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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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machen, um Ihren eigenen Vater zu belasten?“, fragte er zweifelnd.
    „Und meine Mutter“, erklärte Leon bitter. Der Vater sah überrascht aus.
    „Ich sag es doch die ganze Zeit“, schaltete der Junge sich ein. Dabei sah er ein wenig beleidigt aus. Der Vater nickte nur dazu, strich über seine Haare.
    „Wir werden unseren Anwalt einschalten. Ich dachte eigentlich, dass der Fall klar wäre. Aber das scheint wohl doch nicht so zu sein“, meinte er. Ich nickte dazu. Anwalt klang schon mal sehr gut. Auch Leon nickte.
    „Wäre es Ihnen recht, wenn Sie wieder kommen, wenn wir einen Termin haben? Dass wir das gleich alles auf einmal erledigen können?“, fragte der Vater.
    „Ja, sicher“, stimmte ich zu, weil Leon mit gesenktem Kopf und vollkommen starr neben mir saß. Wie in seinen ersten Tagen bei mir. Ich schrieb ihm meine Nummer auf einen Zettel, den seine Frau brachte.
    „Würden Sie uns jetzt entschuldigen?“, verabschiedete ich mich durch die Blume. Leon musste hier raus.
    „Ja, natürlich“, sagte der Vater und stand auf. Ich zog Leon sanft auf und er folgte mir widerstandslos. Der Vater begleitete uns zur Tür.
    „Danke, dass Sie uns helfen wollen“, sagte er.
    „Schon gut. Er wollte es machen. Wenn er so weit wäre“, sagte ich leise. Der Vater nickte nur. Leon reagierte gar nicht. Ich brachte ihn zum Auto und fuhr ihn nach Hause. Er war vollkommen apathisch, bekam nichts mit.
    Als wir endlich im Wohnzimmer saßen, zog ich ihn an mich und ließ ihn weinen. Ewig dauerte es, bis er sich endlich wieder beruhigte.
    Ich war froh, dass wir das am Samstag gemacht hatten, denn so hatte er einen weiteren Tag, an dem er sich beruhigen konnte. Das schaffte er auch so einiger Maßen. Doch es nahm ihn ziemlich mit. Wie er das mit seiner Zeugenaussage schaffen wollte, war mir ein Rätsel.

    ***

    Es war schon am Montag, dass der Vater des Jungen anrief und uns für den nächsten Tag am Abend zu sich bat. Natürlich stimmte ich zu.
    Was mich an dem Gespräch mit dem Anwalt wohl am meisten überraschte war, dass er zuerst Leon ein Foto vor die Nase hielt. Dieser starrte eine gefühlte Ewigkeit darauf, bevor er nickte und sagte: „Das ist der Polizist, der ein Freund meines Vaters ist.“
    „Woher wissen sie das so genau?“, fragte der Anwalt.
    „Ich habe versucht, zu entkommen. Mit zwölf. Dieser Beamte hat…“, er brach ab und schluckte schwer, „... mich zuerst am Revier direkt gezwungen, danach zu Hause genommen.“
    Er flüsterte nur, kaum hörbar. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Der Anwalt nickte, vollkommen geschäftsmäßig. Danach sprach er hauptsächlich mit dem Vater des Jungen. Erklärte, wie weiter vorgegangen werden würde. Dass die Anzeige natürlich nach wie vor aufrecht war, dass es eben nicht so aussichtslos war, wie der Polizist ihnen weiß machen hatte wollen.
    Mich erfüllte das mit unendlicher Erleichterung. Noch mehr Erleichterung verschaffte es mir, dass Leon nicht vor Gericht aussagen musste. Er konnte das mit diesem Anwalt erledigen. Es würde nur auf Tonband aufgenommen werden. Der Anwalt meinte, dass das ausreichte.

    ***

    Die folgende Woche war schlimm. Wirklich schlimm. Untertags konzentrierte sich Leon verbissen auf seine Arbeit. Soweit ich das beurteilen konnte. Auch wenn ich gerne wollte, konnte ich mir nicht ständig frei nehmen. Nur ein Tag zwischendurch war drin. Am Abend und in der Nacht schmiegte er sich Trost suchend an mich. Wenigstens hatte er seine Zeugenaussage nach einer einzigen Sitzung hinter sich. Danach hatte er fast die ganze Nacht geweint. Ich hatte in der Früh in der Firma angerufen, um bei ihm bleiben zu können. Wie vor Monaten konnte ich nichts machen, als ihm dabei zuzusehen, wie er litt. Auch wenn ich ihn dabei im Arm hielt, fühlte ich mich absolut hilflos. Ich wusste nicht einmal was genau ihn so fertig machte. War es, was dem Jungen passiert war? Oder dass er wieder so nachdrücklich an seine eigenen Erlebnisse erinnert wurde?
    Ich traute mich nicht zu fragen, auch wenn ich mich ziemlich sorgte. Er war so still wie zu Beginn und hatte ständig den Kopf gesenkt.
    Es wurde Ende der Woche ein wenig besser. Spontan beschloss ich, dass er Ablenkung brauchte. Ich packte ihn kurzerhand ins Auto und fuhr mit ihm in den Zoo. Zu meiner Erleichterung hellte sich seine Stimmung ein wenig auf. Nach ungefähr einer Stunde, in der er versonnen die Tiere beobachtet hatte, zog er mich auf eine Bank in den Schatten. Sie war ein wenig abseits, wo wir

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