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Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    Die Scherben waren durch den Schwung zu verschiedenen Seiten weggeglitten. Es hatte keinen Sinn, wenn ich irgendeine Scherbe nahm. Ich mußte mir schon eine große aussuchen.
    Als hätte mir ein Engel mit einem Blitzstrahl aus dem Himmel ein Zeichen gegeben, so sah ich rechts von mir den grellen Reflex. Ich drehte mich um. Licht fiel auf eine lange Scherbe. Sie war genau richtig für das, was ich vorhatte. Ihre Form war die eines Säbels, nur breiter. Sie lief nach unten hin wie ein schmales Dreieck zu. An beiden Seiten war sie eingekerbt. Es war, als hätte sich diese Scherbe für mich bewußt so geformt, denn so konnte ich sie besser festhalten. Daß sie mir ohne Schutz die Hände aufschneiden würde, stand fest. Handschuhe hatte ich nicht gefunden, mein Taschentuch war einfach zu dünn, um zu verhindern, daß ich mir die Hände blutig schnitt. Deshalb zog ich meine Jacke aus.
    Der Stoff war dick genug, zwar unhandlich, aber es blieb mir keine andere Möglichkeit. Mit bloßen Händen hob ich die lange Scherbe an. Das breitere Ende umwickelte ich mit einem Jackenärmel und drückte den Stoff in die Kerben, so daß ich die Scherbe auch halten konnte. Ich wuchtete sie hoch. Bisher hatte die Spitze noch den Boden berührt. Sie war schwerer, als ich gedacht hatte, aber ich biß die Zähne zusammen und dachte an die Aufgabe, die vor mir lag. Dann ging ich auf die Ladentür zu.
    Nach dem ersten Schritt schon hörte ich die Schüsse!
    Sie waren vor dem Haus aufgeklungen, und jetzt wußte ich auch, wohin Ralston und die Frau geflohen waren. Nur würde er mit seiner normalen Waffe die Bestie nicht stoppen können.
    Ich beeilte mich.
    Wider fielen Schüsse.
    Dann war Pause.
    Danach gellte ein schriller Schrei auf, der in Todesangst geboren zu sein schien.
    Der Weg durch den Laden kam mir verflucht weit vor. Und die herumstehenden Waren aller Art erwiesen sich zudem als Hindernisse, die ich erst aus dem Weg räumen mußte. Mit der Schulter wuchtete ich das Zeug um, kickte einen alten Schemel zur Seite, der in das untere Fach eines Regals hineindonnerte und dort einiges zerbrach. Dann war ich an der Tür.
    Wie eine breite Nadel stach die Spitze der Scherbe von mir weg. Der Mond schickte noch immer sein bleiches Licht vom Himmel herab in die Gassen der Angst. Ich hatte ihn einige Male verflucht, jetzt war ich froh darüber, daß er schien und die Schlucht zwischen den Häusern erhellte. Ein Mensch hatte gegen Semerias keine Chance. Auch ein Polizeiinspektor nicht.
    Ich sah den Kollegen nicht einmal. Er lag auf dem Boden, und der Werwolf stand über ihm. Er hatte sich nach vorn gebeugt, ich starrte auf seinen breiten Fellrücken, der für meine Waffe ein hervorragendes Ziel abgab.
    Hinrennen und die Scherbe hineinstoßen. Mein Jackenärmel hatte gehalten, die scharfen Kanten waren noch nicht durch den Stoff in meine Handflächen gedrungen. Es war alles klar, es sah gut aus, ich lief vor - und genau da roch die Bestie Lunte.
    Sie schnellte hoch.
    Sie drehte sich um und glotzte mich aus den eisigen, gefühllosen Augen an, als ich auf sie zurannte…
    Semerias ließ mich genau auf zwei Schritte herankommen, bevor er sich mit einer beinahe eleganten Bewegung zur Seite drehte, so daß ich ins Leere lief.
    Gleichzeitig richtete sich Ralston auf, ich mußte über ihn hinwegspringen, sonst wäre ich gestolpert.
    Kurz vor der gegenüberliegenden Häuserseite gelang es mir, mich zu fangen, ich wirbelte herum.
    »Hau ab, Ralston!«
    Der Inspektor kroch davon. Erst nach einigen Schritten stand er auf und rannte weg. Ich stand Semerias gegenüber!
    Im Wilden Westen hatten sie sich mit Revolvern beschossen. Ich besaß die Spiegelscherbe, die das fahle Mondlicht blitzend reflektierte. Wir starrten uns an.
    Er öffnete sein Maul, dann zog er es in die Breite, und so etwas wie ein hartes Grinsen legte sich auf sein Gesicht. In diesem Moment wußte ich, daß er mich erkannt hatte.
    Ich packte die Scherbe fester und nickte ihm zu. »Okay, Bestie!« keuchte ich. »Versuchen wir es noch einmal. Darin haben wir beide ja schon Übung. Kara hat es nicht geschafft, mir bist du auch entwischt, aber jetzt gibt es keine Schattenburg mehr, und auch deinen verfluchten Spiegel habe ich zerstört. Dir bleibt nur noch der Tod, das Ende…«
    Er wollte nicht reden. Im Mondlicht sah er bleigrau aus. Kugeln aus Ralstons Waffe hatten Löcher in sein Fell gestanzt, ihn aber nicht umbringen können. An seiner rechten Schulter fehlte ein Stück. Ein Geschoß

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