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Gebieter der Dunkelheit

Gebieter der Dunkelheit

Titel: Gebieter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Freiheit, nach der sich Naomi sehnte? Hatte sie nicht selbst gestern erst Cheng aufgefordert, ihre Feuchte von seinen Fingern abzulecken? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, hieß es doch.
    »Wenn ich es richtig deute, wollen Sie einziehen.« Er zeigte zur Treppe. »Nur zu.«
    »Wohl kaum. Es gibt nur ein Schlafzimmer.« Endlich bekam sie das Buch zu fassen, doch als sie es bewegte, verrückte sie damit auch die Magazine. Ihr Herz pochte bis in ihre Schläfen.
    »Wenn Sie sich meinen Regeln fügen, teile ich das Doppelbett gerne mit Ihnen.«
    Was meinte er mit Regeln? Dass sie versprach, auf ihrer Seite des Bettes zu bleiben. Oder sprach er von Unterwerfung? »Eher schlafe ich auf dem Boden.« Ihr Puls raste, als sie die Magazine mit der linken Hand festhielt und den Ratgeber mit der rechten darunterschob. Geschafft. Erleichtert atmete sie auf.
    »Auch gut. Ich mag es, wenn mir die Frauen zu Füßen liegen.« Die Zweideutigkeit in seinen Worten war deutlich herauszuhören. Etwas in seinem Blick veränderte sich. Sein Lächeln verschwand, er wurde ernster.
    Naomi schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Sam hatte das nicht gesagt, um mit ihr zu flirten, sondern weil er es auch so meinte. Also gehörten die Bücher definitiv ihm. Er war dominant. Naomi war nicht naiv, hatte aber noch nie SM praktiziert. Sie zog die Fingerspitzen schnell weg, als hätte sie sich an dem Buch verbrannt. Oder als könnte der Kontakt ihre Neugier bestätigen, sollte Sam etwas merken.
    »Ich gehe jetzt besser.« Ihre Kehle war trocken. Sie brauchte dringend etwas zu trinken, würde aber einen Teufel tun und Sam darum bitten. Womöglich glaubte er, sie wäre doch an ihm interessiert. War sie nicht! Und warum schaute sie dann verschämt auf den Boden? Damit er nicht dachte, es handele sich dabei um eine devote Geste, sah sie ihm einige Sekunden lang in die Augen. Seine Miene war nachdenklich, beinahe prüfend. Länger schaffte Naomi es nicht, seinem durchdringenden Blick standzuhalten und so schaute sie sich im Raum um, als wäre die Küche ein Museum, gefüllt mit Kostbarkeiten.
    »Haben Sie Angst vor mir?«, fragte er ohne einen Hauch von Spott.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sind nervös. Aber vielleicht hat das ja einen anderen Grund.« Er versuchte über ihre Schulter zu blicken.
    »Hier drinnen ist es einfach zu heiß.« Als sie die Doppeldeutigkeit ihrer Worte verstand, fügte sie rasch hinzu: »Bill sollte endlich eine Klimaanlage einbauen lassen.«
    »Sie sollten im Creek schwimmen gehen. Das würde Sie abkühlen.« Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich kann Ihnen den Weg zeigen.«
    Diese Einladung war nun aber wirklich plump. »Danke, aber ich verzichte auf Ihre Gesellschaft. Außerdem kenne ich mich auf dem Gut bestens aus.«
    »So war das nicht gemeint. Ich wollte Ihnen nur erklären, wie Sie zum Creek kommen. Hingehen müssten Sie schon alleine.« Demonstrativ nahm er am Küchentisch Platz, so dass sich Naomi wie eine Närrin vorkam. »Ich habe zu arbeiten.«
    Naomi presste ihre Lippen aufeinander und ging zur Tür. Er hatte sie aufs Glatteis geführt, und sie hatte es erst bemerkt, als sie schon mitten draufstand.
    Bevor sie das Gästehaus verließ, rief er ihren Namen. Es lag ein sinnliches Timbre in seiner Stimme, das sie erschauern ließ. »Möchten Sie eins meiner Bücher mitnehmen?«
    »Danke, aber ich kenne mich mit der Materie aus.« Sie errötete heftig und fasste den Türgriff fest. »Mit Wein. Weil ich hier aufgewachsen bin, könnte man sagen. Ich habe früher fast alle Ferien auf Maroon verbracht. Und viel gelernt. Über Reben. Anbau. Keltern. Reifung.«
    »Natürlich sprechen wir über Wein. Was sonst?« Er legte seinen Kopf schief und sah sie an, als könnte er direkt in sie hineinblicken und ihre Gedanken und Gefühle lesen. Das machte ihr Angst, es faszinierte sie aber auch und weckte das Kribbeln an höchst unanständigen Stellen wieder auf.
    Rasch eilte Naomi zu ihrem Wagen und stieg ein. »Mist!« Fluchend schlug sie auf das Lenkrad und linste zum Haus, doch Sam stand weder am Fenster noch in der Tür. Das kränkte sie ein wenig. Er hatte mitbekommen, dass sie seine verborgene Lektüre entdeckt hatte und nicht unbeeindruckt geblieben war – von den außergewöhnlichen Liebesspielen und von ihm.
    Zu ihrem Erstaunen sah Naomi jedoch einen anderen Mann, sie lehnte sich aus dem Fenster, denn ihre Scheiben waren von der Hinfahrt noch heruntergekurbelt. Sie kannte ihn gut.

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