Gebieter der Träume
überrollt. So ein Idiot!«
Aha … hier gab es also keine Feindseligkeiten.
Aber zum Glück kam ihnen sonst niemand in die Quere, als sie das kurze Stück zu dem kleineren Gebäude mit einer Kuppel gingen. Geary blieb davor stehen und schaute hinauf. Es war nur ungefähr halb so groß wie alle anderen ringsumher. Trotzdem war es immer noch wunderschön und größer als jedes Haus, das Gearys Familie je besessen hatte. Es war nur nicht so ehrfurchtgebietend wie der Rest der Gebäude um sie herum. »Warum ist dieses hier so klein im Vergleich zu den anderen?«
Kat zuckte mit den Schultern. »Demeter hat nicht solche hohen Ansprüche. Im Vergleich zu den anderen mag sie’s eher schlicht.«
Kat ging vor und öffnete die Tür zu einem gewaltigen Foyer, das aus weißem Marmor bestand. Der gesamte Raum war von Säulen umgeben, die so behauen waren, dass sie wie Personen aussahen. Und als Kat und Geary eintraten, öffnete eine der männlichen Statuen zur Rechten die Augen und starrte sie an.
»Was führt dich hierher, Katra?«, fragte die Statue auf Altgriechisch.
Kat war völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass eine lebende Statue mit ihr sprach. Geary hingegen blieb fast die Luft weg. »Ich möchte mit Persephone sprechen.«
»Sie ist im Garten«, antwortete eine weibliche Statue und zeigte auf die gegenüberliegende Tür. »Aber sie ist in keiner guten Stimmung, sei also gewarnt.«
»Danke, Chloe.«
Staunend trat Geary durch die Türen, die sich wie von selbst öffneten und den Blick in einen großen Innenhof mit einem Garten freigaben. Der Wind wehte sanft und brachte den Duft von Hyazinthen und Flieder mit sich. »Oh, wie schön.«
Zumindest dachte sie das, bis sie jemanden einen Fluch ausstoßen hörten. Wiederholt und lustvoll.
»Gärtnern ist der letzte Scheiß, Mama«, quengelte eine Frau mit einer hellen Stimme hinter den Büschen. »Ich hasse es! Guck dir das an. Meine Maniküre geht komplett den Bach runter – und wofür? Grabe dort um, pflanze den Mist hier, tu dies, tu das. So ein Quatsch!«
»Seph?«
Die Büsche raschelten, und eine Frau schob sich zwischen ihnen hindurch. Geary musste ein Lächeln unterdrücken, als die kleine, zierliche und außerordentlich schöne blonde Frau sich erhob. Sie trug einen dunkelgrünen Arbeitsoverall und ein weißes T-Shirt. Auf einer Wange und auf der Nasenspitze hatte sie Erde. Ihre Hände steckten in großen Gärtnerhandschuhen, und grüne und braune Blätter ragten aus ihrem nach oben gebürsteten Haar, das atemberaubend aussah. Sie zog die Handschuhe aus und schleuderte sie auf den Boden.
»Hallo, Kat«, sagte sie, als wäre sie völlig unbeeindruckt davon, dass die beiden gerade ihre Klagen mitbekommen hatten. »Was gibt’s?«
»Ich wollte …« Kats Stimme verhallte, als eine kleine Gruppe Blumen sich auf den Wald zubewegte.
Persephone schob sie mit einer Art von Energie an, die aus ihren Händen strömte. Sie lachte, dann schickte sie ihre Handschuhe los, um noch mehr Blumen heraufzuziehen.
»Was machst du da?«, fragte Kat stirnrunzelnd.
»Rache«, sagte Persephone stolz. »Es ist zwar nur eine kleine Rache, zugegeben, aber gerade diese kleinen Dinge im Leben bedeuten sehr viel.«
Kat zog die Augenbrauen hoch und schaute Geary an, ehe sie nachfragte: »Rache an wem und wofür?«
»An meiner Mutter, an wem sonst?« Persephone wies mit einer Geste auf den großartigen Garten. »Neun Monate im Jahr hält sie mich an diesem gottverlassenen Ort fest und meint auch noch, ich soll ihr dafür dankbar sein. Dabei ist doch alles, was ich will, mit meinem Mann zusammen zu sein …« Sie schaute sie bedeutungsvoll an. »Hast du auch nur die Spur einer Ahnung, wie hart das ist, neun Monate im Jahr ohne Sex auszukommen, wenn du mit jemandem verheiratet bist, dessen männliche Anatomie so ist, dass er eigentlich der Gott der Fruchtbarkeit sein müsste und nicht der Gott des Todes?« Sie hielt inne, weil sie über Kats Schulter hinweg endlich Geary bemerkt hatte. »Und wer bist du?«
»Sie ist eine Freundin. Megeara, ich möchte dir Persephone vorstellen.«
Persephone runzelte die Stirn, während sie ihren Blick über Geary gleiten ließ. »Du hast aber nichts zu tun mit der Rachegöttin Megaira, oder?«
»Nein, aber ich bin nach ihr benannt.«
»Aha.« Persephones Gesichtsausdruck wurde freundlicher, und sie streckte ihr die Hand entgegen. »Dann freue ich mich, dich kennenzulernen.«
»Ganz meinerseits.«
»Also«, sagte Persephone und schaute
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