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Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr. Er kannte nur ein einziges Ziel, den verfluchten Werwolf.
    Sehr genau visierte er ihn an. Semerias kam.
    Er wußte genau, wer sein Gegner war. Und als er sich bewegte, da schlich er nicht, sondern stampfte. Dabei ging er breitbeinig, als hätte er keine Beine, sondern Säulen, die seinen Körper trugen. Sein Fell war glatt. Es sah aus wie gebürstet. Seine Augen funkelten, als wären sie mit kaltem Sternenlicht gefüllt worden. Er ging näher. Er verließ den Gehsteig. Er konzentrierte sich auf sein nächstes Opfer, um es mit seinen Pranken zu zerreißen.
    Auch Ralston bestand ausschließlich aus Konzentration. Jede Faser seines Körpers war damit angefüllt, er zielte sehr genau, und sein Gesicht war dabei zu Stein geworden.
    »Komm nur!« keuchte er. »Komm nur, du verdammter Killer! Ich werde dich erschießen!«
    »Warum schießt du nicht?« kreischte die Frau hinter ihm. Die sonst stille Gasse der Angst war angefüllt mit ihrem Schreien und dem harten Keuchen des Inspektors. Dann feuerte er. Dabei brüllte er seinen Frust hinaus. Er drückte nicht nur einmal ab, sondern mehrere Male. Immer wieder zog er den Stecher durch und schaute nach, wie die Kugeln in den breiten Körper des Werwolfs hieben und ihn hart durchschüttelten, als wären da unsichtbare Hände, die ihn festhielten und auf die Stelle nagelten.
    Fetzen flogen aus seiner Gestalt. Sie sahen aus wie Stoffstücke, dabei war es Fell. Die anderen Geschosse hatten sich tief in seinen Körper hineingebohrt, sie konnten ihn auch für einen Moment aufhalten, aber nicht stoppen.
    Der Werwolf ging weiter.
    Ralston heulte auf. Tränen verschleierten für einen Moment seinen Blick. Sein Verstand drohte auszusetzen. Was er da sah, ging über sein Begreifen hinaus. Das war nicht mehr normal, das war einfach grauenhaft.
    »Schieß doch! Schieß!« Hinter ihm heulte Paula Devine auf. Sie hatte sich wieder hingestellt und schleuderte bei jedem Wort ihren Kopf von einer Seite zur anderen. Aus ihrem Mund sprühten Speicheltropfen wie eine Kette aus kleinen Perlen.
    »Er ist nicht totzukriegen!« brüllte Ralston zurück, drehte sich um und packte die Frau.
    Er wuchtete sie herum.
    Für beide gab es nur mehr die Flucht. Sie mußten so schnell wie möglich weg, wenn sie ihm noch entkommen wollten. Aber wo waren sie vor diesem Killer sicher?
    Sie liefen los. Ralston hielt Paulas Arm umklammert. Er zerrte sie kurzerhand mit. Vielleicht fanden sie eine Lücke, eine Einfahrt, durch die sie rennen konnten.
    Semerias war schneller.
    Aus dem Stand sprang er vor. Und plötzlich lag er waagerecht in der Luft. Dieser Hechtsprung war zirkusreif, und er streckte seine Arme so weit wie eben möglich.
    Und er erwischte sie.
    Ray Ralston spürte den harten Schlag gegen seine linke Hacke. Es war ihm nicht mehr möglich, sich auf den Beinen zu halten. Die Wucht warf ihn um, zudem krallte sich die Klaue noch an seinem Fuß fest.
    »Lauf weiter, Paula!« brüllte er der Frau zu, während er nach vorn fiel und auf die Straße prallte.
    Sie rannte, aber sie drehte dabei den Kopf und sah die Bestie als riesigen Schatten über dem Hegenden Mann.
    Paula Devine schrie, so laut sie konnte.
    Ich steckte in einer verfluchten Klemme, denn ich wußte, daß die Bestie den beiden Menschen überlegen war. Sie hatten gegen Semerias einfach keine Chance. Er würde über sie kommen und sie regelrecht zerreißen.
    Es gab eine Chance, ihn zu stoppen. Die aber kostete Zeit, und so hämmerte ich das Glasschwert gegen den Spiegel. Ich zielte von oben nach unten, und ich traf ihn mit voller Wucht. Zudem hatte ich all meine Wut hinter den Schlag gelegt. Es mußte einfach raus, es war wie eine Befreiung.
    Ich hatte den Schlag so hart geführt, daß die Klinge eigentlich hätte zerbrechen müssen.
    Sie zerbrach auch!
    Ich schrie vor Wut, als ich das sah. Plötzlich hielt ich nur mehr einen kurzen Stumpf zusammen mit dem Griff in den Händen, sah für einen Moment darauf und schleuderte ihn dann weg.
    Mein Blick fiel auf den Spiegel.
    Ich hatte ihn geschafft. Ich hatte ihn zerstört, denn es gab die Fläche nicht mehr so, wie ich sie kannte. Da losten sich große Scherbenstücke aus der Fläche und fielen zu Boden, wo sie mit klirrenden und splitternden Geräuschen entlangrutschten.
    Eine Scherbe mußte ich haben, eine Scherbe nur. Sie war das wichtigste. Mit den eigenen Waffen mußte diese Bestie geschlagen werden, denn der Spiegel bestand aus dem Glas, aus dem auch die Schattenburg damals gebaut worden

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