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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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verdauen und das dabei entstehende Biogas einen Generator antreibt, der die Batterien wieder auflädt. Das klingt nach einem schönen, umweltfreundlichen Plan, den alle toll finden, außer vielleicht die Schnecken, allein momentan schafft ein Slugbot zehn Nacktschnecken pro Minute. Er müsste sich also, um überhaupt etwas anderes machen zu können, als Schnecken zu sammeln und zwischen einer Wiese und der Ladestation hin- und herzufahren, einen eigenen Roboter halten, der für ihn die Schnecken sammelt. 56
    Das heißt: Bevor die Roboter die Welt übernehmen, müssen sie erst noch ihr Energieproblem lösen. Das brauchen Tiere nicht, die könnten sofort loslegen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich nicht ganz einig, welche Spezies die besten Voraussetzungen mitbringt, um unsere Nachfolge anzutreten.
Gib mir acht
    In diesem Zusammenhang werden immer Oktopoden als unsere Kronprinzen genannt.
    Warum ausgerechnet die? Was macht diese achtarmigen, schleimigen, rückgratlosen Kopffüßler, die mit ihren Saugnäpfen ausschauen wie eine alte Duschmatte, über die sich eine Kindergartengruppe in der Bastelecke hergemacht hat, und die die meisten Menschen nur als panierte Tintenfischringe an sich heranlassen, so besonders? Ganz einfach. Oktopoden gibt es schon sehr lange und sie sind außergewöhnlich schlau. Als der Krake Paul den Ausgang des WM-Semifinales zwischen Deutschland und Spanien richtig zugunsten Spaniens voraussagte, da liefen die Internetforen in Deutschland heiß und man wollte den Oktopus umgehend zum Verzehr freigeben. Das wäre aber sehr grausam gewesen. Denn wer Oktopoden isst, kann genauso gut Schimpansenhirne aus dem offenen Schädel löffeln. Kraken gelten sogar als noch schlauer als manche Primaten. * „Kein Wunder“, denkt sich da vielleicht mancher, „schließlich haben sie auch neun Gehirne. Mit einem derartigen Brain-Overkill hätte ich die Führerscheinprüfung auch im ersten Anlauf geschafft und wäre später nicht auf das Phishing-Angebot im Internet hereingefallen, das mich fast finanziell ruiniert hätte.“
    Kraken haben aber nicht nur neun Gehirne, sondern acht Arme und drei Herzen. Neben dem Haupthirn hat auch jeder Arm ein eigenes Hirn. Und wozu? Ausstattungsprotzerei wie bei Mercedes-Maybach-Limousinen? Nein. Es handelt sich genau genommen auch nicht um neun Gehirne, sondern auch um ein Hauptgehirn und acht Nebengehirne. Diese sind vergleichbar mit dem, was man beim Menschen im Darm findet. Gemeint sind aber nicht Speisereste und Bakterien, sondern das enterische System. Es steuert den Magen-Darm-Trakt, sorgt also dafür, dass wir nicht dauernd ans Verdauen denken müssen, während wir es tun, und enthält beim Menschen rund fünfmal mehr Neuronen als das Rückenmark. Dieses „zweite Gehirn“ kann aber trotzdem nicht denken, das macht ausschließlich das „erste Gehirn“ im Kopf. Ähnlich ist es auch bei den Oktopoden. Die Arme dieser Tiere bewegen sich ja fast dauernd und unabhängig voneinander. Wenn das alles ein Gehirn koordinieren sollte, müsste es riesig sein und hätte trotzdem kaum Zeit für anderes. Deshalb ist die Arbeit an Subalterne delegiert. Diese Bereiche werden als Ganglien bezeichnet. Ähnlich wie bei Schaben, deren Ganglienpaare in den Beinen ja auch unabhängig vom Gehirn das Wegrennen koordinieren. Nur können die Nebengehirne in den Tentakeln von Kraken erheblich mehr als die von Schaben. Das geht so weit, dass abgetrennte Arme in der Lage sind, sich Futter zu nähern. Grundsätzlich sind zwar alle Arme gleich funktionell, trotzdem haben viele dieser Tiere jeweils einen „Lieblingsarm“, den sie bevorzugt für die Erforschung oder das Jagen verwenden. Die anderen Arme werden dann halt für die Fortbewegung genutzt. Bei Männchen gibt es am Ende eines Tentakels keine Saugnäpfe (Hectocotylus) mehr. Dort befinden sich die Samenpakete, die in die Mantelhöhle des Weibchens müssen. Bei den Papierbooten, einem kleineren Oktopus, kann dieser Arm mit den Samen die Weibchen sogar, wenn er vom Rest des Männchens abgetrennt wurde, selbständig finden und befruchten – remote impregnation –, das Männchen kann also gleichzeitig Fußball schauen und seinen Vaterschaftspflichten nachkommen, ohne schlechtes Gewissen.
    Spezielle Sinneszellen in den Saugnäpfen teilen den Oktopoden mit, wie die Beute schmecken wird. Wir Menschen müssen unsere Finger abschlecken, wenn wir wissen wollen, wie das Essen gewürzt ist, das sparen sich die Oktopoden.
    Wofür

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