Gebieter des Sturms (German Edition)
zusammen. Moment. Das war nicht richtig herausgekommen. Sie versuchte das alles in ihrem wodkabenebelten Hirn zu sortieren, und es war nicht hilfreich, dass er ihr ein flüchtiges weißes Lächeln schenkte, das sie nur noch mehr durcheinanderbrachte.
Viel zu schnell verschwand das Lächeln wieder. Dann war Dr. Tod wieder da und blickte sie finster an.
Oooh! Sexy. Nein, Angst einflößend. Nein, sexy.
Oh pfui!
Er packte ihre Hand, spürte, wie feingliedrig ihre Knochen waren. Er könnte sie so leicht zerbrechen. Jeder dieser Dunklen Fae hätte ihr mit Leichtigkeit das Genick brechen können, wenn er sie nur richtig zu fassen gekriegt hätte. Also achtete er darauf, seinen Griff sachte zu halten, als er sagte: »Gottverdammt, Fee, du solltest jetzt lieber anfangen, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
»Oder was?« Sie richtete die Fernbedienung auf ihn und drückte auf die Stumm-Taste. »Ach! Ich muss mir eine magische Stumm-Taste besorgen, die wirklich funktioniert.«
Eine Art Verzweiflung legte sich auf seine harschen Züge. Er nahm ihr die Wodkaflasche aus der Hand und trank einen Zug daraus. Mit großem Interesse beobachtete sie, wie sich das Entsetzen auf seinem Gesicht ausbreitete. Er würgte und spuckte den Schluck auf den Teppich. Wütend starrte er auf die Flasche. »Wodka mit Kaugummigeschmack? Kaugummi ?«
»Was denn? Der ist gut.« Sie griff nach der Flasche.
Er zog sie aus ihrer Reichweite. »Vergiss es!«
Sie runzelte die Stirn. »Das ist mein Abendessen. Du gibst es wieder her.«
»Oh nein, junges Fräulein! Du hattest mehr als genug.«
Nur ein unzählige Jahrtausende alter Wyr konnte es wagen, eine zweihundertjährige Fee »junges Fräulein« zu nennen. Heiliger Bimbam, er war ein verheerend gut aussehender Barbar, ob er nun auf dem Kopf stand oder nicht. Aber so ein Moralapostel! Ihr fiel der Wodka wieder ein. Abermals griff sie danach.
Er stand auf, schnappte sich den Aschenbecher und ging damit ins Bad. In der Ecke des Badezimmerspiegels konnte sie kaum erkennen, was vor sich ging, als er die Flasche ins Waschbecken leerte. Da ging der Rest ihres heißen Dates dahin.
»Fick dich!«, rief sie ihm nach. Dann kam ihr ein Gedanke. Interessiert begutachtete sie seinen schlanken, strammen Hintern. Verdammt heiß.
Tiago ignorierte sie und warf den Aschenbecher in den Badezimmermülleimer. Als er in den Eimer blickte, hielt er inne. Wenn das überhaupt möglich war, sah er sogar noch wütender aus als vorher. Er machte den Eindruck, als könnte er jemanden ermorden. Die kräftigen, stolzen Züge seines Gesichts ballten sich zusammen wie eine Faust.
Sie blinzelte kurz, während sie das zu verarbeiten versuchte. Wenn er dermaßen wütend auf sie war, sollte sie ernsthaft darüber nachdenken, abzuhauen. Und das würde sie auch, sobald sie ihre Füße wiedergefunden hatte.
Ein Zittern lief ihr den Rücken hinunter. Sie rollte sich auf die Seite, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. Sie wollte nicht, dass er wütend auf sie war. Sie wollte nicht, dass irgendjemand wütend auf sie war.
Tiago kam zum Bett zurück. Sie hätte schwören können, in der Ferne ein Donnergrollen zu hören. Neben dem Bett ging er in die Hocke und rieb ihr mit seiner riesigen, schwieligen Hand die Schulter. »Wo bist du verletzt, Fee?«
Seine Sanftheit kam so unerwartet, weil sie sich aus diesem hasserfüllten, faustartigen Gesicht freisetzte, dass es sie fast umbrachte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie deutete auf ihre Seite.
Ein eisiger Schreck überlief seine Haut, gefolgt von einer Hitzewelle. Tiago wusste nicht, wohin mit seiner Wut. Dieses Fae-Schwein hatte sie in der Gasse nicht geschlagen, er hatte mit einem Messer auf sie eingestochen.
»Lass mich das ansehen.« Er versuchte, ihr T-Shirt anzuheben.
Sie wehrte sich. »Ich habe die Wunde schon gereinigt und verbunden.«
Er explodierte. »Gottverdammt, Frau! Ich habe gesagt, lass es mich ansehen, verdammte Scheiße!«
Ihre Augen wurden groß, sie erstarrte. Die Gewalt seiner Wut war greifbar. Sie hämmerte gegen ihre Haut. Donner grollte, diesmal näher. Fast war er über ihnen.
Sie hatte Geschichten über Tiago gehört. Blitz und Donner kamen, wenn er wirklich außer sich war.
Vorsichtig löste sie sich aus dem Knäuel, zu dem sie sich zusammengerollt hatte. Reglos blieb sie liegen und starrte zu ihm hinauf. Bei dominanten Wyr-Kriegern war es manchmal am besten, sich ruhig zu verhalten und ihnen aus dem Weg zu gehen – oder
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