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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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Handfläche, als könnte er die Erklärung an den feinen Linien ablesen. Unsicher ob des Drangs, der ihn durchfuhr wie ein wohlig brennender Schmerz, legte er nochmals die Hand auf jene Stelle.
    Diesmal war er auf den Schwall körperlicher Erregung vorbereitet. Er bemühte sich, nicht darauf zu achten, was angesichts seiner eindeutigen Reaktion alles andere als leicht war, und spürte der Essenz des Zaubers nach. Ja, das war Todesmagie, aber gleichzeitig fühlte er auch Lebensmagie, woraufhin er noch erregter wurde.
    Todes- und Lebensmagie in einem Zauber vereint? Nun war er erst recht durcheinander, ja, völlig von den Socken, um im gegenwärtigen Jargon zu sprechen.
    Magische Arten praktizierten gemeinhin die eine oder die andere Magie, abhängig davon, welche Kraft sie hervorgebracht hatte. Menschen trugen eine Mischung aus beiden Magien in sich und konnten wählen, welche sie ausübten, sogar ob sie beide praktizieren wollten. Zu denen, die mit Lebenswie Todesmagie hantierten, gehörten Zauberer, Dämonenhuren oder Vampirsüchtige. Aber selbst sie vermischten nie beide Magien in einem Zauber. Was sollte das auch bringen? Wenn Todes- und Lebensmagie gleichzeitig gewirkt wurden, hoben sie sich gegenseitig auf.
    Sie vermengten sich nicht zu solch einer starken Kraft wie sie in diesem Moment Macs Sinne entflammte.
    Womit hatte er es hier zu tun? Er schloss die Augen, umnoch tiefer in die verblassende magische Handschrift einzudringen, die letzten, verhauchenden Flüstertöne wahrzunehmen. Sie waren das Geheimnis des unbekannten Zauberwirkenden, der sich alle Mühe gegeben hatte, ihre Spuren zu beseitigen.
    Dann prallte ihm die Essenz des Schurken entgegen. Menschlich, wie Mac bereits vermutet hatte. Jedenfalls größtenteils. Und …
    Weiblich?
    Eine neue Welle der Erregung packte ihn. Eine Frau. Eine Hexe, besser gesagt. Mit einer Magie, die einzigartig war – und das war noch milde ausgedrückt. Der Zauber, den sie mittels nahtlos verbundener Lebens- und Todesmagie heraufbeschworen hatte, sollte unmöglich sein.
    Trotzdem war er hier. Er rief nach Mac, lockte ihn, faszinierte ihn.
    Ein süßes, alles verschlingendes Feuer fuhr ihm geradewegs in sein Glied.
    Götter!
    Wieder riss er die Hand zurück. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er sich klopfenden Herzens hinhockte.
    Diese fremde Hexe war äußerst gefährlich. Unbemerkt hatte sie sich einem versteckten Elfendorf genähert und einen Lebens-/Todesfluch über die Bewohner gebracht, der die Lebensessenz des Clans verschlang wie ein hungriger Wolf. Sie hatte sogar ein Baby an den Rand des Todes gebracht.
    Und danach hatte sie zugelassen, dass der Zauber … ja, was eigentlich? Verpuffte, als wäre er nie dagewesen?
    Warum?
    Mac stand auf und ging in immer größeren Kreisen um die Stelle herum. Eine halbe Stunde dauerte es, bis er einen zweitenHinweis gefunden hatte, gut fünfzehn Meter vom ersten entfernt. Den dritten entdeckte er ungleich schneller, und den vierten noch leichter.
    Eine Spur.
    Und dieser Spur würde er bis zum Ende folgen.
     
    »Mommy? Wo bist du? Antworte doch! Ich hab Angst …«
    Artemis schlug die Augen auf. Alles war dunkel, und ihr Herz hämmerte wie die Hufe einer wildgewordenen Elefantenherde. »Sander? Oh Götter, Süßer, bist du das?«
    Stille.
    Tränen brannten in ihren Augen. Hatte sie geträumt? Sander hatte so echt geklungen, so lebendig.
So ängstlich
. Telepathie zählte nicht zu Artemis’ magischen Talenten, doch wenn sie überhaupt eine geistige Verbindung zu jemandem haben könnte, dann wohl doch am ehesten zu ihrem einzigen Kind.
    Mit angehaltenem Atem lauschte sie, fand aber nichts als kalte, tote Stille. Sander war fort – sofern er denn jemals in ihrem Geist gewesen war.
    Sie richtete sich zum Sitzen auf. Ihr Rücken protestierte schmerzlich gegen die unnatürliche Haltung, in der sie die letzten paar Stunden verbracht hatte. Die Rückbank des Corsa bot leider wenig Platz, und es war verflucht kalt.
    Fröstelnd zog Artemis die Knie an und vergrub sich unter der karierten Wolldecke. Die dicke Wolle und ihre alte Army-Jacke wärmten sie einigermaßen, vermochten allerdings nichts gegen die Kälte in ihrem Herzen auszurichten. Die blieb hartnäckig.
    In der sternlosen Nacht kroch die Dunkelheit bis an die verschlossenen Autoscheiben. Artemis hatte sich diese Straße bewusst ausgesucht, weil sie abgelegen war. Eigentlich hattesie gar nicht vorgehabt zu schlafen, aber ihre Erschöpfung zwang sie. Im übermüdeten

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