Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe
hinterließ ich eine Notiz für meinen Gast, falls dieser inzwischen aufwachte.
"Zieh die Tür einfach hinter dir ins Schloss, wenn du gehst. W."
Ich trödelte herum, füllte einen riesigen Einkaufswagen mit Dingen, die ich wahrscheinlich nie brauchen würde. Auf der Rückfahrt hoffte ich, meine Wohnung leer vorzufinden. Aber Andreas saß in meiner Küche, als ich mit dem ersten Schwung Tüten durch die Tür kam. Er war immer noch blass, trug nur eine Boxershorts und sah stirnrunzelnd auf meine Nachricht, während ich schnaufend die Einkäufe im Kühlschrank verstaute.
"Soll ich verschwinden?"
Sein Blick suchte meinen. Die Verunsicherung, die ich auf seinem Gesicht sah, seine zitternde Unterlippe bei dieser Frage, lösten in mir eine Welle von Empfindungen aus, die ich lieber unter Verschluss gehalten hätte.
"Ja, das wäre besser."
"Okay."
Andreas nickte, und ich verschwand wieder im Treppenhaus, um die restlichen Tüten zu holen. Als ich zurückkam, schwer beladen, stand er angezogen im Schlafzimmer. Ich trabte in die Küche und packte die letzten Einkäufe aus. Mein Gott, ich war wirklich wahnsinnig geworden. Mit den Vorräten hätte ich eine ganze Fußballmannschaft beköstigen und betrunken machen können. Unschlüssig faltete ich alle Plastiktüten sorgfältig zusammen, wischte den Tisch ab, stellte schmutzige Becher in die Spülmaschine. Dabei horchte ich angestrengt, erwartete, dass eine Tür klappte, Schritte erklangen. Nichts von dem geschah.
Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als ich in den Flur ging und vorsichtig in mein Schlafzimmer spähte. Noch immer stand Andreas bewegungslos da, seine Schultern bebten. Mein Gott, weinte er? Langsam machte ich Schritt für Schritt auf ihn zu und streckte meine Hand aus.
"Will", mit einem erstickten Schluchzen drehte sich Andreas um und sah mich an.
Die Verzweiflung und Sehnsucht, die ich in seinen Augen sah, ließen mein Herz sofort sinken. Verdammte Scheiße, ich konnte mich gegen Andreas wehren, wenn er stark war. Aber seiner Schwäche war ich hilflos ausgeliefert.
"Hör auf zu flennen."
Meine Stimme schien mir nicht mehr zu gehören, mein Körper auch nicht. Ich nahm ihn in meine Arme und presste ihn an mich. Das wollte ich eigentlich nicht, aber ich konnte nicht anders. Andreas weinte, seine Tränen durchnässten mein T-Shirt. Ich hielt dieses große, starke Arschloch und strich sanft über seinen Rücken, während sein Schluchzen verebbte.
"Bitte, Will, ich muss dir was sagen. Danach gehe ich, versprochen."
Andreas leise Worte drangen in mein Bewusstsein, ich nickte und ließ ihn los. Automatisch sank ich auf die Bettkante, er setzte sich neben mich. Seine Hand tastete nach meiner, ich ließ es zu und verschränkte meine Finger mit seinen.
"Ich hatte eine Partnerschaft mit einem Mann, der mir geschworen hatte, er würde mich lieben. Und ich liebte ihn auch. Sieben Jahre war ich glücklich, glaubte ihm alles. Vertraute ihm. Dann hat er mich verlassen. Irgendwas ist in mir gestorben. Ich - ich kann nicht mehr vertrauen."
"Warum hat er dich verlassen?"
Ich konnte kaum glauben, was ich hörte. Wieso hatte dieser Typ Andreas verlassen? Ich würde ihn niemals gehen lassen, wenn er mich lieben würde.
"Er hat - er hat mich von Anfang an mit anderen Männern betrogen. Das ist normal, hat er gesagt. Schwule tun so was. Aber - ich nicht. Für mich war es perfekt mit ihm. Ich wollte mit ihm alt werden, weißt du?"
Nein, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich mit Andreas alt werden wollte.
"Liebst du ihn noch?"
Mein Herz klopfte in meinen Ohren, als ich diese Frage stellte. Die Antwort wollte ich nicht wissen, nicht wirklich. Sie würde weh tun.
"Es ist drei Jahre her, seit Manfred mich verlassen hat. Ich bin innerlich gestorben, als er ging. Drei Jahre habe ich niemanden angefasst, keinen Sex gehabt. Und dann habe ich dich gesehen und es ist passiert. Ich wusste nicht..."
Seine Hand zerquetschte fast meine, mein Herzschlag dröhnte in meinem Bauch, war überall. Mir war übel, aber ich sah Andreas an und wartete.
"Ich wusste nicht, dass es noch Liebe gibt in mir. Du hast mich überrannt. Mein Herz klopft wild, wenn ich dich sehe. Ich will dich anfassen, umarmen und küssen. Aber dann habe ich Angst. Oh Scheiße, Will. Ich kann nicht so, wie ich gerne möchte. Ich habe wahnsinnige Angst davor, zu vertrauen."
Die Zeit blieb stehen. Ich starrte in Andreas Augen und sah, dass er die Wahrheit sagte. Verdammte Scheiße. Und nun?
"Ich bin ein emotionaler
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