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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Gelächter ausbrechen zu lassen. Nach kurzer Zeit beobachteten uns alle Leute im Restaurant.
    Diese lockere, sorgenfreie Stimmung hielt den ganzen Abend und auch auf dem Weg nach Hause noch an. Wir hatten eine Gelegenheit, glücklich zu sein, und wir nutzten sie, um die Narben, die Trauer und Verlust hinterlassen hatten, zu heilen und zu bedecken. Eine Diskussion um den Namen für das Kind entbrannte. Tony beklagte sich, daß diese modernen Eltern für ihre Kinder keine würdigen Namen mehr suchten.
    »Heutzutage werden sie nach allem möglichen benannt, von Fernsehhelden bis zu Rennpferden. Wenn es ein Junge wird, wäre es schön, wenn du ihn Wilfried oder Horace nennst, nach meinem Ururgroßvater und meinem Urgroßvater. Er braucht natürlich auch einen entsprechenden mittleren Namen… sagen wir, Theodor oder…«
    »Oder Anthony?« unterbrach ich ihn.
    »Wäre gar nicht so schlecht«, meinte Tony und lächelte.
    Logan lachte nervös.
    »Wenn es ein Mädchen wird, möchte ich sie gerne nach meiner Großmutter nennen – Annie«, verkündete ich.
    »Annie? Solltest du sie nicht lieber Ann nennen?« fragte Tony. Logan nickte. Im Moment würde er allem zustimmen, dachte ich. Der Champagner war ihm zu Kopf gestiegen.
    »Nein, ich finde Annie passend«, betonte ich selbstbewußt.
    »Also gut, solange du sie nicht ›Zu spät zum Essen‹ nennst«, sagte Tony, und er und Logan brachen wieder in Gelächter aus.
    Wir waren noch immer in fröhlicher Festtagsstimmung, als wir Farthinggale Manor erreichten. Aber Curtis’ Gesicht ernüchterte uns alle augenblicklich. Er begrüßte uns mit einem formellen Nicken und schüttelte dann traurig den Kopf.
    »Was gibt es, Curtis?« fragte Tony, und eine sorgenvolle Ahnung vertrieb sein Lächeln.
    »Ein Telegramm für Sie, Sir. Und kurz darauf ein Telefonanruf von Mr…« – er sah auf seinen Notizblock hinunter – »von J. Arthur Steine, einem Anwalt von Mr. Luke Casteel.«
    »Luke Casteel!« Verwirrt blickte ich Tony an. Er war ganz bleich geworden, als er Curtis das Telegramm aus der Hand nahm. Was war los? In meinem Kopf tobten die Gedanken wie ein wildes Tier, das plötzlich erblindet nach etwas Bekanntem suchte. Warum sollte Vaters Anwalt ein Telegramm an Tony schicken? Logan ergriff meine Hand, und ich wartete neben ihm, während Tony den Umschlag aufriß und den Inhalt las.
    Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und es sah aus, als hätte er sich eine bleiche geisterhafte Maske übergezogen.
    »Mein Gott«, sagte er leise und reichte mir das Telegramm.
    Es war an Anthony Tatterton adressiert. Ich las es.
    SCHRECKLICHER AUTOUNFALL STOP LUKE UND
    STACIE CASTEEL TÖDLICH VERLETZT STOP
    NÄHERES FOLGT STOP. J. ARTHUR STEINE
    »Was ist los?« fragte Logan. Wortlos hielt ich ihm das Telegramm hin.
    »O mein Gott«, sagte er und legte den Arm um mich.
    »Heaven…«
    Ich hob die Hand, um zu zeigen, daß ich in Ordnung sei, und rannte direkt ins Wohnzimmer. Mein Herz schien nicht mehr zu schlagen, und mein Blut war wie eingefroren. Den Boden unter mir spürte ich nicht mehr.
    »Curtis, bringen Sie Mrs. Stonewall ein Glas Wasser«, befahl Logan. Er folgte mir, während Tony ins Büro ging, um J.
    Arthur Steine anzurufen. Ich saß auf dem Sofa und lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück. Logan saß neben mir und hielt meine Hand.
    »Ich weiß, es sind furchtbare Neuigkeiten«, sagte Logan,
    »aber du mußt jetzt an deine eigene Gesundheit denken und vor allem an dein Kind.«
    »Mir geht es gleich wieder besser«, flüsterte ich, »mir geht es gleich wieder besser.«
    Pa. Luke Casteel. Der Mann, um dessen Liebe ich immer gekämpft und die ich nie gewonnen hatte. Jetzt tauchten nur die schönen und glücklichen Stunden in meinem Kopf auf. Ich sah ihn draußen vor der Hütte mit Tom Baseball spielen, er warf den Ball, und Tom schwang den Schläger. Es war das einzige Spielzeug, das noch aus Lukes eigener Kindheit stammte. Ich sah ihn auf dem Hof stehen, an einem warmen Sommertag. Seine ebenholzbraunen Haare glänzten in der Sonne. Er sah so gut wie ein Filmstar aus, wenn er rasiert und gut gekleidet war. Wie die Frauen ihn immer angestarrt hatten!
    Ich erinnerte mich daran, wie ich mich nach einem freundlichen, liebevollen Blick von ihm gesehnt hatte. Und wenn ich dann das Glück hatte, daß er mich so ansah –
    wahrscheinlich sah er das Gesicht seiner geliebten Leigh in mir
    –, dann füllte sich mein Herz mit Freude und Glück.
    Mein Vater, dieser schöne, unerreichbare Mann, den

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