Gebieter des Sturms (German Edition)
klären, unter welchen Umständen die Kommandantin zu Tode gekommen ist!«
»In Ordnung«, sagte Aryal. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging davon.
Niniane sah wieder zu Tiago auf. Als er die dunklen Ringe auf der zarten Haut unter ihren Augen sah, spannte sich sein Mund. Sie hatte nicht gut geschlafen, bevor er sie geweckt hatte, und das lag an dieser verdammten Sache, die ihr so zu schaffen machte – von der er noch nichts wusste – , und jetzt war natürlich verflucht noch mal nicht der richtige Zeitpunkt, sie danach zu fragen.
»Kommst du bitte mal mit?«, fragte sie.
»Natürlich«, sagte er. Überallhin.
Sie hielt inne. Der Anflug eines Lächelns stahl sich in ihre müden Augen. In seinem Kopf sagte sie: Würdest du bitte zuerst dein Schwert wegstecken?
Er blickte auf seine Hand, sah die Knöchel in der Umklammerung weiß hervortreten und schob den Unterkiefer vor. Er knurrte: Lieber nicht.
Du bist die eigentliche Waffe. Glaub mir, niemand zweifelt daran.
»Na gut«, fauchte er laut. Er hob den Arm über den Kopf und rammte das Schwert in die Scheide, die auf seinen Rücken geschnallt war. Dann ließ er den Blick über die Umgebung schweifen. Das Lagerfeuer vor Ninianes Zelt war ziemlich gut einsehbar, aber er hatte nicht vor, ein Risiko einzugehen. Er wandte sich an Cameron: »Bewachen Sie das Zelt!«
»Natürlich«, sagte die Frau. Auf ihrem Gesicht lag die Ruhe der Polizistin, ihre Augen waren wachsam.
Niniane wandte sich um und wanderte durch das Lager, den zierlichen Körper hoch aufgerichtet. Hinter ihr schritt Tiago und registrierte, wie die anderen auf sie reagierten. Sie sahen ihn mit verschiedenen Abstufungen von Vorsicht und Besorgnis an, aber wenn ihr Blick auf Niniane fiel, entspannten sich ihre Mienen sichtlich, und sie wurden ruhiger.
Ihren Gesichtsausdruck brauchte er nicht zu sehen. Niniane war verdammt gut im Umgang mit der Öffentlichkeit. Sie schlug den direkten Weg zum Lager der Dunkle-Fae-Soldaten ein. Was tust du da?, fragte er.
Ich tue, was getan werden muss, sagte sie. Ich werde meinen Soldaten mein Beileid aussprechen und ihnen Trost spenden. Ich werde nicht erst dann zu ihnen gehen, wenn sie von den Wyr-Ermittlern für unverdächtig erklärt worden sind, sie müssen wissen, dass ich Vertrauen zu ihnen habe. Arethusa hat sie für diese Reise ausgewählt. Ich bin bereit, in diesem Punkt ein Risiko einzugehen, besonders dann, wenn du hinter mir stehst.
Seine Beschützerinstinkte liefen auf Höchsttouren, und alles in ihm knurrte bei der Vorstellung, dass sie sich unter so viele Leute begeben wollte. Doch er zwang diese Reaktion nieder und analysierte ihre Begründung. Sie war vernünftig. Natürlich war sie das. Scheiße! Als er seine Anspannung in einem beinahe unhörbaren Knurren entweichen ließ, warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu. Sie sah ihn ein wenig schief und entschuldigend, aber dennoch entschlossen an. Mit zusammengekniffenen Lippen nickte er ihr kurz zu. Sie holte tief Luft, wandte sich ab und ging, um mit ihren Soldaten zu reden.
In einem erbärmlichen Häuflein drängten sie sich eng um das Lagerfeuer. Als Niniane und Tiago näher kamen, sahen sie auf. Er schaffte es, sich besser in den Griff zu bekommen, und hatte einen reglosen Gesichtsausdruck eingeübt. Jeden der zehn Soldaten unterzog er einer kurzen, genauen Prüfung. In ihren Ausdünstungen lag Stress, und sie sahen erschüttert und trauernd aus. Ein paar wischten sich verstohlen über das Gesicht, als sich alle erhoben.
Niniane sagte: »Arethusas Tod ist ein unvorstellbarer Verlust, und andere werden die nötigen Schritte in die Wege leiten. Ich bin hier, um meine Erinnerungen mit Ihnen zu teilen und Ihnen zu sagen, wie stolz Ihre Kommandantin auf jeden von Ihnen gewesen ist.«
Seine Fee sagte noch mehr, und es waren ausnahmslos die richtigen, verständnisvollen Dinge, die man zu Trauernden sagt, aber es wäre gar nicht nötig gewesen. Wenn er in einer Sache richtig gut war, dann darin, die Mienen von Soldaten zu lesen. Schon nach diesen ersten beiden Sätzen waren sie ihr mit Leib und Seele verfallen.
Jemand brachte Niniane einen Hocker, und sie blieben bei der Gruppe und redeten über Arethusa, bis das erste blasse Glühen des Morgengrauens den Himmel erhellte. Niniane veranlasste, dass der Hauptmann das Kommando übernahm, bis sie Adriyel erreichten, wo eine dauerhaftere Regelung gefunden und ein neuer Kommandant ernannt werden sollte. Der Hauptmann hieß Durin und war ein
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska