Gebrochen
sich still, damit die Erwachsenen ungestört waren. Doch die lautstark geführten Gespräche hörte er immer.
Jetzt jedoch war es still im Haus und Leon lag mit klopfendem Herzen und Angstschweiß am Körper im Bett. Er hatte einen fürchterlichen Alptraum gehabt und musste sich erst wieder beruhigen. Er war stolz auf sich, dass er sich beherrschen konnte, nicht zu seinen Eltern zu laufen. Er war neun Jahre alt, da musste er selbst damit fertig werden. Er war schon ein großer Junge, der so etwas selbst auf die Reihe bekommen musste – sagte sein Vater. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder, doch er traute sich noch nicht, die Augen wieder zu schließen. Zu groß war die Angst, dass die Bilder des Traumes wieder auftauchen würden. Nein, er wollte lieber aufstehen und etwas trinken gehen. Er warf die Decke zurück und stand auf. Als er die Tür öffnete, drangen eigenartige Laute zu ihm. Er runzelte verwirrt die Stirn, doch dann erkannte er, dass es seine Mutter war. Das ging ihn also nichts an. Er zuckte die Schultern und ging ins Wohnzimmer. Er stockte mitten im Schritt, nicht ohne einen erstickten, erschrockenen Laut von sich zu geben. Seine Mutter lag auf dem Sofa, nackt. Sein Vater hing über ihr und bewegte sich ruckartig. Dabei gab seine Mutter diese Laute von sich, die Leon nur als Schmerzlaute einordnen konnte.
Wie erstarrt stand er da, auch als der Blick seines Vater zu ihm flog. Leon war sich klar, was hier passierte, er hatte in der Schule gut aufgepasst.
Leon war sich klar, dass das nicht für seine Augen war.
Leon war sich klar, dass es Konsequenzen haben würde.
Leon konnte sich nicht rühren.
Ängstlich starrte er seinen Vater an, der wütend zurück starrte.
„Na, gefällt dir was du siehst?“, fragte er, leise, lauernd. Schnell schüttelte Leon den Kopf und wandte sich ab. Die Stimme seines Vaters hatte ihn aus seiner Starre gerissen. Er ging zum Tisch und wollte nach seinem Glas greifen, doch da packte sein Vater ihn am Arm. Erschrocken blickte er auf, in das grimmige Gesicht und wusste schon, dass seine Strafe gleich kommen würde. Womit er sicher nicht gerechnet hatte, war, dass ihn sein Vater zu seiner Mutter zog und zwischen ihre Beine presse. Leon schloss die Augen, denn das gehörte sich nicht, dass er das sah. Ohne sich wehren zu können, drückte sein Vater ihn nach unten und wies ihn an, mit seiner Zunge zwischen den Beinen seiner Mutter zu lecken. Entsetzt erstarrte er vollkommen. Das konnte er doch nicht machen?
Ungnädig drückte sein Vater seinen Kopf nach unten, an den Schambereich seiner Mutter. Tränen traten Leon in die Augen. Tränen der Scham und des Entsetzens. Das gehörte sich nicht. Das war nicht richtig.
Sein Vater wusste natürlich, dass er sich nicht rührte. Während er mit einer Hand seinen Kopf festhielt, zog er mit der anderen Leons Hose nach unten. Schmerzhaft und laut klatschte seine Hand auf Leons Hintern. Er schluchzte auf, was seinen Vater noch aggressiver machte. Wieder und wieder schlug er ihn, bis Leon es nicht mehr ertragen konnte und tat, was von ihm verlangt wurde. Es war ekelerregend und er musste den Würgereiz unterdrücken. Er wollte nicht wissen, was ihm passieren würde, wenn er dem nachgab. Mit fest geschlossenen Augen, aus denen noch immer die Tränen flossen, versuchte er zu verdrängen, was er gerade machte. Sein Vater gab Anweisungen, die wie von weiter Ferne an Leons Ohren drangen. Er wollte es nicht hören, nicht machen – doch er musste. Seine Mutter begann zu wimmern und sich zu winden, doch sein Vater ließ ihn nicht los. Endlos, so schien es Leon war er gezwungen weiterzumachen. Als seine Mutter aufschrie, hielt er geschockt inne. Sein Vater ließ ihn los und schickte ihn mit einem groben Stoß in sein Bett. Leon jedoch lief auf die Toilette und übergab sich. Dann erst lief er in sein Zimmer. Zusammengerollt und eingewickelt in seine Decke, weinte er sich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen traute er sich kaum, aufzustehen. Doch er musste zur Schule. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er wusste, dass es falsch gewesen war, was sein Vater mit ihm gemacht hatte. Er wusste nicht, wie sein Vater heute auf ihn reagieren würde. Zu seiner grenzenlosen Erleichterung, taten seine Eltern, als wäre nichts passiert. Leon atmete erleichtert auf, doch die Scham darüber, was er hatte tun müssen, brannte dennoch in ihm.
Leon verdrängte das Geschehen aus seinem Kopf. Er wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken.
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