäben zu messen und zu begreifen.
    Er stand im Dunkeln. Die Finsternis umgab ihn wie ein Schwamm, sie saugte sich an seinem Körper fest, sie drang durch jede Pore, sie sorgte für einen weiteren Schweißausbruch.
    Für einen Moment dachte er an Mrs. McArling, seine Zugehfrau und Hilfe. Er hatte sie in den Weihnachtsurlaub geschickt. Ein Fehler, wie er jetzt einsah. Er hätte anders reagieren und sie hierbehalten sollen, auch wenn sie ihm mit ihrer schrillen Stimme auf die Nerven fiel. Er hätte jetzt wenigstens einen Menschen gehabt, mit dem er sich hätte unterhalten können. Er wäre nicht so allein gewesen.
    Allein!
    Dieses eine Wort schoß ihm durch den Kopf. Eigentlich war er nicht allein, denn da gab es etwas, das in seinen Räumen hauste, das aus einer anderen Welt zu ihm gekommen war. Ein Wesen aus der Finsternis, das nicht erklärbar war. Etwas Furchtbares, Grauenvolles, noch gefangen, aber trotzdem existent. Er drehte sich zur Seite. Gleichzeitig streckte er seinen Arm aus, um den Lichtschalter zu erreichen. Er berührte den Kunststoff, seine Hand glitt etwas nach rechts, dann ertastete er den Schalter und betätigte ihn. Es wurde heller, aber nicht hell.
    Ein dumpfes, gelblichrotes Licht waberte durch den Flur. Geheimnisvoll und tückisch. Temple traute nicht einmal mehr dem Licht. Überall sah er seine Feinde, selbst darin.
    Er duckte sich.
    Die alte Garderobe schien plötzlich erwacht zu sein. Aus den Haken waren Arme geworden, gekrümmt und dabei an erstarrte Schlangen erinnernd. Sie streckten sich in die Leere des Korridors hinein, und auch sie empfand er als bedrohlich.
    Er schloß auf.
    Diesmal schnell und hektisch, als könnte er es kaum erwarten, in sein Geschäft zu gelangen. Dann blieb er stehen und preßte seine Hand gegen die Brust, wie ein Herzkranker, der plötzlich einen Krampf spürt. Er bückte sich, ging vor und stützte sich am Tresen ab, auf dem die altertümliche Klingelkasse ihren Platz gefunden hatte. Unter der Tischplatte befanden sich die wenigen Schalter. Sie bildeten so etwas wie eine Zentrale für das Licht, denn von dieser Stelle aus konnte er alle Lampen des Geschäftsraumes einschalten.
    Er machte überall Licht.
    Die Lampen waren gut verteilt.
    Sie leuchteten genau das an, was die Kunden sehen sollten. Es waren die außergewöhnlichen Teile aus Übersee, die rätselhaften Masken, die Totems, die Fetische, die Krüge und Schalen mit ihren bunten Bemalungen und ungewöhnlichen Zeichen, die allesamt eine Bedeutung hatten.
    Wenn Temple eine Schale verkaufen wollte, dann ließ er seine Phantasie spielen und erklärte dem Käufer, was dieser gern hören wollte. Dann redete er von wichtigen Zeichen, die Glück über das Haus bringen sollten, die dafür sorgten,, daß gute Götter eintraten und Krankheiten verscheuchten.
    In achtzig Prozent der Falle wurde ihm geglaubt. Dann konnte er die Preise sogar noch höher setzen.
    Er selbst fürchtete sich vor diesen Masken nicht. In den letzten lagen allerdings war dies anders geworden. Jetzt waren die Masken von einer grauenvollen und unheimlichen Kraft erfüllt. Da sickerte das Licht in die Augenschlitze hinein, es füllte sie aus, es ließ sie glühen, als wollten sie den Atem des Bösen erwecken.
    Er bekam eine Gänsehaut.
    Geduckt stand er hinter der Kasse. Noch immer hatte er seine Hände auf die Tresenplatte gestemmt. Sein Mund fühlte sich trocken an. In seinem Kopf rauschte das Blut. An den Ohren spürte er einen leichten Druck, der sich zu starken Schmerzen vereinigte. Er suchte nach einer Erklärung, fand sie auch, wollte sie allerdings nicht wahrhaben, weil dies einfach unmöglich war.
    Sollte er daran die Schuld tragen, daß die Angst durch die

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