Gebieter der Träume
M’Adoc neigte den Kopf. Arik seufzte. »Dann bin ich so weit.«
Sein Blick traf den ihren, und die heiße Liebe, die sie darin sah, versengte sie fast. »Auf Wiedersehen, Megeara.«
Sie bemerkte die Zufriedenheit in M’Adocs Augen.
Zufriedenheit …
Auch in menschlicher Gestalt fühlen wir nichts. M’Adoc sollte keine Gefühle verspüren. Überhaupt keine.
Aber er war zufrieden.
Sie begriff, dass M’Adoc, wenn er fühlen konnte, auch in der Lage war zu lügen. Sie öffnete den Mund, um sie aufzuhalten. Aber bevor sie auch nur einen Laut herausbringen konnte, legte M’Adoc Arik die Hand auf die Schulter, und die beiden verschwanden vom Boot.
»Nein!«, rief Geary, und ihr Herz raste, als die Wirklichkeit sie mit voller Wucht traf.
Arik war fort.
Er wollte dich umbringen , versuchte ihr Kopf die Sache rational zu erklären. Aber was ihr am meisten Angst machte, war, dass ihr dies eigentlich gleichgültig war. Sie wollte Arik zurückhaben, koste es, was es wolle.
Sie merkte, wie das Boot langsamer wurde.
Kat kam an Deck herauf und ging langsam auf sie zu. »Wo ist Arik?«
Geary war nicht in der Lage, auch nur das Geringste zu sagen, um sein Verschwinden zu erklären, und brach in hysterisches Lachen aus, dann begann sie abrupt zu weinen und zeigte hoffnungslos zum Bug. Sie fühlte sich einem Nervenzusammenbruch nahe. Wie könnte sie Kat das alles erzählen? Die Frau würde sie für irre halten, und das konnte man ihr nicht verdenken.
Götter in der wirklichen Welt? Nichts davon würde man ihr glauben, niemals.
Kat starrte sie finster an. »Meine Liebe, geht es dir gut?«
»Nein«, sagte Geary und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. »Nein, es geht mir nicht gut.«
Kat neigte den Kopf, und diese Haltung erinnerte Geary an Solin, wenn er auf etwas Übernatürliches horchte.
»Was machst du da?«, fragte Geary.
Kat fluchte, was für sie ganz untypisch war. »M’Adoc ist hier gewesen? Wie konntest du zulassen, dass er Arik mitgenommen hat?«
Geary erstarrte.
Das konnte doch wohl nicht wahr sein …
»Wenn du mir sagst, dass du auch eine von ihnen bist, dann drehe ich vollkommen durch.«
Kat machte ein todernstes Gesicht. »Dann dreh mal durch.«
»Guter Gott, ist denn hier keiner das, was er zu sein scheint? Ist Kichka die ägyptische Göttin Bastet in einer Verkleidung?«
»Nein, Kichka ist eine Katze.«
Ob sie das glauben konnte, nach dem, was Kat ihr gerade mitgeteilt hatte? »Dann lass mich mal raten. Du bist auch eine Göttin, stimmt’s? Welche denn? Athena? Hera? Zum Kuckuck … Aphrodite?«
Kat sah sie befremdet an. »Nein, ich bin keine Göttin. Ich bin eine Dienerin der Artemis.«
»Artemis?« Das klang doch gleich viel besser … oder auch nicht. »Die Göttin der Jagd, was?« Geary schaute zu Boden auf das hölzerne Deck. »Vom Meeresgrund müssen irgendwelche merkwürdigen Dämpfe aufsteigen – wie beim Orakel von Delphi. Deshalb sehe und höre ich all diese Verrücktheiten.« Sie nickte, dieses Argument gefiel ihr. »Ich halluziniere, oder?«
»Jetzt reiß dich zusammen«, sagte Kat gereizt. »Wenn du Solin, Arik und M’Adoc akzeptieren kannst, dann doch wohl auch mich, oder?«
»Das sollte man meinen. Aber ich kenne dich schon zu lange, als dass ich glauben könnte, du hättest ein solches Geheimnis die ganze Zeit vor mir verheimlicht.«
»Jetzt weißt du auch, warum ich nicht besonders erfreut war, als du Atlantis gefunden hast und anfangen wolltest, dort unten Grabungen anzustellen.«
Jetzt ergab das Ganze einen Sinn. »Und warst du auch darüber informiert, dass Arik mich töten wollte? Bist du diejenige, die meinen Vater umgebracht hat?«
Kats Augen blitzen zornig auf. »Wie bitte? Du musst nicht mit lächerlichen Anschuldigungen um dich werfen. Ich hatte mit dem Tod deines Vaters nichts zu tun. Ich habe diesen Mann geliebt. Er war merkwürdig, aber ich habe ihn geliebt und hätte alles getan, um ihn in Sicherheit zu wissen. Während du in Amerika warst, war ich hier bei ihm und habe mein Bestes getan, um ihm zu helfen und ihn am Leben zu halten, obwohl er darauf aus war, sich selbst umzubringen.«
Als sie die Wahrheit hörte, traten Geary Tränen in die Augen. »Es tut mir leid, Kat, ich bin so aufgebracht. Aber ich wollte es nicht an dir auslassen.«
Kat nickte. »Es sollte dir auch leidtun. Wie konntest du zulassen, dass M’Adoc Arik mitnimmt?«
»Arik wollte mich töten.«
»Wohl kaum.«
»Es ist wahr«, insistierte Geary, »Arik hat es
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