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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kein angenehmer Anblick. Die Särge sind schon geschlossen, und es ist wohl besser, es dabei zu belassen.«
    Ich schloß die Augen und holte tief Luft.
    »Heaven?« fragte Logan und legte seine Hand auf meinen Arm.
    »Es ist schon gut«, sagte ich und stand auf. »Vielen Dank, Mr. Steine.« Er kam um seinen Schreibtisch herum.
    »Es tut mir sehr leid, daß unser zweites Treffen unter so traurigen Umständen stattfindet. Ich wünsche Ihnen alles Gute, besonders dem kleinen Jungen. Wegen der anderen Sachen bleibe ich mit Ihnen in Kontakt.«
    Ich dankte ihm, und wir gingen. Als wir den Korridor zur Eingangshalle entlangschritten, zitterte ich. Drake hatte seinen Mund, sein Kinn und seine Wangen mit dem roten Lutscher verschmiert. Er sah ängstlich zu mir auf.
    »Wenn er einen Lutscher ißt, dann macht er es richtig«, staunte Logan.
    »Haben Sie hier Toiletten?« fragte ich die Sekretärin.
    »Natürlich. Gleich links, die erste Tür.«
    Ich nahm Drake und führte ihn zu der Toilette, um ihm das Gesicht zu waschen. Er schaute mich an, schaute tief in meine Augen. Ich hoffte, er sah die Liebe in ihnen.
    »Gehen wir jetzt nach Hause?« fragte er.
    »Ja, Drake, mein Lieber. Nach Hause, und dann zu einem neuen Zuhause, wo nie mehr etwas Böses geschehen kann.«
    Er schaute mich weiter unentwegt an. Dann hob er seine rechte Hand und berührte mit dem Zeigefinger eine einzelne Träne, die aus meinem Auge über die Wange rann. Plötzlich, so schien es, hatte er alles verstanden, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.
    Sobald wir vor Lukes Haus vorfuhren und ich die Autotür öffnete, sprang Drake heraus und lief zur Eingangstür. Bevor wir zu dem Anwaltsbüro gefahren waren, hatte Mrs. Cotton mir die Hausschlüssel übergeben, weil sie schon fort sein wollte, bis wir zurückkamen. Drake war überrascht, daß die Tür verschlossen war, als er an dem Griff drehte. Mit wilder Verzweiflung schaute er uns an.
    »Wo ist Mommy?« fragte er. »Wo ist Daddy?« Ohne zu antworten, steckte ich den Schlüssel ins Schlüsselloch. Mein Hals war wie zugeschnürt, so daß ich ohnehin nicht hätte sprechen können. Als ich die Tür geöffnet hatte, stürzte er ins Haus und rief: »Mommy! Mommy! Mommy!«
    Seine kleinen Füße patschten über den Fußboden, als er von einem Zimmer ins andere lief.
    »Daddy! Mommy!«
    Bei seiner klagenden Stimme zog sich mein Herz zusammen, und Tränen strömten mir über die Wangen.
    »Vielleicht ist es nicht so gut, wenn wir heute nacht hier bleiben, Heaven«, sagte Logan, während er sich neben mich stellte und mir den Arm um die Schulter legte. »Vielleicht sollten wir besser wieder nach Atlanta fahren und ein Hotelzimmer nehmen. Wir schauen uns um und packen ein, was du von hier mitnehmen möchtest.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte ich. Meine Stimme zitterte.
    »Aber ich habe Angst, ihm alles Vertraute wegzunehmen, vielleicht können wir ein Spiel, ein aufregendes Abenteuer daraus machen.« Ich holte tief Luft, um meine Fassung wiederzuerlangen. Diese Dinge mußten einfach getan werden, ich hatte jetzt keine Zeit zu trauern. Ich mußte an den kleinen Drake denken und stark sein. »Schau doch bitte, ob du irgendwo einen Koffer findest. Ich sehe seine Sachen durch und nehme nur das Nötigste mit. Er soll vollkommen neu ausgestattet werden.«
    Logan machte sich auf die Suche, und ich ging mit Drake zu den Schlafzimmern. Noch einmal stand er an der Tür des elterlichen Zimmers und schaute auf das leere Bett. Als ich ihn auf den Arm nahm, leistete er nicht den geringsten Widerstand.
    Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter und blickte mit glasigen Augen um sich.
    »Weißt du, was wir jetzt machen, Drake?« fragte ich. »Wir gehen in dein Zimmer, und du suchst das heraus, was du mitnehmen möchtest. Das packen wir in einen Koffer, und dann gehen Logan und ich mit dir in ein schickes Hotel nach Atlanta. Warst du schon einmal in einem Hotel?«
    Er schüttelte leicht den Kopf.
    »Oh, es wird dir gefallen. Und dann gehen wir in ein nettes Restaurant. Und morgen fliegen wir mit einem Flugzeug«, sagte ich. Das munterte ihn auf. Er hob den Kopf und schaute mich mit neuem Interesse an. »Bist du schon einmal geflogen?« Dieses Mal schüttelte er seinen Kopf lebhafter.
    »Gut«, sagte ich und ging mit ihm in sein Zimmer. »Zuerst fliegen wir mit dem Flugzeug, dann fahren wir mit einem großen Auto, und dann gehen wir in das größte Haus, das du je gesehen hast.«
    »Ist Mommy dort?«
    »Nein, mein Kleiner.«
    »Und

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