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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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zu erreichen? Dass sie ein Baby sterben ließ? Was war aus ihr geworden?
    Sie öffnete die Faust. Der Mondstein glitzerte, leuchtete vor Leben, und Artemis’ Hand begann zu zittern. Ihr Atem löste sich schmerzend und pfeifend wie Luft aus einem zerstochenen Reifen.
    Alles hing von der Lebensessenz ab, die in dem Mondstein gesammelt war.
Alles
. Blieb die Frage, ob sie dafür ein unschuldiges Leben opfern durfte.
    Wie könnte sie nicht?
     
    Mac ließ die Norton am Wegesrand stehen und watete durchs hüfthohe Wiesengras. Neben ihm flatterte Gilraen mit strenger Miene, dessen durchsichtige Flügel summten und dessen spitze Blätterschuhe die Samenkapseln oben an den Gräsern streiften. Sein Dorf war für die meisten Augen unsichtbar, obwohl es gar nicht weit weg lag. Ein Mensch, der über Land wanderte, konnte leicht bis auf Zentimeter an die Elfensiedlung herankommen, ohne sie zu bemerken. Es sei denn, er besaß eine sehr starke Magie und sah sehr genau hin.
    Nach Elfenmaßstab war das Dorf recht groß, ungefähr fünfzig Menschenschritte Durchmesser. Unter Blendzaubern verborgen, standen mehrere Hütten auf dem unteren Wiesenhang, deren runde Grasdächer sich nahtlos ins Gelbgold der Wiese einfügten, während die Wände aus Zweigen eine vollkommene Einheit mit dem Wald dahinter bildeten. Eine niedrige Torfmauer umgab das Dorf, die mit mächtigen Schutzzaubern versehen war.
    Natürlich konnte keiner der Zauber Mac täuschen. Er wappnete sich, den erschütterten, tieftraurigen Dorfbewohnern entgegenzutreten. Doch was hörte er, als er der Torfmauer näher kam? Lachen?
    Er sah genauer hin.
Was zur Hölle …?
    Ja, die Heiterkeit lag förmlich in der Luft. Sämtliche Dorfbewohner flatterten über den Dächern wie ein Schwarm aufgeregter Hummeln. Sobald sie Mac und Gilraen sahen, lösten sich einige aus dem munteren Reigen und kamen fröhlich rufend auf sie zugeflattert. Ganz vorn erkannte Mac Gilraens etwas pummelige Frau Arianne. Ihr rundes Gesicht war rot vor Freude. »Was für schöne Neuigkeiten! Welch ein Segen! Ach, Mac Lir, es ist wunderbar! Danke, danke vielmals!«
    »Wofür dankst du mir?«, fragte er sie verwirrt.
    »Na, dass du unser Kleines geheilt hast, natürlich. Tamika ist wieder gesund!«
    Alle Elfen jubelten, und mehrere vollführten elegante Purzelbäume in der Luft. Mac lächelte kurz, begriff allerdings nicht, was hier geschehen war.
    Ein halbes Dutzend Elfen schwirrten ihm um den Kopf. Die Weibchen warfen ihm Küsse zu. Arianne flog mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und rammte ihm mit dem Kopf gegen die Brust, dass Mac beinahe nach hinten gekippt wäre. Er fasste ihre Schultern und hielt sie auf Armeslänge. Ihre Flügel surrten laut.
    »Arianne«, sagte Gilraen benommen, der neben seiner Frau flatterte. »Ist das wirklich wahr? Ist die kleine Tamika wirklich gesund?«
    »Ja, dank Mac Lir.«
    »Damit habe ich nichts zu tun«, sagte Mac.
    Arianne strahlte. »Nein, immerzu bescheiden, unser Mac Lir! Wie es sich für einen Prinzen ziemt. Ich habe Gilraen immer wieder gesagt: ›Mac Lir rettet die Kleine.‹ Ja, das habe ich ihm gesagt. Und du hast sie gerettet, genau wie ich gesagt habe.«
    »Nein, Arianne. Ich wollte sie retten, doch noch hatte ich nichts getan. Also ist es nicht mein Verdienst, denn ich komme eben erst an. Ich habe Tamika nicht gesund gemacht.«
    »Wo ist das Kind?«, fragte Gilraen.
    »Da!« Seine Frau zeigte hinter sich. »Laina«, rief sie, »bring das Baby her!«
    Eine junge zarte Elfe kam herbei, die ein zappelndes, glucksendes Baby in den Armen wiegte. Die Wangen der Kleinen waren rosig, ihre Augen leuchteten, und ihre zarten Flügel, die noch nicht kräftig genug zum Fliegen waren, flattertenmunter. Sie winkte Mac mit der winzigen Faust zu. Als er ihre Wange berührte, quittierte sie es mit einem breiten zahnlosen Grinsen. Ja, sie war zweifelsohne kerngesund.
    Mac wechselte erstaunte Blicke mit Gilraen, der ebenso verwundert schien wie er. »Wann hat sie sich erholt?«, fragte er Arianne.
    »Na, erst vor ein paar Minuten, kurz nachdem Gilraen raus auf die Wiese ist, um dich zu treffen. Deshalb habe ich gedacht …«
    »Ich war das nicht«, wiederholte Mac. »Vielleicht hat eure Heilerin …«
    Arianne schüttelte den Kopf. »Das war keiner von unseren Zaubern. Wir haben alle ausprobiert, die wir kennen, und trotzdem wurde die Kleine immer schwächer.«
    »Bist du sicher, dass Tamikas Zustand kritisch war? Vielleicht habt ihr ihre Krankheit überschätzt.«
    »Nein«,

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