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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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nichts Besonderes. Weltweit hat es Hunderte Orakel gegeben, Hunde, Papageien, Flöhe, you name it. Und wenn sehr viele Tiere gleichzeitig dasselbe versuchen, dann ist laut statistischer Wahrscheinlichkeit auch ein Tier dabei, das zufällig die richtige Reihenfolge tippt. Alle anderen sind nämlich irgendwann falschgelegen. Es war reiner Zufall. Wir Menschen versuchen trotzdem, in solchen Situationen einen Zusammenhang zu finden. Wir machen den Denkfehler, dass wir nur Ereignisse wahrnehmen, die in unser System passen – im vorliegenden Fall die immer eintreffenden Vorhersagen von Paul. Andere werden oft einfach ignoriert. Das ist das ganze Geheimnis hinter der Wahrsagerei. Wir nehmen selektiv wahr, weil unser Gehirn so funktioniert.
    Bei Hund und Herrchen ist es ähnlich. Wir merken uns das Spektakuläre. Wenn wir nämlich dazwischen Hunde und Herrchen treffen, die sich nicht ähneln, schenken wir ihnen nur wenig Beachtung. Oder, was bei den Doppelgängern noch dazukommt: Wir sehen mehr, als es zu sehen gibt. Mensch und Tier schauen sich vielleicht gar nicht so ähnlich, wie wir glauben, wir vervollständigen einfach ein Muster. Mustervervollständigung und selektive Wahrnehmung sind weitverbreitet, wissenschaftlich gut verstanden und werden im Alltag trotzdem stark unterschätzt.
    Also Obacht! Es geht hier um Zusammenhänge, die wir unbewusst herstellen. Weil unser Gehirn so funktioniert, wie es funktioniert, und wir deshalb glauben wollen, was wir glauben wollen. Und bei Betrügereien und Scharlatanerien wie Astrologie, Homöopathie, Religion und Ähnlichem wird genau aus diesem menschlichen Bauartfehler vorsätzlich und bewusst Gewinn gezogen.
    Warum wir Zusammenhänge herstellen, die es nicht gibt, und trotzdem so gerne daran glauben, wissen wir nicht genau. Aber es gibt gute Theorien. Ein Grund könnte in einem sehr alten Teil unseres Gehirns liegen. Schließlich hat dieses sich bereits zu einer Zeit entwickelt, als es für uns Menschen noch günstig war, Zusammenhänge nicht lange zu hinterfragen. Wenn es etwa im Geäst knackte, nicht erst zu schauen, ob ein Fressfeind auf der Pirsch ist, sondern ohne Doppelblindprüfung das Weite zu suchen. Das konnte das Überleben sichern. Menschen, die unbedingt genau schauen wollten, was da geknackt hat, um ganz sicher zu sein, dass ihre Reaktion auch evidenzbasiert ist, sind seinerzeit aus dem Organigramm unserer potenziellen Vorfahren ausgeschieden.
    Heute schaut unsere Welt anders aus, und wir sind die Fressfeinde der meisten anderen Lebewesen. Unser Gehirn aber hat sich entwickelt wie eine kleine Frühstückspension, die einst mit nur ein paar Zimmern ohne viel Komfort und einem Gemeinschaftsklo am Gang begonnen hat und mittlerweile zum modernen Luxusressort ausgebaut wurde mit allem Schnickschnack. Die historische Substanz ist jedoch noch erhalten, und deshalb reagieren wir manchmal komisch. In der Wissenschaft nennt man die Phänomene, die den Erfolg von blauen Pullovern, dem Kraken Paul und der Ähnlichkeit von Hund und Herrchen beschreiben, übrigens Synchronisation und Synchronizität.

    FACT BOX | Synchronizität
    Zur Synchronizität, also dem Herstellen von nicht vorhandenen Zusammenhängen, gibt es ein berühmtes Experiment des amerikanischen Psychologen Burrhus Skinner aus dem Jahre 1948 namens „Superstition in the pigeon – Aberglaube bei Tauben“. Tauben bekamen in einem Käfig regelmäßig Futter, alle 15 Sekunden völlig automatisch. Damit waren sie aber nicht zufrieden, sondern sie vollführten in den Wartepausen allerlei Bewegungen.
    Es waren zufällige Bewegungen, bei jeder Taube andere, aber mit der Zeit fingen die Tauben an, vor der Fütterung bestimmte Bewegungen zu wiederholen. So, als ob sie der Meinung wären, die Fütterung durch ihr Benehmen beeinflussen zu können. Die Tauben verstärkten das Verhalten, das sie mit Futter in Bezug setzten. Sie hatten scheinbar gelernt, dass bestimmte Bewegungen bestimmte Folgen zeitigen.
    Der Mensch ist komplizierter gebaut als Tauben und kann mehr Dinge gleichzeitig bedenken, deshalb funktioniert so etwas beim Menschen nicht ohne Weiteres, aber strukturell ist es möglich. Die BBC wollte überprüfen, ob sich diese Form der unbewussten Konditionierung auch mit Menschen nachstellen ließ. Sie verbrachte mehrere Versuchsteilnehmer in einen Raum, an dessen Wand ein Zähler montiert war. Im Raum befanden sich verschiedene Sitzgelegenheiten, ein Flipper und dergleichen mehr.
    Die Aufgabe lautete, durch

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