Gebieter des Sturms (German Edition)
sich zu fügen, wie in diesem Fall. Früher oder später würden sie aufhören zu toben und wieder für vernünftige Worte zugänglich sein.
Er setzte ein Knie auf dem Bett ab und stützte sein Gewicht darauf, bevor er ihr T-Shirt anhob. Der Verband bedeckte ihre Rippen unter der linken Brust. Als er den Verband ablöste, um sich anzusehen, was darunter war, zuckte sie zusammen.
»Weißt du, wie lästig du bist?«, fragte sie. »Weil, wenn nicht, ich hätte Zeit.«
»Das sieht tief aus«, sagte er mit ruhiger Stimme. Draußen flammte ein Blitz auf, Donner entlud sich mit einem Knall.
Sie fuhr hoch und zitterte. Er legte ihr kurz die Hand auf die Taille. »Schhh jetzt, sei ganz ruhig! Der Mull ist durchtränkt. Ich werde den Verband wechseln.«
Sie presste sich die Handknöchel vor die Augen. Verdammt, sie hatte seit zwei Tagen nicht geschlafen! Langsam ließ sie den singenden Teil des Betrunkenseins hinter sich. Er führte sich viel zu ernst und besorgt auf, draußen braute sich ein Sturm zusammen, und der ganze Spaß packte seine Taschen und machte sich aus dem Staub. Sie versuchte, ihn aufzuhalten.
»Weißt du, die Technik des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist voll cool«, erklärte sie ihm. »Ich werde meinen Zusammenbruch aufzeichnen und per E-Mail an meinen Therapeuten schicken.«
Er zeigte nicht mal den Ansatz eines Lächelns.
Sie ließ den Kopf hängen. Als er sie drängte, sich flach hinzulegen, streckte sie sich aus. Er entfernte den Verband, reinigte mit vorsichtigen, samtig leichten Berührungen die Wunde und legte neue Kompressen auf. Einmal beugte er sich tief über ihre Haut und schnupperte an der Wunde. Okay, das sah vielleicht etwas seltsam aus, aber Tricks wusste, was er da tat: Mit seinem Wyr-Geruchssinn überprüfte er, ob er Spuren eines Gifts entdecken konnte. Danach fing er ihren Blick auf und lächelte sie kurz und angespannt an, was beruhigend wirken sollte, doch er sagte kein Wort. Er schien mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.
Ein Blitz traf den Parkplatz. Ihr Zittern ging tiefer. Das war einfach nur sexy. Nein, unheimlich. Nein, sexy. Verdammt !
»Okay, fürs Erste bin ich fertig«, sagte er. Seine sanfte, gleichmäßige Stimme war irgendwie viel schlimmer als seine Brüllstimme. Er befestigte den Verband mit Klebestreifen. Dann sah er sie an, und die Wut in seinem Blick durchfuhr sie wie ein Messer. »Wir wissen über alles Wichtige Bescheid.«
Sie rieb sich die Spitze ihres Ohrläppchens, das vor Scham brannte. »Offenbar tut das die ganze Welt«, murmelte sie. »Ich habe den Typen mit dem Handy nicht mal gesehen.«
»Wenn es nach mir geht, hat das Arschloch Glück, wenn es diese Woche überlebt. Scheiße, ich kann nicht glauben, dass er nicht den Notruf gewählt hat, sobald ihm klar wurde, dass jemand angegriffen wird.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Jetzt möchte ich, dass du mir sagst, warum du nicht angerufen hast und warum du willst, dass ich nach Hause gehe.«
Sie zog die Hand weg und drückte sie an ihre Brust. »Sei nicht so nett zu mir!«
»Ich werde sein, was ich will, zum Teufel«, fuhr er sie an. »Warum hast du nicht angerufen?«
Sie murmelte: »Ich sollte das allein machen. Keine Wyr zugelassen.«
»Das ist Schnee von gestern«, sagte Tiago. »Die Pläne haben sich geändert.«
Einfach so? Die Pläne geändert? Finster sah sie ihn an. »Hey, Cowboy! Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe! Ich werde Königin. Ich glaube nicht, dass du mich so rumkommandieren kannst.«
Er rieb sich den Hinterkopf und sah sie mit erhobenen Brauen an. »Wie willst du mich daran hindern?«
»Fick dich!«, sagte sie.
»Das hast du schon gesagt«, stellte er fest. »Langsam wird es langweilig.«
»Tja nun, es ist das Einzige, was mir momentan einfällt«, maulte sie. Mit herkulischer Anstrengung schaffte sie es, den Blick von seinem Schritt fernzuhalten.
»Das Blatt hat sich gewendet. Komm damit klar.«
Ihr Blick schweifte über seine dunklen, düsteren Züge. Unter der Kraft seiner Gegenwart richteten sich die kleinen Härchen auf ihren Armen auf. Sie ließ die Taubheit, die sie sich mit dem Alkohol verschafft hatte, zu Asche zerfallen. Er verfügte über die unglaubliche Physis eines hochrangigen Raubtiers. Sein Körper war von Jahren des Kämpfens gehärtet, die dicken Muskeln mit Sehnen und Adern durchzogen. Seine magische Energie entfaltete eine solch hitzige Kraft, dass Tricks in die Matratze gedrückt wurde.
Mühsam versuchte sie, sich aufzusetzen.
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