Gayheimnisse reloaded (German Edition)
solche Kreaturen geben sollte. Minutiös ging er ihre Unterhaltung durch und bekam eine immer dickere Gänsehaut. Jede von Alexanders Bemerkungen deutete darauf hin, dass Jeremy mit seiner Vermutung recht hatte.
Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf, um den Eingang zur Krypta zu suchen, denn das angeblich baufällige Gewölbe würde ganz sicher die Antwort auf diese Frage beinhalten. Tagsüber verschliefen Vampire das Sonnenlicht.
Eine ausgetretene Treppe führte in die Tiefe; die Spuren im Staub bewiesen, dass der Weg oft genutzt wurde. Vorsichtig schlich er mit einem Kerzenleuchter bewaffnet herunter, denn in der Dunkelheit konnte ihn Gott-weiß-was erwarten, aber er landete nur in einem muffigen Weinkeller. Riesige Fässer mit wahrscheinlich uraltem Wein lagerten dort, und für einen Moment vergaß Jeremy fast, wonach er suchte. Er liebte einen guten Tropfen, doch dafür war nicht die Zeit.
Die Fußabdrücke auf dem Steinboden führten ihn weiter, obwohl sie in dem Licht der Flammen kaum erkennbar waren, und urplötzlich stand er vor einer Reihe von Sarkophagen, vier an der Zahl. Es dauerte ein wenig, bis Jeremy sich traute, einen der schweren Deckel zur Seite zu schieben. Eine schöne Frau lag in dem steinernen Sarg, und sie sah verdammt tot aus. Er wollte gerade die Platte an ihren Platz zurückschieben und die vermeintliche Familiengruft schnell wieder verlassen – da verdrehte die »Tote« kurz die Augen. Ein eiskalter Schauer rieselte über seinen Rücken, er lag mit seiner Vermutung also nicht falsch …
»Da der Sarkophag dort drüben der größte ist, werde ich ihn ganz sicher nicht öffnen«, murmelte Jeremy, denn er würde es nicht verkraften, Alexander in diesem Zustand zu sehen. Aber er erinnerte sich an den Weinkeller und holte sich einen ordentlichen Humpen, mit dem er sich auf den Steinsarg des Vampirfürsten setzte.
Er war kein fröhlicher Zecher, als er sich langsam volllaufen ließ, doch mit jedem Schluck begriff Jeremy mehr, dass er sich nicht in einem Film, sondern in der Wirklichkeit befand. Es kostete ihn Stunden, seine Gedanken zu sortieren, aber letztendlich waren da noch immer die Gefühle für Alexander, die Jeremy sich jetzt besser erklären konnte: Sie waren füreinander bestimmt, vom Schicksal aneinandergekettet. Jeremy hatte schon viele Männer beherrscht und immer nach jemandem gesucht, der ihm ebenbürtig war. Auch er versuchte, aus der Tristesse des Alltäglichen zu entfliehen.
Wenn er den Grafen sah, fühlte er sich wie elektrisiert, unfähig sich gegen die Leidenschaft und die Wärme in seinem Herzen zu wehren. Alexanders Blicke waren da auch nicht ohne Wirkung geblieben: Aus ihnen sprach die dringende Bitte, sich seiner anzunehmen und sein Herr zu sein.
Es ehrte Jeremy, über den unsterblichen Vampir zu gebieten. Dabei würde er ihm seine Persönlichkeit lassen, denn die größte Herausforderung war, Alex’ eigentlich überlegene Natur zu bezwingen. Das Tier in ihm konnte jederzeit ausbrechen, aber auch dieses würde Jeremy schnurrend aus der Hand fressen – wenn er es wollte.
»Dann bin ich wohl dazu verdammt, sein Gefährte zu sein«, hatte er voller Vorfreude bemerkt. Müde und trunken hatte er sich dann zu seinem Zimmer geschleppt und war dort eingeschlafen, während er auf den Sonnenuntergang wartete …
»Genug!« Jeremy vergrub seine Finger in Alexanders Haar und legte eine Hand unter sein Kinn. Der Vampir hatte selbstvergessen an ihm getrunken und ihn dabei dem Höhepunkt nahegebracht, aber jetzt fühlte Jeremy langsam seine Kräfte schwinden. Es brauchte einen weiteren Befehl, um Alex in seine Schranken zu weisen, denn offensichtlich trieb ihn die Gier dazu, seine Nahrungsquelle nicht aufgeben zu wollen. Als er Jeremy in die Augen sah, änderte sich der wilde Ausdruck und wich zärtlicher Ergebenheit. Alexander schien seinen Meister anzuerkennen und seinen inneren Frieden gefunden zu haben.
Es zuckte in Jeremys Lenden, als er ihn hochzog und sich seine Lippen dem verführerischen Mund näherten. »Verwandle dich noch nicht zurück«, flüsterte Jeremy, doch es war keine Bitte, es war eine Forderung und Alex kam dieser nach, ohne aufzubegehren. Der Vampir lächelte und die Fänge gaben ihm ein geheimnisvolles Aussehen; die goldenen Sprenkel in seinem Blick tanzten.
Jeremy leckte über Alexanders Lippen und fuhr dann vorsichtig über die Zahnspitzen, an denen noch rote Tröpfchen hingen. Er genoss den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes,
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