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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Kopf zur Seite. Jetzt lag etwas beinahe Schwermütiges in seiner Wildheit, eine Verwirrung, die sie schmerzte, als würde man ein Messer in sie hineinbohren. »Warum lügst du immer noch?«, fragte er. »Warum kannst du die Wahrheit nicht zugeben? Ist es so furchtbar, mich zu wollen? Wünschst du dir, dass es nicht so wäre? Versuchst du deshalb mit allen Mitteln, mich loszuwerden?«
    Er war ein Kriegsherr und wusste instinktiv mehr über Angriffsstrategien, als sie je lernen könnte. Er musste wissen, wie sehr er das Fundament ihrer Schutzmauern untergraben hatte. Der Angriff kam von zwei Seiten, von außen wie von innen, denn ihr ärgster Feind war sie selbst. Sie sackte in sich zusammen und schluchzte: »Ich will dich so sehr, dass es mich in den Wahnsinn treibt.«
    »Dann nimm mich«, sagte er. Seine Hand in ihren Haaren lockerte sich. Er kniete vor ihr nieder, was ihr wieder einen Schauer über den Rücken jagte, schlang die Arme um ihre Taille und legte den Kopf an ihre Brust. »Denn nichts anderes zählt.«
    Zärtlich legte sie die Hände auf seinen Kopf und beugte sich über ihn, um ihre feuchten Wangen an einer Hand abzuwischen. »Wir sind so verschieden.«
    »Wir leben sehr lange. Es ist nicht gut, sich zu langweilen.«
    »Ich mag rosa Lippenstift«, schniefte sie. »Und hübsche Schuhe.«
    »Zu meiner größten Überraschung muss ich feststellen, dass es mir genauso geht«, sagte das Monster. Seine großen Hände wanderten an ihrem wohlgeformten, sanduhrförmigen Körper auf und ab, um dann ihre schlanken Knie zu umfassen. Nicht ein einziges Mal ritzten die Klauen an den Spitzen seiner langen Finger ihre zarte Haut.
    »Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, dem Thron den Rücken zu kehren und mit dir zu gehen«, flüsterte sie. »Aber es ist zu spät. Jetzt wissen alle, dass ich noch lebe. Es wäre immer jemand hinter mir her.«
    »Du brauchst mich, Fee. Ich werde dich beschützen.« Er rieb sein Gesicht an ihrem extravaganten, albernen, wundervollen Herzkasper-Kleid, und winzige Paillettenstränge kitzelten seine Nase. Als ihre kleinen Finger durch seine kurzen Haare strichen, lächelte er. Schon sehr bald würden sich diese winzigen Häschenkrallen in seinen Rücken graben, während er sie vor Lust zum Schreien brachte. Seine Stimme wurde tiefer. »Du weißt, dass wir gut zusammenpassen. Sogar das Streiten macht Spaß.«
    Sie passten so gut zusammen. Sie vergrub das Gesicht in seinem Haar. »Rune hat recht, die Dunklen Fae werden niemals einen Wyr-Herrscher akzeptieren.«
    Rune? Tiago wandte den Kopf ein wenig von ihr ab, um nachzudenken. Er hatte mitbekommen, dass der Erste in der Bar angekommen war, hatte gehört, wie Rune und Aryal das Gebäude evakuiert hatten, und nichts davon hatte etwas geändert. Dass Rune mit Niniane gesprochen hatte – ja, das klang schlüssig. Das erklärte es. Sie hatte ihn nicht um ihretwillen loswerden wollen, sondern um seinetwillen. Er war ziemlich sicher, dass er das Rune zu verdanken hatte.
    Dafür würde er sich später höchstpersönlich bei ihm bedanken.
    Aber das Wichtigste zuerst.
    »Die Masche zieht nicht«, sagte Tiago. »Der Thron der Dunklen Fae und das Herrschen sind mir nämlich scheißegal. Aber du solltest wissen, dass sie trotzdem Einwände erheben werden.«
    Ihr Atem beruhigte sich, und sie versuchte nachzudenken. Es war schwierig, weil Hoffnung ihre Innereien zu einer Brezel verknotete. Konnten sie das tun? Konnten sie das durchziehen? Die Vorstellung, dass Tiago mit ihr kommen würde, änderte die Lage dermaßen, dass sie sich die Konsequenzen nicht einmal ausrechnen konnte.
    Tiago legte den Kopf zurück, um sie ansehen zu können. Seine weißen Augen waren wieder schwarz geworden, und seine Gesichtszüge hatten sich normalisiert. Er sagte: »Hör auf, im Voraus darüber nachzudenken, wie du das hier wieder ausbügeln kannst. Es gibt nichts auszubügeln.«
    »Aber, Tiago … «
    »Nichts aber«, sagte er. »Ich kenne nicht alle Antworten. Die kennt niemand, das ist nämlich unmöglich. Gib uns nicht auf, Niniane! Halte dich an mir fest, und lass um nichts in der Welt wieder los! Das ist alles, was wir tun müssen. Wir werden ein paar höllische Kämpfe auszufechten haben, und das ist in Ordnung. Wir können mit allem fertigwerden, was die Zukunft bringt. Wir haben ohnehin einen schweren Weg vor uns, und das weißt du.«
    Sie legte den Finger auf seine Unterlippe und betrachtete ihn eingehend und mit ernstem Gesicht. »Du magst es zu

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