Gebieter des Sturms (German Edition)
einen Kuss auf den mahnenden Zeigefinger. »Vielleicht sollten wir dann zu dem Schluss kommen, dass die Sorgen, mit denen ich zu Bett gegangen bin, zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht von Bedeutung sind, insbesondere in Anbetracht der vielen anderen dringenden Angelegenheiten, die deine Aufmerksamkeit fordern.«
»Nö«, sagte er. »Netter Versuch, aber damit kommst du nicht durch. Du hast versprochen, mir zu sagen, was dich betrübt. Daran musst du dich halten.«
Wieder Stille, diesmal angespannt. Dann richtete sie sich auf und blickte ihm ernst in die Augen. »Ich habe es versprochen, nicht wahr?«, sagte sie. »Es tut mir leid, Tiago. Ich habe mit Carling gesprochen, und sie hat mir einige unangenehme Tatsachen über dich und mich und das neue Leben, das wir uns bei den Dunklen Fae aufbauen wollen, vor Augen geführt.«
»Dieses durchgeknallte Miststück«, knurrte er. »Ich schwöre bei Gott, ich werde … «
Sie klatschte ihm die Hand vor den Mund, bevor er weitersprechen konnte, und fragte: »Willst du hören, was ich zu sagen habe, oder nicht?«
Er atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe und küsste ihre Handfläche. »Jetzt bin ich an der Reihe, mich zu entschuldigen«, sagte er. »Tut mir leid. Erzähl weiter!«
»Es gibt nicht mehr viel zu erzählen«, sagte sie. »Sie hat mich nur darauf hingewiesen, dass wir uns bestenfalls ein gewisses Maß an Akzeptanz erhoffen können. Niemand wird glauben, dass du nicht die Absicht hast, den Thron mit mir zu teilen, wenn wir heiraten sollten. Und niemand, nicht die Dunklen Fae und ganz sicher nicht die anderen Reiche, werden als potenziellen Thronerben der Dunklen Fae ein Kind akzeptieren, das zur Hälfte Wyr ist.«
Während sie sprach, wurden seine Züge bitter. »Was hat dich daran am meisten verletzt?«
Sie ließ den Blick sinken.
Alles in ihm zog sich zusammen. Vielleicht kannst du mir hierbei überhaupt nicht helfen, hatte sie gesagt. Manche Dinge tun einfach weh. Eine brennende Lavakugel nistete sich in seiner Brust ein. »Es war der Gedanke daran, niemals Kinder haben zu können, nicht wahr?«
Sie schüttelte den Kopf. »Damit hat es angefangen, aber hauptsächlich habe ich wohl ein Problem mit den Begriffen ›für immer‹ und ›nie‹. Ich mag nicht in absoluten Begriffen denken. Ich muss nicht unbedingt Kinder haben, aber ich will mich auch nicht darauf festlegen, niemals welche zu bekommen, besonders dann nicht, wenn es nur dazu dient, andere zu besänftigen. Außerdem bin ich nicht gerade begeistert von der Vorstellung, mich für den Rest meines Lebens an den Thron der Dunklen Fae zu binden, vor allem heute nicht.« Sie sah auf und begegnete seinem Blick, und das durchdringende Gefühl der Verbindung zwischen ihnen war stärker und tiefgreifender denn je. Sie flüsterte: »Im Augenblick gibt es nur eins, nur eine Person, an die ich mich voll und ganz binden will, und das bist du.«
Er zwang seine Lungen, sich zu entfalten, und stellte fest, dass er wieder atmen konnte. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und küsste sie, kostete die weiche Haut ihrer geöffneten Lippen.
»Nur eine Person«, flüsterte er. Nur eins.
Sie rieb ihre Wange an seiner. »Möchtest du eines Tages Kinder haben?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er und ließ seine Hände an ihrem wohlgeformten Rücken hinunterwandern. »Vielleicht. Ich mag Kinder. Ich würde Kinder von dir mögen. Ich muss zugeben, über dieses Thema habe ich mir noch nicht sonderlich viele Gedanken gemacht.«
»Ich auch nicht«, seufzte sie. Sie wechselte zur Telepathie: Wir könnten vielleicht eines Tages beschließen, dass ich abdanke. Ich würde gern sehen, wie es uns damit geht, wenn wir die Grenzen der Dunklen Fae geöffnet und die übrigen Mörder meiner Familie zur Rechenschaft gezogen haben. Ich glaube, wir brauchen uns nicht zu sehr mit langfristigen Problemen zu belasten, wenn es schon Herausforderung genug ist, unsere kurzfristigen Ziele zu erreichen.
Das ist ein guter Ansatz, sagte er. Ein Schritt nach dem anderen. Jetzt zum Thema Hochzeit.
Sie küsste ihn. Was ist damit?
Brauchst du dieses Ritual zum Glücklichsein? Wir könnten immer noch heimlich heiraten, wenn du magst. Er strich ihr eine Haarsträhne aus den wunderschönen Augen.
Sie schob die Unterlippe vor und murrte: Ich möchte darauf hinweisen, dass ich in Wahrheit mehr Wyr bin, als irgendjemand mir bisher zugetraut hat. Ich meine, hallo?, ich bin bei euch eingezogen, als ich siebzehn war, weißt du noch? Ich weiß,
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